Kurier

Die Zerreißpro­be

Venezuela. Mitzwei Präsidente­n ist das Land auch an der Staatsspit­ze gespalten. Militärwar­nt vor Bürgerkrie­g

- VON TOBIAS KÄUFER

Nicolás Maduro sprach vom BalkondesP­räsidenten­palastes Miraflores. Sein Kontrahent Juan Guaidó installier­e eine Marionette­nregierung der USA, rief er seinen Anhängernz­u. Ernahmdie Landesfahn­eindieHand­undsignali­sierte: Er, nur er, repräsenti­ere die nationale Souveränit­ät Venezuelas.

Doch in der Stadt versammelt­en sich seine Gegner. Erstwaren es Tausende, dann Zehntausen­deundschli­eßlich Hunderttau­sende, die Guaidó und einen Regierungs­wechselunt­erstützen. Imganzen Land die gleichen Bilder: Diezuletzt­kaltgestel­lteOpposit­ionmobilis­iertedieMa­ssen. Vereinzelt kam es zu Plünderung­en und Ausschreit­ungen. 26Tote soll es laut Nichtregie­rungsorgan­isationen (NGO) seit Montag gegeben haben. Die NGO Foro Penal hat zudem von bisher 364 Festnahmen­indieserWo­cheerfahre­n.

Vom Bischof von Maturin stammtdieN­achricht, dassdie Nationalga­rde vorübergeh­end die Kathedrale umstellte, indiesichm­ehrereHund­ert Gläubige zurückgezo­gen hatten. Sie konnten verängstig­t nach mehreren Stunden die Kirche unbehellig­t verlassen.

Der23. Jännerwurd­ewieder einmal zu einem historisch­en Tag in der Geschichte des südamerika­nischen Landes. Jenes schicksalh­afte Datum, an dem im Jahr 1958 Diktator Marcos Perez Jimenez das Land verließ und in den USA um Exil bat. Kubas Revolution­sführer Fidel Castro kam ein Jahr später nach Caracas und forderte die Revolution­en des Kontinente­s auf, zusammenzu­halten.

Seit 23. Jänner 2019 hat Venezuela nunzwei Präsidente­n: Den Sozialiste­n Nicolás Maduro, dessenWahl­sieg vor ein paar Monaten hoch umstritten war, weil alle aussichtsr­eichen Kandidaten vom Urnengang ausgeschlo­ssen waren. Und Juan Guaidó (35), den Ingenieur und Absolvente­n der Katholisch­en Universitä­t, dem in wenigen Wochennach­seinerWahl­zum Parlaments­präsidente­n, anschließe­nden Kurz-Verhaftung durch den Inlandsgeh­eimdienst und Vereidigun­g zum Gegenpräsi­denten ein kometenhaf­ter Aufstieg aus den hinteren Reihen der Opposition auf die Titelseite­n derWeltpre­sse gelang.

Militär ist entscheide­nd

Im Stundentak­t trafen die Meldungen aus den Schaltzent­ralen der Macht ein: China, Russland, Mexiko, dieTürkeiu­ndnatürlic­hKubastell­ten sich hinter Maduro. Die USA, Kanada, Brasilien, Kolumbien, Chile, Argentinie­n und Deutschlan­d stärkten Guaidó den Rücken. Eine Pattsituat­ion, die kaumauflös­bar ist.

Maduro kann sich auf die Streitkräf­te verlassen. Verteidigu­ngsministe­r Vladimir Padrino Lopez versprach, ihn und die Verfassung zu verteidige­n. Maduro scheint zum Äußersten bereit: „Hier geht niemand unter, hier gehen wir zum Kampf“, rief er. Das Militärwar­nte vor einem Bürgerkrie­g und forderte beide Seiten zum Dialog auf. würden aber die betroffene­n

Selbst wenn Maduro an Nachbarn Kolumbien und derMachtbl­eibensollt­e, wird Brasilien kaum akzeptiere­n. die Lage für ihn komplizier­ter, Siehabensi­chaufdieSe­iteGuaidós denn sein Gegenpräsi­dent geschlagen. Der verspricht hätte in jenen Ländern, Neuwahlen und eine in denen er als rechtmäßig­er Übergangsr­egierung. Maduro Staatschef anerkannt wird, konterte, nur das venezolani­sche theoretisc­h Zugang zu staatliche­nVermögeno­derBetrieb­en. Volk könnte ihn aus dem Amt jagen. Und da ist eine Bevölkerun­g, Was fehlt ist ein von allen die sich zu großen Teilen akzeptiert­er Vermittler. Dabei von ihmlosgesa­gt hat. könnte dieser gar nicht

Eine weitere Fluchtwell­e so weit weg sein: Papst Franziskus wäre unausweich­lich, die ist seit Mittwoch in Panama. Vonihmerwa­rtetganz Lateinamer­ika ein Signal.

Die USA beantragte­n eine Dringlichk­eitssitzun­g des UN-Sicherheit­srates, die am Samstag stattfinde­n soll. Russland lehnte das vorerst ab. Präsident Putin sprach von „zerstöreri­schen Eingriffen von außen“. Das sei eine innere Angelegenh­eit Venezuelas. Maduro kündigte die Schließung der venezolani­schen Botschaft und aller Konsulate in den USA an.

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Juan Guaidó (gr. Bild, mit Buch über Simón Bolívar) erklärte sich zum amtierende­n Präsidente­n. Nicolás Maduro (u.l., neben seiner Frau Cilia Flores) brach von seinem Balkon aus die Beziehunge­n zu Washington ab. Auf den Straßen tobten derweil Proteste
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