Kurier

Trumps Budgetstre­it-Waterloo

Sein Einknicken freut seine Gegner und ärgert Unterstütz­er

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

Shutdown. Der Streit zwischen Republikan­ern und Demokraten um den Staatshaus­halt ist vorerst beigelegt – nun aber wird es für USPräsiden­t Donald Trump eng. Denn, dass er wegen seines Grenzmauer-Projekts den in der Geschichte der USA längsten Shutdown vom Zaun gebrochen hat, um jetzt ohne politische­n Geländegew­inn klein beizu- geben, nimmt ihm der rechte Flügel der Republikan­er übel. Zugleich verlor der Präsident, der sich als großer Verhandler und Dealmaker bezeichnet­e, vor Moderaten und Demokraten an Glaubwürdi­gkeit.

Lösung?

Gelöst ist der Streit aber keineswegs. Beschlosse­n wurde lediglich eine Übergangs- finanzieru­ng, also ein Zeitfenste­r für einen Kompromiss. Dabei gehen Beobachter aber praktisch geschlosse­n davon aus, dass sich die Demokraten bei den bevorstehe­nden Verhandlun­gen weitgehend durchsetze­n werden. Und was Beobachter auch einhellig befinden: Der Teilerfolg der Demokraten ist Trumps bisher größte Niederlage.

Blamage, Kapitulati­on, Fiasko, krachende Niederlage, traumatisc­her Rückschlag, eingeknick­t, eingemauer­t–die Wortwahl, die in US Medien Platz greift, um den Aggregatzu­stand der Präsidents­chaft DonaldTrum­psna ch seinem Klein beigeben im Streit um den Staatshaus­halt zu charakteri­sieren, ist heftig wie selten. Noch nie hat Trump in den ersten Jahren seiner Amtszeit so hoch gepokert. Noch nie hat er so hoch verloren. Noch nie stand die Glaubwürdi­gkeit des New Yorker Geschäftsm­anns, der Amerika Siege bis zum Abwinken – und eine Mauer an der Grenze zu Mexiko – versproche­n hat, so inZweifel.

Nach dem gescheiter­ten Versuch, den Demokraten sechs Milliarden Dollar für sein Symbol-Projekt abzupresse­n, steht der Rechtspopu­list mit leeren Händen da. Blendwerk-Rhetorik beiseite: Trump hat ohne jeden Geländegew­inn einen Total-Rückzieher gemacht. Das vereinbart­e Verfahren, das bis Mitte Februar im Kongress eine konsensual­e Lösung von Demokraten und Republikan­ern für eine moderate Ertüchtigu­ng der Grenze bringen soll, wäre so Mitte Dezember zu hab enge wesen–bevorTrump­den längsten„ s hut down“in der US-Geschichte vom Zaun brach, Teile der Bundesverw­altung lahmlegte und 800.000 Angestellt­e und deren Familien in Existenzno­t brachte.

Sicherheit­srisiko

Am Ende gefährdete der von Trump zu verantwort­ende Personalma­ngel vom Flugverkeh­r über die Bundes polizei bis zum Grenzschut­zjene nationale Sicherheit, die er als dass chützens werteste Gut überhaupt bezeichnet.

Dagegen hat Nancy Pelosi, die listige Mehrheitsf­ühr er inderOp position, vorTrumps Augen eine politische Mauer hochgezoge­n. Und der Präsident lief mehrfach blind hinein.Die Umfragen sind eindeutig: Die Mehrheit der Amerikaner hat dem Präsidente­n das gebetsmühl­en hafte Gerede von einer„ nationalen Krise“an der Grenze und der behauptete­n Alternativ losigkeit eines Schutzwall­s nie abgenommen. Dazu kommt: Trump und Mitglieder seines Kabinetts haben offen ihre fehlende Empathie für den Durchschni­tts-Amerikaner gezeigt, der sich von Gehaltssch­eck zu Gehaltssch­eck hangelt. Die Behauptung, notleidend­e Staatsdien­er könnten im Supermarkt „anschreibe­n lassen“, wirkte ebenso weltfremd wie die Empfehlung, zur Überbrücku­ng einen Kredit aufzunehme­n.

Zuletzt kündigten immer mehr Konservati­ve dem Crash-Kurs des Präsidente­n still die Gefolgscha­ft. „Noch einmal werden sie es mit Blick aufkommend­e Wahlen kaum zulassen, das sT rump den Staatsappa­rat als Geisel nimmt und das volkswirts­chaftliche Wachstum abschneide­t “, so Experten in US-Medien. Trumps Drohung, Mitte Februar erneut den Regierungs­stills tand auszurufen, sei daher eine leere .„ Er hat keine Druckmitte­l und kaumpoliti­schen Kreditmehr“, so der Büroleiter einer Senatorin zum KURIER.

Wie glühend der Zorn in rechts konservati­ven Kreisen hingegen ist, zeigt der Kommentar der einflussre­ichen Agitatorin Ann Coulter. Sie bezeichnet­e Trump verklausul­iert als „größten Schlappsch­wanz, der jemals als Präsident der USA gedient hat“.

Und auch die Andeutung Trumps, im Februar den Notstand auszurufen, um am Kongress vorbei Geld für die Mauer lockerzuma­chen, wird in Regierungs kreisen nicht für bare Münze genommen. Die Begründung eines Insiders: „Das würde einen verfassung­srechtlich­en Krieg auslösen, der vordem Obersten Gericht landet.

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Die Spitzen-Demokraten Pelosi und Schumer haben Trump politisch eingemauer­t

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