Auch im Bio-Paradies ist nicht alles rosig
Warum man in Österreich über Lebensmittel reden sollte: Drei Thesen zur My then zertrümmerung.
In den USA ist gerade die längste Budget sperr eder Geschichte beendet. Wir wissen nicht, wie das Brexit-Abenteuer ausgeht, und innenpolitisch wird über den Primat von Politik und Recht gestritten. Kannmanda über etwas so „Unpolitisches“wie das Essen schreiben? Ja, weil es hochpolitisch ist, wer undwas dieWelt ernährt. Aber in Österreichmuss man sich darüber doch eh keine Gedanken machen? Jein. Drei Schlagworte, die hinterfragens wert sind:
1.)„ Bio- Europameister Österreich “: Das sind wir bei der Produkt ions fläche tatsächlich. Aber beim Einkauf entscheidet dann doch häufiger der billigere Preis. Daher könnte die ehrenhafte Absicht von LandwirtschaftsministerinKö st ing erfü reine bessere Lebensmittel kennzeichnung, auch in verarbeiteten Produkten, ein Schuss nach hinten sein: Der heimische Handel behauptet, dass dies seine Produkte verteuere. Theoretisch könnte es jedoch ein Bewusstsein schaffen, dass manz um Beispiel vielmehr („ böse “) Eier aus internationaler Käfig haltung (etwa in Keksen oder Nudeln) verspeist, als gedacht. Selbst dann, wen nein fettes„ A“auf der Packung prangt.
Märkte abschotten bringt für alleNachteile
2.)„ Regionalitäti st das neueBio “: Wir, die Europäer, möchten am liebsten die eigenen Märkte umzäunen, doch unsere Lebensmittel sollen–bitteschön–am internationalen Markt erfolgreich sein. Beispiel Afrika: Der Export von überschüssigem Billigfleisch aus der EU hat über Jahre hinweg die Lebensgrundlagen lokaler Bauern zerstört. Gleichzeitig ist die EU weltweit größter Geldgeber für Entwicklungshilfe. Ein Handel auf Augenhöhe wäre besser–übrigens für Afrika und Europa. Ja, der Transport verschlechtert den ökologischen Fuß abdruck afrikanischer Trauben im heimischen Supermarkt–doch ihr Kauf hat auch positive Wirkung: Weil es Wirtschaftswachstum in Regionen erzeugt, aus denen man jetzt noch wegen der tristen wirtschaftlichen Lage (und der korrupten, lokalenPolitik) nachEuropa flieht.
3.) „Small is beautiful“: Die Globalisierungs- und Technikskeptiker im „satten“Westen werden mehr. Doch sie übersehen, dass effizientere Produktion und Freihandel Hunger und Armutweltweit drastisch reduziert haben. Den internationalen Trend zu riesigen Monokulturen und immer monströseren Zuchttieren darfman dennoch skeptisch betrachten. Aber „small ist beautiful“bedeutet nicht automatisch schonenderen Umgang mit Erde und Tier sowie bessere Produkte. Übrigens habenwir Konsumenten es letztlich selbst in der Hand, wie und was produziert wird. Eine Frage des Geldes ist das meist nicht: Der Anteil der Lebensmittel ausgabenam österreichischen Haushalt beträgt kaum noch 12 Prozent. Sparen könnten wir beim Fleischkonsum: Weniger Fleisch nutzt der eigenen Gesundheit und der Umwelt. Neu modisch das Essen( und unsere Befindlichkeiten) zur Ersatz religion hoch stilisieren müssen wir hingegen nicht. Noch dazu, wo wir in Wirklichkeit gar nicht so super moralisch sind, wie wir uns gerne sehen.