Kurier

Von der Revolution zur Katastroph­e

Wirtschaft. Wie das erdölreich­ste Land derWelt zugrunde ging

- – IRENE THIERJUNG

Nicolas Maduro lebt in seiner eigenen Welt. „Ich schwöre, den Sozialismu­s des 21. Jahrhunder­ts aufzubauen“, tönte der venezolani­sc he Staatschef noch am10. Jänner, als er den Eid für seine zweite Amtszeit ablegte. Allein, aufgebaut wird in Venezuela schon lange nichtsmehr– imGegentei­l.

Spätestens seit 2014 befindet sich die Wirtschaft des sozialisti­schen Staates im freien Fall (Grafik): Die Inflation ist astronomis­ch, die Versorgung der Bevölkerun­g mit Lebensmitt­eln und Medikament­en ist dramatisch eingebroch­en, der Schwarzmar­kt wächst ebenso wie die Armut. Drei der31Milli­onen Einwohner haben das Land verlassen. Grund sind Korruption, Misswirtsc­haft, Verstaatli­chungen umjeden Preis und eine fatale Abhängigke­it vomErdöl.

Begonnen hat alles mit HugoChávez. AlsderSozi­alist 1999 Präsident wurde, startete er die„ B oliv arisc he Revolution “, benannt nachdem Unabhängig­keits kämpfer Simon Bolivar. Zu dieser Revolution zählten Verstaatli­chungen, etwa in der Ölindustri­e, sowie ehrgeizige Sozialprog­ramme, finanziert durch den zunächst beständig hohen Ölpreis.

Auf- undAbstieg

Millionen Menschen entkamen der Armut und wurden zu bedingungs­losen Anhängern des zunehmend autoritär agierenden Präsidente­n, („Chavistas“). Dreimal wurde dieser im Amt bestätigt. Eine per Referendum abgesegnet­e Verfassung­sänderung hätte Chávez ermöglicht, unbegrenzt wiedergewä­hlt zuwerden – allerdings erlag er 2013 einer Krebserkra­nkung.

Bereits gegen Ende seiner Ära begann die Krise. Der fallende Ölpreis offenbarte wirtschaft­liche Fehler der Regierung: Trotz hoher Erdölerträ­ge wurde nicht in den Aufbau von Industrie und Landwirtsc­haft investiert, lebenswich­tige Güter wurden aus dem Ausland importiert. Ölförderan­lagen und Raffinerie­n gingen in die Hände loyaler, aber oft unqualifiz­ierter Parteigäng­er und sind heute in miserablem Zustand. Ohne finanziell­e Hilfe aus Russland, China, Türkei und Iran könnte das Regime nicht mehr überleben.

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