Kurier

Cappuccino mit der „Love Machine“

Währing. Künstler Thomas Stipsits in der Cafebrenne­rei Franze über seine neue Kinorolle als Callboy

- VON ANNA-MARIA BAUER (TEXT) UND JÜRG CHRISTANDL (FOTOS)

Thomas Stipsits ist bald als Callboy zu sehen. Vorherging­ernochetwa­s trinken.

An Griechenla­nd kommt m anbei Thomas Stipsits nicht vorbei. Nicht nur, weil der Kabarettis­t und Schauspiel­er dort gerne auf Urlaub ist und eines seiner Kabarett-Programme so heißt. Auch der Besitzer seines Lieblings cafés – die Cafebrenne­rei Franze in Wien-Währing, in der er sich eingefunde­n hat – ist zufälliger­weise Halbgriech­e. Und die Anfrage von Regisseur Andreas Schmied zur Hauptrolle im Film„Love Mach ine“hat ihn just indem Moment erreicht, als er in Athen beim Friseur saß.

Am Freitag läuft die Komödie in den Kinos an. Stipsits spielt einen mittellose­n Musiker, der beschließt, seinen Körper Frauen entgeltlic­h zur Verfügung zu stellen und sich – gerade als er sich in dem neuen Job etwas zurechtgef­unden hat – in seine Fahrschull­ehrer in verliebt.

KeinKlamau­k

Callboy also. Hat er bei dieser Rolle sofort zugesagt? „Natürlich!“Thomas Stipsits musslachen­undergänzt:„Na ja, ich fand es schon lustig. Abermirwar­auchgleich­klar: Das darf kein Klamauk werden, der das Thema verblödelt; es soll schon Sinnlichke­it haben. “

Das ist gelungen. Auch wenn vieles im Film zum Lachen und Schmunzeln anregt, die Komödie porträtier­t starke, toughe Frauen und ihre Lust ist erfrischen­d ehrlich dargestell­t. Hat ihn der Inhalt des Films zum Nachdenken angeregt? „Was mir schonaufge­fallenist: Männerpros­titution wird kaum aktiv beworben; das passiert sohinter vorgehalte­ner Hand. Ganz anders als bei Frauen. Da wird ja total viel über Sex ver- kauft. Bei so vielen Reklamen ist eine halb nackte Frau im Vordergrun­d.“

Puristen-Philosophi­e

Er nimmt einen Schluck Kaffee. Kaffeetrin­keerjaviel­und gerne.„AlsoCappuc­cino. Gilt das unter Puristen eigentlich noch als Kaffee?“Er grinst. Dieses Urteil möchte Lokalchef Nicolas Franze zwar nicht fällen, aber in seinen Kaffee darf weder Milch noch Zucker. Für ihn ist nur reiner Espresso dasWahre.

Noch lieber trinkt der Gastronom Franze aber Tee. Deshalb gibt es neben den 20 selbstgerö­steten KaffeeVari­anten auch 300 Tee-Sorten zum Probieren. Eigentlich­wollteder4­1-Jährigeden Fokus des Lokals auf denVerkauf legen. Aber irgendwie trankendie­Kundenauch­gerne vor Ort, in den gemütliche­n türkisen Couchsesse­ln oder den Original-60er-Jahre-Barhockern. UndsohatNi­cholas Franze mit Partnerin Bettina Klinger das Speiseund Getränkean­gebot aufgestock­t. Nun gibt es hausgemach­te Limonaden, Omelette mit Bio-Schafkäse und einen Sonntagsbr­unch mit einemGlasF­rizzante– weiles ohne großes Frühstücks­angebot inWien nicht geht.

Apropos Wien. Für Stipsits, der mit seinen Kabarettto­uren viel herumkommt, gibt es keine Stadt, in der er lieber wohnen möchte. „Wienbietet sovieleMög­lichkeiten. Beruflich natürlich sowieso. Es gibt einfach die meisten Bühnen und das meistePubl­ikum– auchwenn die Menschen am Anfang nicht kommen.“

Am meisten habe ihn aber das Grätzelhaf­te gepackt, diese Unterschie­dlichkeite­n. „Hierim18. Bezirkbist­duzum Beispiel gleich in den Bergen, fährst du über die Bruckn, bistduamWa­sser, auf derMariahi­lfer Straße bist du in der Stadt-Stadtundim­Erstenmitt­en in einem Freilichtm­useum.“Allzu viel Zeit, sich das anzusehen, hat Stipsits

momentan aber gar nicht. Mitte Februar geht die Tour mit seinem Programm „Stinatzer Delikatess­en“weiter. Im März steht er für einen neuen Tatort vor der Kamera.

Und dann arbeitet er an einem Drehbuch, ein Herzenspro­jekt. Worumesgeh­en soll ?„ Es wir deine Aussteiger­Komödie “, sagt Thomas Stipsits und muss grinsen. Denn sie spielt – wie könnte es anders sein – inGriechen­land.

Stipsits’ Wien-Fazit: „Der öffentlich­e Verkehr inder Stadt ist super. Und dieUnterha­ltung, ob für Erwachsene oder Kinder. Das Marionette­ntheater Schönbrunn liebt mein Sohn, zumBeispie­l.“

„Die Park-’n’-Ride-Angebote könntenein­bisslbesse­rsein.“

„Manchmal schlecht ist die Anonymität dieserStad­t, dieses bissl Neo-Biedermeie­rhafte, dass sich jeder nur in seinem Kreis bewegt.“

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 ??  ?? Thomas Stipsits trinkt gerne Kaffee – „also Cappuccino. Puristen würden das vielleicht nicht Kaffee nennen“
Thomas Stipsits trinkt gerne Kaffee – „also Cappuccino. Puristen würden das vielleicht nicht Kaffee nennen“
 ??  ?? Kaffeeröst­er Nicholas Franze hat das Lokal im September 2016 mit seiner Partnerin Bettina Klinger eröffnet
Kaffeeröst­er Nicholas Franze hat das Lokal im September 2016 mit seiner Partnerin Bettina Klinger eröffnet
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