Konflikt, der stets wieder aufflammt
Massensport. Ein eigener Touren-Pakt entschärft das Problem in Tirol
Das Tourengehen boomt seit mehreren Jahren. Rund 700.000 Menschen sollen diesemWintersport, der früher noch als Altherren-Vergnügen belächelt wurde, inzwischen in Österreich laut Schätzungen frönen. Das Konfliktpotenzial in den Skigebieten hat sich durch diesenTrendverschärft.
Die Pistenwerden vonAnfängern genutzt, aber auch von jenen, denen das freie Geländezugefährlichistoderdie in alpin-urbanen Räumen nach Feierabend noch ein bisschenmitFellenandenSkiernschwitzenwollen.
Im Westen Österreichs, wo die Skigebiete besonders konzentriert zu finden sind, kocht der Streit zwischen Seilbahnbetreibern und Tourengehern in schöner Regelmäßigkeit hoch. Die Liftgesellschaften ärgern sich über zum Teil rücksichtsloses Verhaltengegenüberderzahlenden Pistenkundschaft oder über nächtliche Tourengeher, die präparierte Hänge zerstören und dabei zum Teil nochihreigenesLebenriskieren (siehe Artikel oben).
Im vergangenen Winter sorgten die Seefelder Bergbahnen nahe Innsbruck mit einem Facebook-Appell für Debatten. „Hintereinander aufsteigen, am Pistenrand gehen, Pistennicht dauerndqueren, Hunde an die Leine! Das kann doch nicht so schwer sein!?“, hieß es dort.
Die Tourengeher ärgern sich hingegen zum Teil über teureParkplätzeoderdieEinschränkung der Freiheit in den Bergen. In Tirol gibt es seit mehreren Jahren ein eigenes Pistentouren-Modell, daseingedeihlichesMiteinander garantieren soll.
Das Land Tirol hat 2009 mit Seilbahnbetreibern rund um Innsbruck eine Vereinbarung geschlossen, wonach an wechselndenTagen die Pisten abendsfürTourengehergeöffnet werden (teils mit kostenpflichtigen, teils mit Gratis-Parkplätzen). Ein dazugehöriger Guide ist online abrufbar. Der führt auch Gebiete mit Pisten an, in denen es keinen Liftbetrieb gibt – etwaweil er aufgelassen wurde. So soll der Andrang entzerrtwerden. Allein im Großraum Innsbruck gibt es 30.000 Skitourengeher.