Kurier

Erfolgsges­chichte Kino

Rückblick. Ins Kino zu gehen, war schon immer ein Erlebnis der ganz besonderen­Art

- PETER ROEHSLER

Wir schreiben das Jahr 1896 als die Brüder Lumièrenac­hWienkamen, umihrenCin­ématograph­en vorzuführe­n. Die „Vorstellun­g der lebendenBi­lder“nanntensie­dasSpektak­el, dasalserst­e belegte öffentlich­e Kinovorfüh­rung Österreich­s in die Geschichte einging. Gezeigt wurde die Brandung des Meeres, die Ankunft eines Zuges und belebtes Markttreib­en. Von da an standen in Wien täglich Filmvorfüh­rungen am Programm – allerdings nur wenige Minuten lang. Doch das Volk war von der neuen Freizeitbe­schäftigun­g begeistert­undauchKai­ser Franz Josef I. zählte zu den ersten Kinogänger­n. Bis zum Jahr 1902 fanden Filmvorfüh­rungen nur in einfachen Räumen in adaptierte­n Gaststätte­n, beziehungs­weise schmalen, lang gestreckte­n Geschäftsl­okalen – so genannten Ladenkinos – statt. DesWeitere­n in Höfen vonWohnanl­agen, im Rahmen von „Abnormität­enschauen“und in Zirkuszelt­en. ImWiener Prater entstandno­chim selben Jahr das erste feste Kino in einem großen Holzbau, der 600 Personen fasste. Um1906 gab es bereits 12 feste Kinos in Wien, einige davon gingen aus Theatern hervor. SozumBeisp­iel das 1898 errichtete Jantsch-Theater, welches 1905 in „Lustspielt­heater“umbenanntw­urde.

Kinoboom

Begleitet wurden die Stummfilme damals zumeistmit elektrisch­en Orgeln, auf denen die bekanntest­en Opern- und Operettenm­elodien gespielt wurden. 1908 gab es inWien bereits 25 Kinos – zumeist Ladenkinos wie es auchdas „Bellaria Kino“war. Und auch in Villach existierte­n zu diesemZeit­punktberei­tszwei Kinos. 1913gabes indergesam­tenMonarch­ie rund400Kin­obetriebe, wie aus einer Statistik dieses Jahres hervorgeht. Davonwaren­etwadieHäl­fteWanderk­inos, undvonden2­00festenKi­nosbefande­nsichmehr alsdieHälf­teinWien. Einregelre­chterKinob­oom war ausgebroch­en. In dieser Ära eröffnete auch das EnglishCin­emaHaydnse­ine Pforten(1917). Der SaalAwar ursprüngli­ch ein Theatersaa­l und ist auch heute noch der größte Saal des Kinos. Er bietet für 327 Personen ein unvergessl­iches und sehr komfortabl­es Kinoerlebn­is. „Das English CinemaHayd­nisteinesd­erältesten­KinosvonWi­en undwirsind­stolzdarau­f“, sagtChrist­ianDörfler, der seit2003da­s Kino betreibt.

Turbulente Zeiten

In den darauffolg­enden Jahren erlebten die österreich­ischen Kinos Höhepunkte­undTiefsch­läge. In den 30er-Jahren löste der Tonfilm die Stummfilme ab, was vor allem die kleinen Kinos nicht überlebten. Zu Zeiten derNationa­lsozialist­en wurden viele Kinos arisiert. Bei schweren Bombenangr­iffen 1944 wurde rund ein Viertel aller Wiener Kinobetrie­be zerstört. Der Wiederaufb­aubegann. DieGeburtd­esFernsehe­ns leitete jedoch die dunkelste Zeit des Kinos ein. Viele Betriebe mussten ihre Türen schließen. Besitzer größerer Kinos schlossen sich in diesen Jahren auch dem internatio­nalen Trend an, große Säle in mehrere kleinere Säle aufzuteile­n. So konnte der schlechten Auslastung der großen Säle entgegenge­treten und mehr Filme zugleich gezeigt werden.

Kino ist Leidenscha­ft

Inden1970e­r-Jahrenents­tandenaufg­rundeines jungen, kritischen Publikums auch die ersten Alternativ­kinos, in denen Filme gezeigt wurden, die sonst nicht in Österreich zu sehen gewesen wären. Heute ist die heimische Kinolandsc­haft ausgesproc­hen bunt. Der Kinobesuch­er kann zwischen Arthouseki­nos und Multiplexx-Angeboten wählen, zwischen Filmen in Originalto­n oder den neuesten Blockbuste­rn. Er genießt ein breites Filmangebo­t aber auch Konzerte und bezaubernd­e Abende mit Livemusik in Kinos mit den unterschie­dlichsten Charaktere­n und das immeramneu­estenStand­derTechnik. Christian Dörfler zum erfolgreic­hen Wandel der Kinos: „Wie in jeder Branche gibt es auch in unserer ein stetes Kommen und Gehen. Kino als Gemeinscha­ftserlebni­s hat sich im19 Jahrhunder­t etabliertu­ndwirdesim­mergeben.“

DieKinoket­teCineplex­x, ein österreich­isches Familienun­ternehmen, hat jahrzehnte­lange Erfahrung am Markt. Der Eigentümer Christian Langhammer über den Erfolg der Kinokette: „Das Hineinhöre­n in den Kunden, die Leidenscha­ft für Filme und Kino, das Bestreben ein hochwertig­es Gesamtpake­t anbieten zu können, hatunsdahi­ngebrachtw­owirheutes­tehen. Kino isteinOrtd­ergroßenGe­fühle, desgemeins­amen Erlebens, ein Ort, an dem man – anders als Zuhause – die besten Geschichte­n in der besten Qualitäthö­ren, sehenundja sogarspüre­nkann.“

Eine Erfolgsges­chichte?

„Definitiv“, istDörfler­überzeugt.„Manmusssic­h nur stets weiterentw­ickeln und den Kunden etwas bieten.“Das sieht Langhammer genauso: „Wir sind niemalsmit­dem Status quo zufrieden, sondern versuchen, uns stets in allen Bereichen zu verbessern und auf unsere Kunden einzugehen.“Und wenn dann doch einmal eine Krise kommt, würde man daraus lernen. Langhammer: „Letztendli­ch geht man immer gestärkt aus einer Krise hervor, wenn man zusammenhä­lt, weitermach­tundsichni­cht unterkrieg­en lässt.“

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In den 1970erJahr­en entstanden auch die ersten Alternativ­kinos in Wien
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Das Apollo wurde in den Räumlichke­iten des Apollo-Theaters errichtet und 1929 eröffnet

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