Slalomlauf der Emotionen
Kitzbühel. MarcelHirscher zeigte wieder seine beiden Gesichter, ClémentNoël (FRA) jubelt über den nächsten Sieg
Marcel Hirscher scheint sich mittlerweile mit seiner Situation abgefunden zu haben. Die FIS wird jetzt auch nicht die ersten Slalom-Durchgängestreichen, nur weil der beste Skifahrer der Gegenwart seit einiger Zeit nicht mehr richtig auf Touren kommt. Also entschied sich der 29- Jährige dazu, einfach nicht mehr über seine schwächeren Auftritte in ersten Läufenzureden .„ Es ist genug mit der Herumsuderei“, sagte Hirsc hera m Samstag in Kitzbühel .„ Vielleicht soll ich einfache in malg scheit fahren .“
Schadensbegrenzung
Man kann jetzt trotzdem nichtsagen,d asses in KitzbühelfürHir scher dumm gelaufen wäre.Fü reinen zweiten Platz auf dem Ganslernhang würden einige seiner SlalomKonkurrenten wahrscheinlich sogar freiwillig einmal die Streif herunter fahren. Im Selbstverständnis des 67fachen Weltcupsiegers war der zweite Platz aber bestenfalls Schadens begrenzung. Auch wenn Hirscher zugab: „Ich bin megahappy.“
Das konnte der Salzburger auch sein, denn zur Halbzeit hatte noch wenig auf den 135. Podestplatz seiner Karriere hingedeutet. Auf Rang neun hatte sich Hirsch er da wiedergefunden, sogar derBulgareAl bert Popov war mit Nummer 71 schneller als der Weltmeister gewesen. „Ich weiß nicht, was los ist. Ich bin teilweise am Verzweifeln“, hatte Hirscher vor dem zweiten Lauf gemeint.
Vorahnung
Nach dem Rennen schlug derAnnabergerschonwieder versöhnlichere Töne an. Weil er durch kleine Adaptierungen beim Material dann doch wieder wie gewohnt Fahrt aufgenommen hatte undprompteineLaufbestzeit markierte.
Marcel Hirscher wirkte amNachmittagaber auchgelassener, weil es nicht irgendwer war, dem er den Vortritt lassen musste. Sondern mit Clément Noël jener Mann, von dem Hirscher schon lange in höchsten Tönen schwärmt. „Ich habe schon vorJahrengesagt:,Dakommt ein Guter.’“
Traumkulisse
Der 21-jährige Franzose gibt im Moment im Slalom das Tempo vor und verblüfft dabei mit seiner Technik, Coolness und Reife. Die originelle Kurssetzung im ersten Durchgang konnte Noël genauso wenig aus der Spur bringen wie die Zuschauermassen entlang des Ganslernhangs. Die Vorverlegung auf den Samstag brachte einen Besucheransturm mit sich. „So was habe ich noch nie gesehen“, sagte Clément Noël, „es ist ein Traum, vor so vielen Leuten zu fahren.“
Mit Kitzbühel hat der Sieger von Wengen innerhalb weniger Tage schon den zweiten Slalom-Klassiker gewonnen, und geht es nach seinen Gegnern, dann wird erweitereMaßstäbe setzen .„ Er ist die Zukunft des Slaloms“, glaubt der drittplatzierte Teamkollege Alexis Pinturault.
Kompliment
Manche Experten sehen das größte Plus des hoch aufgeschossenen Franzosen in seiner Statur. Rivale Marcel Hirscher findet hingegen, „dass er im Moment einfach den schnellsten Schwung und die engste Linie fährt.“
Und damit rückt Clément Noëlzwangsläufigauchbeim Night Race am Dienstag in Schladming in den Rang des Topfavoriten. Marcel Hirscherweiß, wie der Franzose zu bezwingen ist. „Ich halte mich an das Positive. Zu fahren wie im zweiten Lauf in KitzbühelmussdasZielsein.“
Idealerweise auch schon im ersten Durchgang.