Mert Müldür, der Kurier unter den Rapid-Verteidigern
Im Porträt. DieKarriere des 19-jährigenWieners zeigt steil nach oben. Eine Geschichte von überraschendenWendungen und persönlichen Einblicken
Ein 16-Jähriger, der sich als Mert vorgestellt hatte, absolvierte ein Schul-Praktikum beim KURIER und saß – zufällig – neben dem Autor dieser Zeilen. Die Jugendlichen sollen ein paar Tage im „echten Leben“schnuppern und dann in der Klasse von ihrem Arbeitsplatz berichten.
Weil der aufgeweckte Wiener auffällig viel über Fußball wusste, bot ich ihm amletztenTagdengemeinsamen Besuch einer RapidPressekonferenz an. „Ich kannmichnoch erinnern, als wirimStadiongesessen sind, und alle haben mich gegrüßt“, erzählt der nun 19Jährige beim Trainingslager in Belekundschmunzelt.
Erst als derTeenager meine Verblüffung bemerkte, verriet er damals: „Ich spiele beiRapid, seit ichsieben Jahre bin.“Zweieinhalb Jahre später ist Mert Müldür Stammspieler bei Rapid und aktueller Teamspieler der Türkei.
Über den entscheidenden Moment der jungen Karrierewusste der Kurier unter den Verteidigern hingegen nicht alles. Vor dem Rückspiel gegen Steaua verletzte sich beim Abschlusstraining Bolingoli und wurde durch Potzmann ersetzt. Weil Trainer Djuricin erkannte, dass Auer nicht gut drauf war, wollte er im Millionenspiel Innenverteidiger Müldür – erstmals in dessen Leben – rechts hinten aufbieten. Der Rest des Trainerteams meinte, das wäre viel zu riskant, bis Sportdirektor Bickel sagte: „Wenn Gogo überzeugt ist, soll er es somachen.“
Müldür lächelt und sagt: „Djuricin hat mir in einem ganz kritischen Spiel Vertrauen geschenkt. Aber die Geschichte kenne ichgar nicht.“
Gelernter Stürmer
Er antwortet mit einer anderen Episode: Nach der BeförderungzudenProfiswarDjuricin bei einem Schusstraining von Müldürs Abschlüssenbegeistert.„AufseineFrage, ob ich mal Stürmer war, hab’ichgesagt: „’Ja, bis ich14 Jahrewar immer’.“Heute erklärt der Ex-Trainer: „Weil er diesen Offensivgeist hat und auch schnell ist, hab’ ich in ihm den Außenverteidiger gesehen.“Nachfolger Didi Kühbauer ist einer Meinung: „Derzeit sehe ich Mert eher rechts hinten. Er lernt da extrem schnell. Auf jeden Fall ist er ein toller Junge mit der richtigen Einstellung.“
Müldür sieht’s pragmatisch: „Mittlerweile habe ich verstanden, was alles nötig ist als Außenverteidiger. Es ist gut, dass ich beide Positionen spielen kann. Den Rest entscheidetderTrainer.“
Obwohl inWien geboren, spielt er seit der U-17 für die Türkei. Mit dem Debüt im ATeamwaren alle Chancen für denpassivenÖFBdahin.„Der türkische Verband wollte mich unbedingt zum Teamspieler machen und hat mich davon wirklich überzeugt“, erklärt Müldür, der die Sprache der Eltern „mit ein paar Grammatik-Fehlern“spricht. „Hier in Belek habe ich aber schon auch ein Heimatgefühl. Teile meiner Familie lebeninderTürkei“, erzähltder Doppel-Staatsbürger.
Eindeutig ist für Müdür – zumindest bis zu einem Millionen-Transfer in eine große Liga – das Vereinsleben: „Ich habe mehr als mein halbes Leben bei Rapid verbracht undbin glücklichdarüber.“