Haute-Couture-Schauen mit Schock
Karl Lagerfeld. Nach 35 Jahren konnte derModekaiserzumersten Mal nicht zur eigenen Chanel-Showgehen
Blumen spielen eine wichtige Rolle. Sie im Detail zu bewundern, ist schon einmal unglaublich: Sie wurden gestickt oder gemalt, mit Federngestaltet, ausSpitze, KeramikoderHarzgeformt. Von den „Les Petites Mains“, den unermüdlichen Handarbeiterinnen des Hauses Chanel. Über dieKarlLagerfelddankbarsagt:„Ichwürdewahnsinnig werden, wenn ich das selbstmachen müsste.“
BöseVorahnung
Es ist immer so erfrischend, nach seinen Shows backstage gehen zu dürfen, um solche Sager vomModekaiser zu bekommen. Nicht bei diesen Haute-Couture-Schauen in Paris. Das schlechte Gefühl, das sich bei den Männershows kurz davor eingestellt hatte – in jeder Dior-HommeShow saß Karl Lagerfeld in der ersten Reihe; diesmal nicht –, wurde am Ende der Chanel-Show zur Gewissheit: Zum ersten Mal nach 35 Jahren bei Chanel kam er nicht auf die Bühne, um den Applaus abzuholen. Per Lautsprecher wurde verkündet, dass er zu müde gewesen sei, um ins Grand Palais zu kommen. Bei aller bösen Vorahnung ein riesen Schock.
So viele Mode-Häuser sind nicht mehr das, was der Name verspricht. Die Haute Couture, ChanelbrauchtKarl Lagerfeld, umdiesegroßartige Handwerkskunst mit visionären Ideen am Leben zu erhalten. Er muss gesund werden und ewig leben!
Am Tag vor dem Schock hatten Betrand Guyon für das Haus Schiaparelli und Maria Grazia Chiuri für Dior bereits tolle Kollektionen gezeigt. Dass auch Jugend Couture großartig umsetzen kann, hat Iris Van Herpen schon längst bewiesen. Diesmal arbeitete sie mit einem ehemaligen Ingenieur der WeltraumbehördeNASAund jetzigen Künstler, Kim Keever, zusammen.
Jean Paul Gaultier holte sich Dita von Teese auf den Laufsteg. Giorgio Armani setzte für die Privé-Linie auf Artdéco. OnAuraToutVufeierten 20 Jahre als Couture-
Unterstützung durch Advantage Austria: Flora Miranda, Christian H. Schierer, Tanja Bradaric und Taro Ohmae von Sagan Vienna in Paris (v. li.)
Haus. OlivierRousteing zeigte– nacheinerPausedesHausesvon16Jahren– seineerste Haute-Couture-Kollektion für Balmain. Wie Alexandre Vauthier auchmit der Unterstützung von Swarovski.
TirolundSteiermark
Österreichwarauchsonstimmer wieder bestens vertreten. Die Salzburgerin Flora Miranda gestaltete mit ihren Couture-Modellen und einer KünstlerkolleginausdenUSA im denkmalgeschützten Le Grand Rex eine großartige Performance. Anschließend konnte man ihre Kollektion und auch die neuen Taschen des Designerduos hinter der Marke SAGAN Vienna, Tanja BradaricundTaroOhmae, im „Showroom“von Advantage Austria bei Christian H. Schierer bewundern.
Miuccia Prada zeigte ihre Miu-Miu-Precollection, die von Tirol inspiriert ist. Und aus 300 Bewerbern wählte während der Couture-Tage eine Jury 10 Kandidaten für den wichtigsten europäischen Modewettbewerb in Hyeres. Darunter Christoph Rumpf aus der Steiermark.