Entzückendes Plädoyer für Individualität und Farben
Kritik. „Was ist los bei den Enakos?“für Kinder
Darfmanmitdemersten, zudem einzigen Einwand beginnen? Das einstige StadttheaterinderWalfischgasse, das seit geraumer Zeit von der Wiener Staatsoper genützt wird, ist nach wie vor ein problematischer Ort für Musiktheater jeder Art.
Die Platzkapazitäten für Musiker sind ziemlich beschränkt; und dasOrchester muss hinter dem Publikum spielen. Herausforderungen also, die es auch bei Kinderopernzumeisterngilt. Und– hiermit sind wir auch schon bei der aktuellen Uraufführung – die Komponistin Elisabeth Naske war sich all dessen bewusst und hat ein ideales Werk für den komplexenRaumgeschaffen.
Gleichheit
Die Rede ist von „Was ist los bei den Enakos?“(Libretto und Regie: Ela Baumann) – ein Stück für Kinder ab 6 Jahren Erwachsene.
Worum es geht? Umdas Volk der titelgebenden Enakos, die kugelrunde Fantasiewesen sind, inihremeigenen, kleinenStaat lebenund dort alle gleich sind. Individualität ist unerwünscht.
Man folgt täglich den ewig gleichen Ritualen, den gleichen Regeln und ist zufrieden. Doch eines Tages ist der Ball – die Enakos sind sehrkindlichundspielenimmer mit roten Bällen – plötzlich gelb. Der Auftakt zu einer Reihe bunter Sabotageakte, hinter denen der (angeblich) entführte Sohn des (gütigen) Königs steht. Er will die Macht des Oberenakos brechen. So kommt Farbe ins Leben der entzückendenkleinenWesen.
Elisabeth Naske hat für diese kindgerechte, 60-minütige Geschichte eine eingängige, überaus melodische, teilsbewusstnaiveMusik geschrieben, die sehr gut strukturiert ist, nurscheinbar simpel wirkt. Mitsummen ist da auch für die kleineren Besucher kein Problem. Undein Happy-End gibt es auch.
Individualität
Regisseurin Ela Baumann hat inFlorianAngerersfunktionalem Bühnenbild diese Geschichteumdie Selbstfindung und Individualität sicher in Szene gesetzt; eine kurze Videoprojektion gibt es auch. Dirigent Rick Stengårds und das Bühnenorchester der Staatsoper leistenebenfalls ganze Arbeit.
Ein Sonderlob verdienen die Kinder der Opernschule (bei der Premiere: Diana Michal, MaryamTahon, Theresa Praxmarer, Mina Todorovski und Emil Lang), die alsEnakos Großes leisten.
Igor Onishchenko, MargaretPlummerundDanPaul Dumitrescu – man alterniert – vertreten kompetent das Ensemble.
KURIER-Wertung: