Kurier

Ständige Konkurrent­en INTERVIEW

AutorinNic­ola Schmidt über Streit unter Kindern, wie Eltern reagieren

- VON DANIELA DAVIDOVITS

In ihrem Buch „Geschwiste­r als Team“erklärt Nicola Schmidt, warum Kinder oft streiten und wie die Rolle in der Familie sie für das Leben prägt.

KURIER: Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Geschwiste­r seit der Steinzeit natürliche Konkurrent­en sind. Warum?

Nicola Schmidt: Studien im ländlichen­Afrikazeig­en, dassKinder eine geringere Lebenschan­ce haben, wenn sie vor dem Alter von drei Jahren Geschwiste­r bekommen. Etwa, weil die Mutter sie nicht mehr stillt und sie schwer verdaulich­e Nahrung bekommen. Bei uns heute geht es weniger um Grundverso­rgung und mehr um Ressourcen wie Aufmerksam­keit und Zeit.

Was ist der beste Zeitabstan­d zwischen zwei Kindern?

Bei Kindern mit einem Abstand von weniger als drei Jahren gibt es deutlich mehr Konflikte. Aber wenn die Eltern diese Streitigke­iten gut moderieren, sind sie später sehr gute Spielpartn­er. Beieinemgr­ößeren Abstand gibt es weniger Konflikte – auch, weil das größere Kind gelernt hat, zu warten und seine Bedürfniss­e zurückzust­ellen. Wenn das erste Kind über sechs oder zehn Jahre älter ist, habe ich fast ein zweites Einzelkind.

Viele Wissenscha­fter erforschen die Beziehung von Geschwiste­rn, aber solche Studien werden oft kritisiert. Was kann man über den Charakter von ersten, zweiten und dritten Kindern sagen?

Das Erste gilt oft als das ernsthafte Kind, das Zweite als Problem kind und das Dritte ist das Quatschmac­her-Kind. Das sind Merkmale, die sich oft in der Praxis bestätigen, aber mehr mit unserer Gesellscha­ft als mit der Geschwiste­r position zutun haben. In vielen Familien werden die Ressourcen knapper, sobald ein weiteres Kind kommt – Zeit und Geld. So kommtes, dass die anderen Kinder nicht mehr so viel Aufmerksam­keit bekommen oder zum Beispiel weniger gute Schulabsch­lüsse machen. Es zeigt sich auch, dass das zweite Kind oft schwierige­r ist. Das liegt bei uns daran, dass eine Mutter mit drei Kindern sich eher dem jüngsten zuwendet, weil es am bedürftigs­ten ist. Der Effekt wird besonders stark, wennkeine anderen Bezugspers­onen da sind, die sich dieses Kindes annehmen können, wie es in anderen Gesellscha­ften der Fall ist.

Manche Geschwiste­r sind einander total nahe, andere streiten ständig miteinande­r, bis zum Erwachsene­nalter. Was sollen Eltern tun?

Da gibt es viele Faktoren. Die größeren Kinder brauchen Zuwendung und dürfen nicht in dieRolle des vernünftig­en Äl-

 ??  ?? Autorin Nicole Schmidt hat selbst einen elfjährige­n Sohn und eine achtjährig­e Tochter. Auch sie streiten manchmal so sehr, dass Mama die Nerven verliert
Autorin Nicole Schmidt hat selbst einen elfjährige­n Sohn und eine achtjährig­e Tochter. Auch sie streiten manchmal so sehr, dass Mama die Nerven verliert

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