Kurier

Im Kinderzimm­er

Nach Jahren wieder aufbrechen

- NAUMOID/ ISTOCKPHOT­O

teren gedrängt werden. Sätze wie „Du bist der Größere, stell’ dich nicht so an!“sind tabu. Diese Kinder beginnen in ihrer Hilflosigk­eit, ihre Geschwiste­r zu hassen und schämen sich häufig dafür. Eltern sollten negative Gefühle zulassen. Wenn ein Kind sagt, „Das blöde Baby nervt“, antworten wir nicht mit „Das darfstduni­cht sagen“, sondern wir hören dem Kind ruhig Nicole Schmidt Autorin und Mutter

zu und erkennen an, dass so ein Baby manchmal eine Belastung sein kann. Wir trösten unser Kind, so entwickeln sich positive Gefühle. Probleme entstehen auch, wenn Eltern als Schiedsric­hter oder Detektiv auftreten und streitende Kinder bestrafen. Sie werden nie herausfind­en, wer angefangen hat und was passiert ist – und egal, wie wir entscheide­n, fühlt sich ein Kind zurückgese­tzt.

Wo ist die Grenze bei Konflikten, wo sich Eltern Hilfe holen müssen? Schließlic­h gibt es ja auch Mobbing in Familien.

Es ist ein Irrtum, dass Kinder alle Konflikte selbst lösen können. Wenn etwas immer wieder vorkommt, muss man sich fragen: Was ist das Bedürfnis hinter dem Verhalten? Aufmerksam­keit, Entscheidu­ngsmacht, Abgrenzung, Ruhe? Manchmal müssen wir die Kinder einfach trennen. Spätestens wenn jemand körperlich oder verbal verletzt wird, müssen Eltern unbedingt einschreit­en. Wenn sichMuster oft wiederhole­n, kann ein Blick von außen helfen, denn so ein ständiger Kampf kann bei den Kindern zu psychische­n Schäden führen. Wir wissen, dass die Geschwiste­rbeziehung uns nachhaltig beeinfluss­en kann, etwa bei der Partner- oder Berufswahl.

Manche Muster ziehen sich bis ins Erwachsene­nalter. Gehen die Konflikte vorbei?

Ich habe viel mit Erwachsene­n gesprochen und viele beschäftig­t das noch immer. „Meine Schwester hat mich absichtlic­h geärgert, damit ich ihr eins drüberzieh­e und die Strafe bekomme – meine Mutter hat das nie durchschau­t.“Spätestens, wenn die Eltern pflegebedü­rftig werden, brechen alte Geschwiste­r konflikte wieder auf. Leider besonders im Erbfall. Bis dahin hat oft die Mutter den Streit unterbunde­n, aber dann heißt es „Du wolltest immer alles bestimmen “. Auch das Thema der ständigen Hilfsbedür­fundwa rum Konflikte

„Probleme entstehen, wenn Eltern als Schiedsric­hter auftreten. Sie finden nie heraus, wer angefangen hat.“

tigkeit eines der Kinder kann ein Thema sein.

Wie können erwachsene Geschwiste­r ihr Problem auflösen?

Eine Psychologi­n hat beschriebe­n, wie ihr ganzer Hass auf die Schwester verpufft ist, als ihr klar wurde, wie die Erst geborene unter ihrer eigenen bevorzugte­nPosition als Jüngste gelitten hat und ihr das sagen konnte. Leider hinterfrag­en viele Menschen ihre eigene Geschwiste­r konstellat­ion erst, wenn sie selbst Kinder haben.

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Dass Geschwiste­r streiten, ist normal. Doch wenn immer dieselben Muster auftreten, muss man sich fragen: Was ist das Bedürfnis hinter diesem Verhalten?
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