Über Beutel und Ball
Stillleben. Der Alltag ist vollerMahnmale für das eheliche Prinzip derGewohnheiten.
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Heute ist mir nach Philosophieren: Wir alle hinterlassen auf unserem Weg durch das Leben Spuren, wieder Vogel im Schnee, das Reh imTann,derEle fan tim Porzellan laden. Womit wir beim Mann nebenan wären–und seinem ökologischen Fuß abdruck auf dem Planeten„ Ehe “. Nur so: Wo er einmal war, bleibt was–unübersehbar. Wie einRüde,d er sein Revier markiert: Duft marke hier, Duft marke da.
Versteckte Symbolik
Etwa inFormeines leerenTeehäferls, indem ein eingetrockneter Beutel hängt und das er mir Tag für Tag auf unserem Esstisch hinterlässt und ich Tag für Tag wegräumen darf. Warumnur? Esmussirgendeine verborgene Symbolik sein, weil die Strecke vom Tisch zum Geschirrspül er jan icht in die Kategorie„ Weit wand er weg für Geübte“fällt. Es handelt sich umvier Schritte, die erwandernmüsste, umdas Häferl an den Orts einer Bestimmung zutragen. Aber nein. Dasteht es, Minuten, Stunden, und–ging’ sna ch ihm–Tage, Jahre, Jahrhunderte. Wäre der Bis am berge in Vulkan und würde morgen ausbrechen, hieße es indenChroniken: Die Lava überraschte die Menschen beim Frühstück. Dazu ein berührendes Foto, auf dem das Mann-n eben an-HäferlplusBeu tel versteinert auf dem Tisch steht. Vermutlich ist dieHäferl- Hinterlassenschaft aber seine Art, zu zeigen, dass er immer wieder gerne heimkommt und nie daran denken würde, den ganzen Ehekrimskrams fürimmerhinter sichzulassen. DasHäferl – eine Liebesbotschaft anmich: Schatz, kommewieder, harre aus. Sore deich mir dasein, freu’ mic hund fliege täglich vom Tisch zum Geschirrspül er. Also sprachEuripides: Liebe ist vonallen Krankheitennoch die gesündeste. Na dann.
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ErNach sehr vielen gemeinsamen Jahren gibt es auch sehr viele Anblicke, an die man sich gewöhnt hat. Ich sehe die offene Zahnpastatu ben eben dem Waschbecken, ich sehe den mobilen Heizkörper unter dem Schreibtisch, ich sehe bunteZetterln auf dem Kühlschrank ... undichkönntemir stets aufsNeuedenken: Hach,m eine Gaby!Tu eich aber nicht, weil ich es in Wahrheit eh nichtmehrsehe. ImUnterschied zur leibhaftigenGaby, die mir seit längerer Zeit in sonderbaren Posen begegnet. Ich betrete den Rau mund sehe sie au feinem Bein in tiefer Hocke stehend, das andere Bein ist orthopädisch höchst fragwürdig abgewinkelt, die ArmevordemKörper offenbaren sichin einer ArtGebetshaltung. Ichvermute, dass ichdurchsbloße Hinschauenmehr Schmerzen habe als gnäYogaqueen in ihrem meditativen Parallel universum. Es folgen viele andere erstaunliche Verrenkungen, von denen sie behauptet, sie würdenjene innereBalance garantieren, umein Leben mit mir auszuhalten. Aber das ist sicher nur einWitz.
Unnötiger Ball
AmEndeihrer Sessions, die sie sichvia Video voneinem Männlein, das offensichtlich gelernt hat, ein Leben ohne Wirbelsäule zu führen, vorführen lässt, rekelt sie sichauf dem Boden. Und zwar au feinem sogen anntenFaszienb all. Dasist jene steinharte, schwarze Therapie-Kugel, die mich wie nichts sonst durch den Alltag begleitet, weil sie ständig vor meinen Füßen herumliegt, sich auf dem Sofa in meinen Rücken oder im Bett in mein Ohr bohrt .„ Von allen Bällen, die ichkenne, istdas derunnötigste“, sage ich. „Ahnungsloser, es tätdir auchnicht schaden, damit zu trainieren“, sagt sie. Aber das ist sicher nur der nächsteWitz.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 18. 2. Wien (Studio Akzent)