Kurier

Über Beutel und Ball

Stillleben. Der Alltag ist vollerMahn­male für das eheliche Prinzip derGewohnh­eiten.

- VON GABRIELE KUHN& MICHAEL HUFNAGL michael.hufnagl@kurier.at Facebook: facebook.com/michael.hufnagl.9

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Heute ist mir nach Philosophi­eren: Wir alle hinterlass­en auf unserem Weg durch das Leben Spuren, wieder Vogel im Schnee, das Reh imTann,derEle fan tim Porzellan laden. Womit wir beim Mann nebenan wären–und seinem ökologisch­en Fuß abdruck auf dem Planeten„ Ehe “. Nur so: Wo er einmal war, bleibt was–unübersehb­ar. Wie einRüde,d er sein Revier markiert: Duft marke hier, Duft marke da.

Versteckte Symbolik

Etwa inFormeine­s leerenTeeh­äferls, indem ein eingetrock­neter Beutel hängt und das er mir Tag für Tag auf unserem Esstisch hinterläss­t und ich Tag für Tag wegräumen darf. Warumnur? Esmussirge­ndeine verborgene Symbolik sein, weil die Strecke vom Tisch zum Geschirrsp­ül er jan icht in die Kategorie„ Weit wand er weg für Geübte“fällt. Es handelt sich umvier Schritte, die erwandernm­üsste, umdas Häferl an den Orts einer Bestimmung zutragen. Aber nein. Dasteht es, Minuten, Stunden, und–ging’ sna ch ihm–Tage, Jahre, Jahrhunder­te. Wäre der Bis am berge in Vulkan und würde morgen ausbrechen, hieße es indenChron­iken: Die Lava überrascht­e die Menschen beim Frühstück. Dazu ein berührende­s Foto, auf dem das Mann-n eben an-Häferlplus­Beu tel versteiner­t auf dem Tisch steht. Vermutlich ist dieHäferl- Hinterlass­enschaft aber seine Art, zu zeigen, dass er immer wieder gerne heimkommt und nie daran denken würde, den ganzen Ehekrimskr­ams fürimmerhi­nter sichzulass­en. DasHäferl – eine Liebesbots­chaft anmich: Schatz, kommewiede­r, harre aus. Sore deich mir dasein, freu’ mic hund fliege täglich vom Tisch zum Geschirrsp­ül er. Also sprachEuri­pides: Liebe ist vonallen Krankheite­nnoch die gesündeste. Na dann.

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ErNach sehr vielen gemeinsame­n Jahren gibt es auch sehr viele Anblicke, an die man sich gewöhnt hat. Ich sehe die offene Zahnpastat­u ben eben dem Waschbecke­n, ich sehe den mobilen Heizkörper unter dem Schreibtis­ch, ich sehe bunteZette­rln auf dem Kühlschran­k ... undichkönn­temir stets aufsNeuede­nken: Hach,m eine Gaby!Tu eich aber nicht, weil ich es in Wahrheit eh nichtmehrs­ehe. ImUntersch­ied zur leibhaftig­enGaby, die mir seit längerer Zeit in sonderbare­n Posen begegnet. Ich betrete den Rau mund sehe sie au feinem Bein in tiefer Hocke stehend, das andere Bein ist orthopädis­ch höchst fragwürdig abgewinkel­t, die Armevordem­Körper offenbaren sichin einer ArtGebetsh­altung. Ichvermute, dass ichdurchsb­loße Hinschauen­mehr Schmerzen habe als gnäYogaque­en in ihrem meditative­n Parallel universum. Es folgen viele andere erstaunlic­he Verrenkung­en, von denen sie behauptet, sie würdenjene innereBala­nce garantiere­n, umein Leben mit mir auszuhalte­n. Aber das ist sicher nur einWitz.

Unnötiger Ball

AmEndeihre­r Sessions, die sie sichvia Video voneinem Männlein, das offensicht­lich gelernt hat, ein Leben ohne Wirbelsäul­e zu führen, vorführen lässt, rekelt sie sichauf dem Boden. Und zwar au feinem sogen anntenFasz­ienb all. Dasist jene steinharte, schwarze Therapie-Kugel, die mich wie nichts sonst durch den Alltag begleitet, weil sie ständig vor meinen Füßen herumliegt, sich auf dem Sofa in meinen Rücken oder im Bett in mein Ohr bohrt .„ Von allen Bällen, die ichkenne, istdas derunnötig­ste“, sage ich. „Ahnungslos­er, es tätdir auchnicht schaden, damit zu trainieren“, sagt sie. Aber das ist sicher nur der nächsteWit­z.

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 18. 2. Wien (Studio Akzent)

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