„Fast wie zwei Vaterbrüder“
Nachzügler. Journalist Peter Reserarits über seine Rolle alsNesthäkchen
Der Name Resetarits ist eine Konstante in der heimischen Medien- und Kulturszene: Lukas (71), der älteste der drei Brüder, ist einer der erfolgreichstenKabarettisten des r Landes, Willi (70) wurde als Ostbahn-Kurti zur lebenden MusikLegende. Die Laufbahn von Nachzügler Peter (58) – er studierte Jus und verantwortet die ORF-Sendungen „Am Schauplatz“und „Bürgeranwalt“– wirktdafast schongewöhnlich.
Kein Zufall, wie der Letztgeborene dem KURIER erzählt: „Ichhabeschonals Fünfjähriger Brüder mit langen Haaren erlebt, die bei Popgruppen mitgespielt haben. Die Eltern waren unglücklich darüber und sahen in mir ihre letzte Chance. Ich musste versprechen, dass ich einen ordentlichen Beruf erlerne, keine Popgruppe gründe und die Haare nicht lang wachsen lasse, damit ich ihnen keine Schande mache. Sie konnten ja nicht ahnen, dass meine Brüder damit so erfolgreichwerden.“
ErklärerundBeschützer
Lukas und Willi erfüllten die Rolle der großen Brüder mit Bravour. „Ichhabesieimmerbewundert“, schwärmt Peter. „Für michwaren sie so etwaswie Vaterbrüder, sie haben mich miterzogen.“Willi, der auf Lehramt studierte, erklärte seinem zwölf Jahre jüngeren Bruder dieWelt, nahm ihn mit zu Ausstellungen und versorgte ihn mit Büchern undSchallplatten.
Lukas, der Erstgeborene, fungierte als Beschützer: „Wenn ichmit ihm Fußball gespielt habe und ich wurde gefoult, habe ich noch imFallen geschrien ‚Es war eh nichts!‘, weil ich gewusst habe, der Lukas wird den sofort zurRede stellen.“
Allen Unterschieden zum Trotz entwickelte sich über die Jahrzehnte eine innige Verbundenheit. Heute trifft sich die Großfamilie bei Geburtstagsfeiern, die nach Sternzeichen geordnet sind – Fischefest, Löwenfest, Schützenfest. Gemeinsame Werte lassen die ungleichen Brüder zusammenhalten: „Das klingt vielleicht pathetisch – aberwas uns eint, ist eine gewisse Menschlichkeit, eine Toleranz, eineSolidaritätmitdenen, die es nicht so gut haben. Wir kommen selber aus einer Gegend im zehnten Bezirk, wo nicht gerade die Reichen gewohnt haben. Als Burgenlandkroaten inWien wissen wir, wie es ist, wenn man in der Außenseiterrolle ist. Das hat uns geprägt, alle drei.“