Hansi Hinterseer, Ski-Legende
Hansi Hinterseer. Ein Gespräch übers Singen, Skifahren und seine Schuhe
Kitzbühls Promi äußert sich auch kritisch. Über den Skisport und die Umgangsformen im Internet.
Wer Hansi Hinterseer trifft, der senkt unweigerlich den Blick. Hat er sie an? Hat er wieder diese zotteligen DingeranseinenFüßen, ohnedie man ihn sich gar nicht mehr vorstellen kann?
Was füreineFrage. Natürlich trägt er seine berühmten Zottelmoonboots, als ihn der KURIER zum Interview trifft. In einer kleinen, schmucken Holzhütte am Ortseingang von Kitzbühel, weit weg vom Halligalli und von Ete und Petete.
Im Café EcKing sind die eingesessenen Kitzbüheler noch unter sich. Hier sitzen seine Freunde, „meine Mander“, wieHansiHinterseersie nennt, um den Holztisch und spielen Karten.
In dieser Umgebung fühlt sich Hansi Hinterseer wohl. Er hat es nicht so mit VIP-Partys und Rambazamba. Schon gar nicht während der Hahnenkammwoche. „Ich war noch nie auf der Weißwurstparty“, gesteht er. „Das ist nicht mein Ding. Ich muss es nicht haben.“
KURIER: Was verbinden Sie mit den Hahnenkammrennen? Hansi Hinterseer: In erster Linie viele Erinnerungen. Ich bin auf diesem Berg aufgewachsen, die Streifwarmein Schulweg. Seit meinem vierten Lebensjahr hab eich praktisch jedes Hahnenkamm rennen gesehen. Was ich hier runter alles erlebt hab’.
Erzählen Sie nur.
Ich war, glaub’ ich, neun, wie mich die Oma zum Würstlholen von der Seidlalm runter ins Tal geschickt hat. IchbinindenOrt, hab’die Würstl in den Rucksack gesteckt und bin mit der Gondel wieder rauf auf den Hahnenkamm. Daswarknappvor dem Abfahrtstraining, und sie haben mich noch schnell runterfahren lassen Richtung Seidlalm.
Und was ist dann passiert?
Dann hat’s mir bei der Steilhang einfahrt die Ski auseinander gezogen und ich hab’ Saltos geschlagen. Blöd erweise ist der Rucksack aufgegangen, und dieWürstl sind überall auf der Piste gelegen. Der erste Läufer war inzwischen aber schon unterwegs, daswar der Jean-Claude Killy. Der ist dann stehen geblieben und hat mir geholfen, dieWürstl zusammen zuk lauben .29 Paar haben wir noch gefunden.
Kommen wir zurück in die Gegenwart: Wie intensiv verfolgen Sie den Ski- sport? Bleibt dafür während der Tourneen überhaupt Zeit?
Wenn ich unterwegs bin, würde ich mir die Rennen oft ja gerne anschauen. Aber außerhalb von Österreich wird inzwischen kaum noch etwas übertragen.
Finden Sie das bedenklich?
Wenn wir ehrlich sind, dann ist Skifahren ja fast schon eine Randsportart. Klar, in Österreich ist es das große Ding, aber international gesehen sieht das anders aus. Manchmal kommt es mirfastsovor, dasswirbeiuns den Skisport zu wichtig nehmen. AberwissenSie, wasmir wirklich Sorgen bereitet?
Sagen Sie’s.
Die vielen Verletzungen im Skisport sind ein Wahnsinn. Und ich rede jetzt nicht vom Weltcup, sondern von denZwölf- bis Vierzehnjährigen. Die haben noch gar nicht den Körper, um diese Gerätezufahren, diesieunter den Füßen haben. Das heutige Material und der Mensch passen einfach nicht mehr zusammen.
Gibt es sonst auch noch Entwicklungen, die Sie irritieren?
Das hat jetzt nichts mit dem Sport zu tun. Was mir auffällt: In unserer Sprache gibt es drei Wörter nicht mehr: Respekt, Anstand, Menschenwürde. Das ist irgendwie verloren gegangen. Woran machen Sie das fest?
Man hat heute schnell jemanden angepatzt, aber entschuldigen tun sich dann nur die wenigsten. Wenn ich sehe, was da auf Facebook und imInternetabgeht, dasistkeine lustige Entwicklung, sondern eher beängstigend.
Sind Sie denn in den sozialen Netzwerken aktiv?
Nein, das muss ich nicht haben. Ich will mir eine gewisse Privatsphäre bewahrenundnichtalles teilen.
Funktioniert das? Sie sind ein bekanntes Gesicht.
Natürlich gibst du dich in gewisser Weise preis. Ab erich mag mich auch nicht verstellen. Wenn ich jetzt mit fünf Bodyguards daherkommen würde, dann gäbe es sicher einen Rummel. Ich habe ja manchmal das Gefühl, dass gewisse Leute das sogar brauchen, damit sie auffallen. Ich geh’ überallhin und habe kein Problem.
Sie feiern heuer Ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Dafür, dass Sie gar nicht singen wollten, ist das eine lange Zeit.
Wie ich das ersteMal gefragtwordenbin, habeichgesagt: ,Lasst’smichinRuh’, das will ich nicht.‘ Meine Frau hat mich überredet. Und ich habe mir gedacht: Der Beckenbauer, der Sailer, alle haben sie Schallplatten herausgebracht, das kann ich doch auch. Heute sage ich: Wenn ich nicht vom Sport käme, hätte ich inder Branche längst Auf Wiedersehen gesagt. Sehen Sie eigentlich Parallelen zwischen dem Skifahren und dem Singen?
Wenn du auf der Bühne stehst, dann ist das irgendwie schon mit Skifahren zu vergleichen: Du brauchst Kondition, du brauchst Konzentration, dubrauchstDisziplin. Und du brauchst, und das ist ganz wichtig, eine gewisse Lockerheit. Wenn du verkrampft bist, kannst du nicht gut Skifahren. DasGleiche gilt fürs Singen. Einen Vorteil hat das Singen aber.
Nämlich?
Es ist weniger Stress. Wenn ich nicht raus auf die Bühne gehe und mich um zehn Minuten verspäte, dann müssen die Leute warten. Wenn du das beim Skirennen machst, bist du weg und disqualifiziert.
Stört es Sie manchmal, dass Sie für alle nur der Hansi sind? Und sagt überhaupt jemand Johann zu Ihnen?
Auf Johann reagiere ich gar nicht. Manchmal sagen sie’s, wenn sie mich ärgern wollen. Ich bin der Hansi, daswar immer schon so. Das ist ja jetzt auch kein schlechterName, oder?
Lassen Sie uns zum Abschluss noch über Ihre Moonboots reden: Warum zieht man so etwas an?
Ganz einfach, weil sie warm sind. Im Sommer trage ich sie nicht. Wenn der Schnee richtig patzig ist, dann kannst du sie auch nicht anziehen.
Stört es Sie, dass sich immer wieder Leute über Ihr Schuhwerk lustig machen?
Das ist doch schön, wenn man über so etwas lachen kann. Ich kann auch über michselbstlachen. Wirhaben sogar einmal einen Werbespot gemacht, wo dann die Kühe diese Schuhe getragen haben. IchwareinmalinNew York, und da hatten die Kleiderpuppen in den Luxusboutiquen meine Schuhe an.
Sie nennen Sie sogar schon „meine Schuhe“.
Die sind meinMarkenzeichen geworden. Wir wollten die sogar schon in unser Merchandising-Programm aufnehmen.
Warum hat’s nicht geklappt?
Weil du eine so große Stückzahl produzieren musst. Und dann weiß ich nicht, obesüberhauptsoviele Leute gibt, die das kaufen. Aber der Gag wäre gewesen, in die Sohle ,Hansi‘ reinzuschreiben. Dann hätte jeder Hansi-Fußabdrücke in den Schnee gemacht.