Kurier

Hansi Hinterseer, Ski-Legende

Hansi Hinterseer. Ein Gespräch übers Singen, Skifahren und seine Schuhe

- VON WOLFGANG WINHEIM UND CHRISTOPH GEILER

Kitzbühls Promi äußert sich auch kritisch. Über den Skisport und die Umgangsfor­men im Internet.

Wer Hansi Hinterseer trifft, der senkt unweigerli­ch den Blick. Hat er sie an? Hat er wieder diese zotteligen Dingeranse­inenFüßen, ohnedie man ihn sich gar nicht mehr vorstellen kann?

Was füreineFra­ge. Natürlich trägt er seine berühmten Zottelmoon­boots, als ihn der KURIER zum Interview trifft. In einer kleinen, schmucken Holzhütte am Ortseingan­g von Kitzbühel, weit weg vom Halligalli und von Ete und Petete.

Im Café EcKing sind die eingesesse­nen Kitzbühele­r noch unter sich. Hier sitzen seine Freunde, „meine Mander“, wieHansiHi­nterseersi­e nennt, um den Holztisch und spielen Karten.

In dieser Umgebung fühlt sich Hansi Hinterseer wohl. Er hat es nicht so mit VIP-Partys und Rambazamba. Schon gar nicht während der Hahnenkamm­woche. „Ich war noch nie auf der Weißwurstp­arty“, gesteht er. „Das ist nicht mein Ding. Ich muss es nicht haben.“

KURIER: Was verbinden Sie mit den Hahnenkamm­rennen? Hansi Hinterseer: In erster Linie viele Erinnerung­en. Ich bin auf diesem Berg aufgewachs­en, die Streifwarm­ein Schulweg. Seit meinem vierten Lebensjahr hab eich praktisch jedes Hahnenkamm rennen gesehen. Was ich hier runter alles erlebt hab’.

Erzählen Sie nur.

Ich war, glaub’ ich, neun, wie mich die Oma zum Würstlhole­n von der Seidlalm runter ins Tal geschickt hat. Ichbininde­nOrt, hab’die Würstl in den Rucksack gesteckt und bin mit der Gondel wieder rauf auf den Hahnenkamm. Daswarknap­pvor dem Abfahrtstr­aining, und sie haben mich noch schnell runterfahr­en lassen Richtung Seidlalm.

Und was ist dann passiert?

Dann hat’s mir bei der Steilhang einfahrt die Ski auseinande­r gezogen und ich hab’ Saltos geschlagen. Blöd erweise ist der Rucksack aufgegange­n, und dieWürstl sind überall auf der Piste gelegen. Der erste Läufer war inzwischen aber schon unterwegs, daswar der Jean-Claude Killy. Der ist dann stehen geblieben und hat mir geholfen, dieWürstl zusammen zuk lauben .29 Paar haben wir noch gefunden.

Kommen wir zurück in die Gegenwart: Wie intensiv verfolgen Sie den Ski- sport? Bleibt dafür während der Tourneen überhaupt Zeit?

Wenn ich unterwegs bin, würde ich mir die Rennen oft ja gerne anschauen. Aber außerhalb von Österreich wird inzwischen kaum noch etwas übertragen.

Finden Sie das bedenklich?

Wenn wir ehrlich sind, dann ist Skifahren ja fast schon eine Randsporta­rt. Klar, in Österreich ist es das große Ding, aber internatio­nal gesehen sieht das anders aus. Manchmal kommt es mirfastsov­or, dasswirbei­uns den Skisport zu wichtig nehmen. Aberwissen­Sie, wasmir wirklich Sorgen bereitet?

Sagen Sie’s.

Die vielen Verletzung­en im Skisport sind ein Wahnsinn. Und ich rede jetzt nicht vom Weltcup, sondern von denZwölf- bis Vierzehnjä­hrigen. Die haben noch gar nicht den Körper, um diese Gerätezufa­hren, diesieunte­r den Füßen haben. Das heutige Material und der Mensch passen einfach nicht mehr zusammen.

Gibt es sonst auch noch Entwicklun­gen, die Sie irritieren?

Das hat jetzt nichts mit dem Sport zu tun. Was mir auffällt: In unserer Sprache gibt es drei Wörter nicht mehr: Respekt, Anstand, Menschenwü­rde. Das ist irgendwie verloren gegangen. Woran machen Sie das fest?

Man hat heute schnell jemanden angepatzt, aber entschuldi­gen tun sich dann nur die wenigsten. Wenn ich sehe, was da auf Facebook und imInternet­abgeht, dasistkein­e lustige Entwicklun­g, sondern eher beängstige­nd.

Sind Sie denn in den sozialen Netzwerken aktiv?

Nein, das muss ich nicht haben. Ich will mir eine gewisse Privatsphä­re bewahrenun­dnichtalle­s teilen.

Funktionie­rt das? Sie sind ein bekanntes Gesicht.

Natürlich gibst du dich in gewisser Weise preis. Ab erich mag mich auch nicht verstellen. Wenn ich jetzt mit fünf Bodyguards daherkomme­n würde, dann gäbe es sicher einen Rummel. Ich habe ja manchmal das Gefühl, dass gewisse Leute das sogar brauchen, damit sie auffallen. Ich geh’ überallhin und habe kein Problem.

Sie feiern heuer Ihr 25-jähriges Bühnenjubi­läum. Dafür, dass Sie gar nicht singen wollten, ist das eine lange Zeit.

Wie ich das ersteMal gefragtwor­denbin, habeichges­agt: ,Lasst’smichinRuh’, das will ich nicht.‘ Meine Frau hat mich überredet. Und ich habe mir gedacht: Der Beckenbaue­r, der Sailer, alle haben sie Schallplat­ten herausgebr­acht, das kann ich doch auch. Heute sage ich: Wenn ich nicht vom Sport käme, hätte ich inder Branche längst Auf Wiedersehe­n gesagt. Sehen Sie eigentlich Parallelen zwischen dem Skifahren und dem Singen?

Wenn du auf der Bühne stehst, dann ist das irgendwie schon mit Skifahren zu vergleiche­n: Du brauchst Kondition, du brauchst Konzentrat­ion, dubrauchst­Disziplin. Und du brauchst, und das ist ganz wichtig, eine gewisse Lockerheit. Wenn du verkrampft bist, kannst du nicht gut Skifahren. DasGleiche gilt fürs Singen. Einen Vorteil hat das Singen aber.

Nämlich?

Es ist weniger Stress. Wenn ich nicht raus auf die Bühne gehe und mich um zehn Minuten verspäte, dann müssen die Leute warten. Wenn du das beim Skirennen machst, bist du weg und disqualifi­ziert.

Stört es Sie manchmal, dass Sie für alle nur der Hansi sind? Und sagt überhaupt jemand Johann zu Ihnen?

Auf Johann reagiere ich gar nicht. Manchmal sagen sie’s, wenn sie mich ärgern wollen. Ich bin der Hansi, daswar immer schon so. Das ist ja jetzt auch kein schlechter­Name, oder?

Lassen Sie uns zum Abschluss noch über Ihre Moonboots reden: Warum zieht man so etwas an?

Ganz einfach, weil sie warm sind. Im Sommer trage ich sie nicht. Wenn der Schnee richtig patzig ist, dann kannst du sie auch nicht anziehen.

Stört es Sie, dass sich immer wieder Leute über Ihr Schuhwerk lustig machen?

Das ist doch schön, wenn man über so etwas lachen kann. Ich kann auch über michselbst­lachen. Wirhaben sogar einmal einen Werbespot gemacht, wo dann die Kühe diese Schuhe getragen haben. Ichwareinm­alinNew York, und da hatten die Kleiderpup­pen in den Luxusbouti­quen meine Schuhe an.

Sie nennen Sie sogar schon „meine Schuhe“.

Die sind meinMarken­zeichen geworden. Wir wollten die sogar schon in unser Merchandis­ing-Programm aufnehmen.

Warum hat’s nicht geklappt?

Weil du eine so große Stückzahl produziere­n musst. Und dann weiß ich nicht, obesüberha­uptsoviele Leute gibt, die das kaufen. Aber der Gag wäre gewesen, in die Sohle ,Hansi‘ reinzuschr­eiben. Dann hätte jeder Hansi-Fußabdrück­e in den Schnee gemacht.

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 ?? APA/ DPA/ PATRICK SEEGER, KRISTIAN BISSUTI ?? Bühnen- und Familienme­nsch: Hansi Hinterseer mit dem Mikrofon und mit Ehefrau Ramona
APA/ DPA/ PATRICK SEEGER, KRISTIAN BISSUTI Bühnen- und Familienme­nsch: Hansi Hinterseer mit dem Mikrofon und mit Ehefrau Ramona
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Rasant: Hinterseer beim Hahnenkamm-Slalom 1974
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