IS-Bombenanschlag während Messe
Philippinen. Mindestens 20 Menschen starben, die Terrormiliz „Abu Sayyaf“reklamierte den Anschlag für sich
Die erste Bombe detonierte während des Gottesdienstes vor dem Altar, die zweite wenig später am Parkplatz vor der Kathedrale, als sich die geschockten Kirchgänger draußen sammelten.
Wieder erschüttert ein Bombenattentat auf ein katholisches Gotteshaus die Philippinen, wieder steht die islamistische Terrormiliz „Abu Sayyaf “dahinter. Sie ist eng mit der Terrorgruppe „Islamischer Staat“verbündet. Der Anschlag ereignete sich in der Stadt Jolo, im Süden der Insel Mindanao, in der es seit Jahrzehnten Spannungen zwischen der muslimischen und katholischen Bevölkerung gibt.
Mindestens 20 Menschen fanden den Tod, 81 weitere wurden laut den philippinischen Behörden verletzt. Am Silvesterabend hatte ein Bombenanschlag in der Stadt Cotabato zwei Tote gefordert, die gesamte Region gilt als extrem instabil. Mehrere islamistische Gruppen verüben regelmäßig Anschläge auf christliche Einrichtungen, 2017 konnten sie sogar die Stadt Marawi für beinahe sechs Monate einnehmen. Zu Weihnachten 2017 verübten sie einen Anschlag auf eine Kirche während der Christmette.
Touristen als Ziel
Nicht nur Einheimische, auch Touristen sind oft das Ziel dieser Organisation – vor knapp zwei Jahren enthaupteten die Terroristen einen deutschen Segler, nachdem Lösegeldverhandlungen gescheitert waren. 2014 kam ein deutsches Ehepaar nach sechs Monaten Gefangenschaft frei. Der nationale Polizeichef sagte, dass die verwendeten Sprengstoffe analysiert würden, um dann Rückschlüsse auf die Täter ziehen zu können.
Verteidigungsminister Delfin Lorenzana verurteilte den Angriff und betonte, die Täter würden gejagt. Alle Kir- chen und öffentlichen Plätze würden gesichert, um mögliche Angriffe zu vereiteln.
Der Anschlag in Jolo kommt zu einer brisanten Zeit: Vor einer Woche begann die Volksabstimmung darüber, ob die muslimisch dominierten Gebiete eine neue Autonomie erhalten sollten. Das Gesetz zur Schaffung dieser Region war eine Schlüsselbestimmung in einem Friedensabkommen, das zwischen der philippinischen Regierung und der größten muslimischen Rebellengruppe, der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF), im Jahr 2014 geschlossen worden war.
In den Jahrzehnten zuvor hatte es heftige Kämpfe zwischen MILF und Regierung gegeben – mehr als 150.000 Menschen waren dabei gestorben. Mittlerweile kämpfen die einstigen Todfeinde gemeinsam gegen islamistische Terrorgruppen. Auf den katholisch geprägten Philippinen stellen Muslime mit einem Bevölkerungsanteil von weniger als zehn Prozent eine Minderheit dar, das neue Gesetz soll ihnen weitaus mehr Rechte einräumen als zuvor.