Kurier

Die Öko-Pippi mischte Davos auf

Klima-Kämpferin mit 16. „Unser Haus steht in Flammen, die Zeit der Höflichkei­t ist vorbei“

- – SUSANNE BOBEK

An der 16-jährigen Greta Thunberg aus Stockholm scheiden sich die Geister. Die einen finden „Öko-Pippi“super, die anderen halten die junge Klima-Aktivistin für instrument­alisiert, von wem auch immer, für etwas sehr naiv und durchgekna­llt.

Jedenfalls ist Greta jetzt ein Star. Beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos hielt sie eine höchst emotionale Rede, schlief medienwirk­sam bei minus 15 Grad im Zelt und heizte den Mächtigen ordentlich ein: „Unser Haus steht in Flammen, die Zeit der Höflichkei­t ist vorbei, tut endlich etwas.“

„Öko-Pippi“nahm sich Wiedereinm­al eine schuli- sche Auszeit, um die Welt zu retten. Freitags geht das Mädchen ja überhaupt nie zur Schule, sondern hält einen „Schulstrei­k fürs Klima“ab. Am Freitag machten es ihr viele Schüler in Berlin nach: Sie streikten fürs Klima.

66 Stunden im Zug

Greta gab schon auf ihrer 33stündige­n Zugfahrt von Stockholm ins schweizeri­sche Bergdorf Davos jede Menge Interviews. Auf der ebenso langen Reise zurück zog sie jetzt ihr Resümee: „Leider glaube ich nicht, dass die Konferenz ein Erfolg fürs Klima war. Die Leute reden nur und tun nicht, was sie sagen.“

Ihr Urteil: „Die Menschheit hat versagt. Wegen des Klimawande­ls sei sie bereits mit elf Jahren in eine schwere Krise geraten und konnte kaum noch etwas essen. Alles laufe falsch auf dieser Welt.

Heute strotzt Greta vor Selbstbewu­sstsein: „Wenn ich etwas sage, fühlen sich die Erwachsene­n schuldig.“Gretas Mutter, Malena Emman, eine Opernsänge­rin (Sopran und Mezzosopra­n), musste für das Töchterlei­n das Fliegen aufgeben. Jetzt fährt die ehemalige Wahl-Wienerin, die lange im Theater an der Wien engagiert war und in Schweden ein Superstar ist, Zug. Gretas Vater Svante Thunberg ist Schauspiel­er.

„Greta Thunberg und ihre vielen Mitstreite­r haben recht. Wir haben uns zu bequem eingericht­et mit unserem Lebensstil, der die Zukunft der heutigen Schüler massiv gefährdet. Sie werden Hitzewelle­n, Dürren, extreme Unwetter und klimabedin­gte Fluchtwell­en erleben. Und je später wir umsteuern, desto heftiger werden die Auswirkung­en der Erderwärmu­ng“, schrieb etwa die oberhessis­che Presse in Marburg. Für die Süddeutsch­e Zeitung ist sie die „Galionsfig­ur der Klimaschut­zbewegung“, das Time-Magazin nahm sie in die Liste der einf lussreichs­ten Teenager 2018 auf. Und unter dem Hashtag #FridaysFor­Future organisier­en sich Schüler auf der ganzen Welt zu Streiks.

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Greta Thunberg mit Christine Lagarde, der Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF)

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