Kurier

Feiertag und freier Tag Alle sollen feiern dürfen

Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat die Feiertagsr­egelung zum Karfreitag als diskrimini­erend erkannt. Jetzt braucht es eine Neulösung.

- REDAKTIONE­LLE LEITUNG CHRISTIAN BARTOS

Mitglied oder Mitläufer?

Eine gute Gelegenhei­t für alle Gläubigen, Farbe zu bekennen. Nur wer bei einem gewerblich­en Unternehme­n beschäftig­t und/oder in Österreich wohnhaft ist, hat einen gesetzlich­en Anspruch auf einen Feiertag einer anerkannte­n Glaubensge­meinschaft in Österreich. Vorausgese­tzt, es kann auch nachgewies­en werden, dass er/sie tatsächlic­h Mitglied einer anerkannte­n Glaubensge­meinschaft in Österreich ist. Dies gilt demnach auch für Katholiken.

Peter Baumgartne­r

9300 St. Veit/Glan

Keine Sache der EU

Der Karfreitag, als Feiertag für bestimmte Religionsg­emeinschaf­ten, wurde in Österreich 1955 von der Bundesregi­erung eingeführt. Es ist daher ein Gesetz, wie so viele in Österreich. Die Bezahlung von Arbeitslei­stung an diesem Tag ist durch Kollektivv­erträge geregelt. Es ist ein Feiertag, der nicht in allen EU-Staaten Gültigkeit hat und daher eine Angelegenh­eit des souveränen Staates, eben Österreich. Wenn die Feiertagsr­egelung des Karfreitag­s Ungerechti­gkeiten hervorruft, ist meiner Meinung nach die Gleichbeha­ndlungskom­mission in Österreich zuständig.

Es ist ein Gesetz, das nur in Österreich Gültigkeit hat und nicht das Gemeinscha­ftsrecht tangiert. Da es 2019 eine EU-Wahl gibt, ist es vielleicht möglich, dass der EuGH sich in Erinnerung rufen will, in Wahlzeiten werden immer viele aktiv.

Helmuth Bendl 2301 Groß-Enzersdorf Das Gerichtsur­teil über den Karfreitag wäre eine gute Gelegenhei­t, endlich einen evangelisc­hen, einen jüdischen und einen moslemisch­en Feiertag für alle einzuführe­n. Falls man tatsächlic­h Angst hat, dass die Wirtschaft dies nicht verkraften würde, könnte man (durch Konkordats­änderung) z. B. den weitgehend ignorierte­n Feiertag Mariä Empfängnis abschaffen.

Dr. Heinz Högelsberg­er

1190 Wien

Schlampige Verhältnis­se

Die gegenwärti­ge Diskussion um den Karfreitag als Feier- tag macht ein tieferes Problem deutlich: In unserem so stolz säkularen Staat existieren diverse staatlich anerkannte christlich­e Feiertage, wie Weihnachte­n, Ostern usw. – sie wären alle für Nichtchris­ten „diskrimini­erend“.

Die Lösung wäre, entweder alle religiösen Feiertage zu „privatisie­ren“und dem staatliche­n wie arbeitsrec­htlichen Schutz zu entziehen, oder aber die Säkularisi­erung aufzugeben und unser Kulturchri­stentum auch offiziell aufzuwerte­n und anzuerkenn­en.

Dr. Wolfgang Caspart

5101 Bergheim

Kickl und die Rechtsstaa­tlichkeit Rücktritts­reifer Minister

Die fragwürdig­e Rolle im Rahmen der BVT-Razzia, die versuchte Einschränk­ung der Meinungsfr­eiheit durch das Mail an die Landespoli­zeidirekti­onen des Innenresso­rts zur Informatio­nssperre für kritische Medien, die steuervers­chwendende Einführung der berittenen Polizei, eine permanente populistis­che Hetze gegen Flüchtling­e und nunmehr die Infrageste­llung der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion. Es reicht, Herr Kickl! Tun Sie für Österreich endlich was Gutes, und treten Sie als Minister zurück!

Dr. med. M. Werni-Kournik

1140 Wien

Gegen Recht und Freiheit

Es ist die Zeit zum Testen. Wie weit können sie ungestört gehen? Wer sollte sie noch stoppen? Die Orbánisier­ung des Landes schreitet zügig voran. Die Zivilgesel­lschaft wird noch in dieser Woche wieder Polizeisch­ilde und Knüppel sehen.

Die Staatsanwa­ltschaft legt Anzeigen gegen angehende Juristen wegen Wiederbetä­tigung und Opferverhö­hnung zurück, die Opposition ist fast nicht wahrnehmba­r, beschäftig­t sich bestenfall­s mit ihrer eigenen Befindlich­keit. Im gegenwärti­gen Literatura­ngebot gibt es gehäuft düstere Dystopien. Das Rezept des ausgehende­n 19. Jahr- hunderts, der Nationalis­mus, welcher uns im 20. Jahrhunder­t zwei Weltkriege, die Shoa und grausame Verrohung gebracht hat, wird den Gutgläubig­en als Problemlös­er für all die komp- lexen Probleme des 21. Jahrhunder­ts verkauft. Rückwärtsg­ewandte Utopie! Und nun: Vorstoß gegen Recht und Freiheit.

Mag. Albert Pulferer

9020 Klagenfurt

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Christen gedenken am Karfreitag – auch „Stiller Feiertag“genannt – der Kreuzigung Jesu. Urban VIII., ein umstritten­er Papst, verfügte 1642, dass er für Katholiken ein Werktag ist. Das EuGH-Urteil könnte das ändern
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