Silber für Egger: Ein Spätberufener fährt mit den Kritikern Schlitten
Beinahe hätte Reinhard Egger die erfolgreichste Phase seiner Karriere verpasst. Seinen ersten Podestplatz im Weltcup im Dezember in Lake Placid, seinen ersten Sieg am Dreikönigstag in Königssee, seine erste WM-Medaille an diesem Sonntag in Winterberg. Denn viel hat nicht gefehlt, dass der 29-Jährige seine Rodellauf bahn im Sommer auf Eis gelegt hätte. „Ich habe ernsthaft überlegt aufzuhören“, erzählt Egger.
Heute ist der Tiroler froh, dass er seinem Bauchgefühl vertraut hat. Und dass er auch nicht auf jene Pratzel-Experten gehört hat, die hinter vorgehaltener Hand immer gemeint hatten, dass dieser Egger nicht zu Höherem berufen sei. „Ich habe gespürt, dass das noch nicht alles gewesen sein kann“, sagt Egger, „ich wollte es einfach noch einmal wissen.“
Seit er die Entscheidung getroffen hat, fährt der Unterinntaler lockerer – und damit auch schneller und erfolgreicher. Früher war Egger gerne einmal ein Opfer seiner Nerven geworden, bei der WM in Winterberg konnte ihn nun auch die gestiegene Erwartungshaltung nicht aus der Spur bringen. „Der Anspruch ist eine Medaille“, hatte er verkündet. Gesagt, gerodelt. Nur der Deutsche Felix Loch war im Einsitzer schneller.
Überhaupt präsentierten sich die Österreicher bei dieser WM extrem stark. Im Teambewerb gab es zum Abschluss für Hannah Prock, Egger und die Doppelsitzer Thomas Steu/Lorenz Koller noch die Silbermedaille. Damit reisen die Rodler mit insgesamt fünf Medaillen aus Winterberg ab.