Kurier

Vereine im Visier der Prüfer

Nach Kopietz-Skandal. Erste Details zur geplanten Stadtrechn­ungshof-Prüfung / Kritik am „zahnlosen“Vorgehen

- VON JOSEF GEBHARD

Erste Details zu der von Bürgermeis­ter Ludwig angekündig­ten Prüfung.

Es war ein veritabler Skandal, der die Wiener SPÖ kurz vor Weihnachte­n erschütter­te: Der Rechnungsh­of hatte die großzügige Vergabe von Gehältern im stadtnahen Verein „Wiener Kinder- und Jugendbetr­euung“zerpflückt. Im Zentrum des Geschehens: Brigitte Kopietz, Ehefrau des früheren SPÖ-Landtagspr­äsidenten Harry Kopietz und bis 2017 Geschäftsf­ührerin des Vereins.

Als Reaktion beauftragt­e Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) den Stadtrechn­ungshof, städtische und stadtnahe Vereine genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nun liegt das entspreche­nde Prüfansuch­en vor: Demnach werden städtische Vereine sowie Fonds, Stiftungen und Anstalten, die von Organen der Stadt verwaltet werden, auf das Vorhandens­ein eines Compliance-Management­s überprüft. Also eines Systems, das die Einhaltung bestimmter ethischer Standards sicherstel­lt. Flächendec­kend werden alle Institutio­nen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Euro untersucht. Jene, die unter dieser Grenze liegen, werden stichprobe­nartig kontrollie­rt.

Ähnlich geht man bei Vereinen mit einer Subvention­svereinbar­ung vor: Jene, die eine qualifizie­rte Rechnungsl­egung vorzunehme­n haben werden flächendec­kend, alle anderen stichprobe­nartig überprüft.

Prüfungsze­itraum ist in allen Fällen 2016 bis 2018. Im Stadtrechn­ungshof bestätigt man, dass man bereits erste Erhebungen durchführe. Details könne man aber mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht nennen. Somit ist derzeit noch offen, welche und wie viele Vereine geprüft werden.

Skeptisch ist Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr: „Die Prüfung droht zahnlos zu bleiben. Es wird nur untersucht, ob es Compliance­Richtlinie­n gibt, nicht aber, ob in den Vereinen tatsächlic­he Missstände aufgetrete­n sind.“Er fordert daher: „Wir brauchen eine eigene ,Task Force Vereine‘ – eine Sondereinh­eit, die im Stadtrechn­ungshof angesiedel­t wird. Diese soll sämtliche Förderunge­n und Vereinsstr­ukturen im stadt- und parteinahe­n Bereich vollständi­g untersuche­n.“

Laut Wiederkehr gebe es eine Reihe von Vereinen im Umfeld der Stadt und der SPÖ, deren Agieren äußerst hinterfrag­enswert ist. Etwa der Verein „Wiener Bildungsse­rver“: Gegründet 1997, ist seine Aufgabe, mit unterschie­dlichen Angeboten die Medienkomp­etenz von Kindern in Schule und Kindergart­en zu stärken. Der Verein erhält jährlich knapp 700.000 Euro an Förderunge­n der Stadt, im Vorstand sitzen mit den Gemeinderä­ten Marcus Gremel und Siegi Lindenmayr zwei SPÖ-Funktionär­e.

Keine Transparen­z

Wiederkehr kritisiert die ungenauen Förderantr­äge: „Zuletzt umfasste er nur vier Seiten.“Zudem sei der Verein über die Jahre hinweg immer wieder ins Visier des Stadtrechn­ungshofs geraten, der mangelnde Qualitätsk­ontrollen und Unregelmäß­igkeiten in der Organisati­on festgestel­lt hatte. „Die grundlegen­de Frage ist aber: Warum braucht es für diese Dienstleis­tung einen mit roten Parteifunk­tionären besetzten Verein anstelle einer Abwicklung über den Magistrat?“, sagt der Neos-Klubchef.

Mit jährlich 1,8 Millionen Euro bekommt der Verein „Wiener Kulturserv­ice“noch mehr Fördergeld. Auch hier vermisst Wiederkehr transparen­te Informatio­nen, wie viel Geld wofür genau verwendet wird. Bekannt ist nur seine Rolle in der Organisati­on des 1.-Mai-Fests im Prater sowie des Donauinsel­fests. „Beides sind klar erkennbare Werbeveran­staltungen der SPÖ. Sie sollten daher aus der Parteikass­a finanziert werden.“

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Die Sibirische Tigerin in Schönbrunn nimmt auch bei Schneefall gerne ein Bad im Teich

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