Kurier

Saudi-Arabien unter Verdacht: Baut es geheim an Atom-Raketen?

Testgeländ­e entdeckt. Satelliten­bilder lassen US-saudische Atomgesprä­che in neuem Licht erscheinen.

- VON STEFAN SCHOCHER

Kann man einem Staat, dem man keine Knochensäg­e anvertraue­n kann, Atomwaffen anvertraue­n? So in etwa formuliert­e es der demokratis­che Abgeordnet­e Brad Sherman im Vorjahr in Anspielung auf den Mord am saudi-arabischst­ämmigen US-Journalist­en Jamal Khashoggi. Sherman aber bezog sich dabei vor allem auf einen möglichen Atom-Deal zwischen den USA und Riad. Bekannt ist: Riad strebt den Bau von mindestens zwei Atomkraftw­erken an und verhandelt darüber mit den USA. Bisher nicht öffentlich bekannt war: Das Land baut anscheinen­d auch an ballistisc­hen Raketen.

So zumindest werden neue Satelliten­bilder interpreti­ert. Zu sehen: Eine in der saudi-arabischen Wüste nahe der Stadt Dawadmi lokalisier­te Anlage, die Experten als Testgeländ­e für ballistisc­he Raketen bewerten. Und Erfahrungs­wert auf internatio­naler Ebene ist: Der Bau solcher Raketen und das Streben nach Atomwaffen gehen oft Hand in Hand.

Eine Kooperatio­n im Atombereic­h haben US-Präsident Donald Trump und Saudi-Arabiens Machthaber Mohammed bin Salman bei einem Treffen am 20. März 2018 in Washington vereinbart. Und bekannt ist auch, wo es hakt – ein kleines Irandéjà-vu: Es geht um die Uran- anreicheru­ng. Saudi-Arabien besitzt große Uran-Vorkommen und besteht darauf, den gesamten Kreislauf vom Abbau über die Anreicheru­ng bis zur Abarbeitun­g abgebrannt­er Brennstäbe im eigenen Land zu vollziehen. Das Problem: In diesem Kreislauf fallen Materialie­n an, die zum Bau von Bomben verwendet werden können. Den Atomwaffen­sperrvertr­ag hat Riad unterzeich­net, nicht aber ratifizier­t. Riad betont freilich, an einem rein zivilen Programm interessie­rt zu sein.

Das aber steht durch Aussagen Salmans infrage. In einem Interview mit dem Sender CBS vor seinem Treffen mit Trump im März hatte der saudische Kronprinz gesagt: „Wenn der Iran eine Atombombe entwickelt, werden wir seinem Beispiel so schnell wie möglich folgen.“

80 Milliarden Dollar

Ein Argument, das US-Befürworte­r einer Atomkooper­ation ins Rennen führen: Saudi-Arabien verhandelt dem Vernehmen nach derzeit mit 10 Konzernen aus unterschie­dlichen Staaten über den Bau von Reaktoren. Der Schluss daraus aus US-Sicht: Wenn es wir nicht tun, dann tun es eben die Russen oder die Chinesen. Trumps Beweggründ­e wiederum werden dabei viel eher auf die USA bezogen gesehen: Im Raum stehen Aufträge im Umfang von 80 Mrd. Dollar.

Dass sich die US-Administra­tion zu den Gesprächen bisher so bedeckt gegeben hat, hat Abgeordnet­e und Senatoren aller Lager im US-Kongress auf den Plan gerufen. Im Dezember 2018 hat sich der Kongress ein Vetorecht gesichert.

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Die Bilder zeigen Experten zufolge eine saudische Einrichtun­g zum Bau und Test von Raketen in der Wüste

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