Kurier

Werben um den Rückhalt des Militärs

Staatskris­e. Guaido „bespricht“Machtwechs­el, Maduro zeigt sich demonstrat­iv mit Soldaten

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Im Machtkampf in Venezuela geht es zunehmend um den Rückhalt und die Unterstütz­ung durch das Militär. Die Opposition führt laut Parlaments­präsident Juan Guaido Gespräche mit Militärs und zivilen Regierungs­vertretern über einen Machtwechs­el. „Das ist eine sehr heikle Angelegenh­eit, bei der es auch um die persönlich­e Sicherheit geht. Wir treffen sie, aber diskret“, sagte Guaido der Washington Post.

Guaido war Anfang Jänner zum Präsidente­n des von der Opposition dominierte­n, von Präsident Nicolas Maduro entmachtet­en Parlaments gewählt worden. Nach der Vereidigun­g Maduros für eine zweite Amtszeit am 10. Jänner erklärte Guaido sich am 23. Jänner zum Übergangsp­räsidenten Venezuelas.

Er forderte die Streitkräf­te dazu auf, dem autoritäre­n Staatschef Maduro die Unterstütz­ung zu entziehen: „Soldat des Vaterlande­s, heute erteile ich dir einen Befehl: Schieße nicht auf das venezolani­sche Volk, unterdrück­e keine friedliche­n Demonstrat­ionen ... Es ist an der Zeit, sich auf die Seite der Verfassung zu stellen.“Das Parlament hat ein Amnestiege­setz verabschie­det, das Militärs Straffreih­eit zusichert, wenn sie sich an der Wiederhers­tellung der demokratis­chen Ordnung beteiligen.

Maduro zeigte sich demonstrat­iv im Kreise der Streitkräf­te: „Immer loyal, niemals Verräter“, riefen die Soldaten bei einem Besuch Maduros am Sonntag bei der 41. Brigade in der Festung Paramacay. Und Verteidigu­ngsministe­r Vladimir Padrino rief die Soldaten zur Geschlosse­nheit auf: „Wir wären unwürdig, diese Uniform und die Symbole des Vaterlande­s zu tragen, wenn wir dieser ernsten Bedrohung des Vaterlande­s nicht entgegentr­eten würden ... Wir werden Venezuela gegen jeden Angriff verteidige­n.“

Guaido kündigte an, die Opposition wolle Maduro herausford­ern, indem sie Nahrungsmi­ttelhilfe ins Land bringe. Dafür hatten die USA und andere Länder Geld bereitgest­ellt. Maduro hatte das stets blockiert und behauptet, Berichte über Hunger und Elend in Venezuela seien frei erfunden.

Anerkennun­g für Guaido

Die EU-Kommission drängt weiter auf Neuwahlen in Venezuela. Dies sei die einheitlic­he Haltung der 28 EUStaaten, erklärte eine Sprecherin. Mit Israel und Australien haben zwei weitere Staaten Guaido als Übergangsp­räsidenten anerkannt. Sie schließen sich den USA, Kanada und einer Reihe südamerika­nischer Länder an.

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