Demos gegen Gelbwesten – ein Lüfterl für Macron
Die „Roten Halstücher“konnten nur wenige mobilisieren
Zwar stagnieren die französischen Gelbwesten, während Präsident Emmanuel Macron ein wenig Aufwind verspürt. Aber auf der Straße, durch Gegenaufmärsche, werden die Gelbwesten vermutlich nicht bezwungen werden. So hat die erste Gegendemo der „Roten Halstücher“(Eigenbezeichnung ohne Bezug auf eine Parteifarbe) am Sonntag in Paris mit einigen tausend Teilnehmern ein Zeichen gesetzt, aber kaum Aufsehen erregt. Die Menge spendete der Polizei Applaus und rief: „Hände weg von unserer Republik“sowie „Schluss mit der Gewalt“. Initiatoren waren parteilose Bürger. Abgeordnete der Partei von Macron marschierten mit, aber keine Minister. Tatsächlich hatte die Staatsführung um Macron diese Initiative mit einer Mischung aus Sympathie und Skepsis betrachtet – und letztlich Distanz bewahrt.
Mehr Zuspruch
Für Macron haben die von ihm inszenierten landesweiten Bürger-Debatten Priorität. Nachdem er zuvor bereits steuerpolitische Zugeständnissen an Geringverdiener und Rentner gemacht hat, wächst der Bevölkerungsanteil, der die Fortsetzung der „Gelbwesten“-Unruhen für unberechtigt hält. Das schlägt erstmals für Macron in Umfragen zu Buche: zwar wird er von 72 Prozent abgelehnt, aber der Anteil derjenigen, die ihm vertrauen, ist von 24 auf 27 Prozent gestiegen. Für die EU-Wahlen zeichnet sich ein erster Platz für seine Partei (mit rund 24 Prozent) ab.
Macron wird also weiter den Gelbwesten den schwarzen Peter zuspielen, dabei auf die Verworrenheit dieser Bewegung setzen und mit schärferen Gesetzen gegen gewalttätige Demonstranten dem wachsenden Wunsch nach Ordnung entsprechen. Er darf aber nicht selber als eine Art Straßenkämpfer erscheinen. Wobei in Provinzstädten seine Anhänger derzeit gegenüber den Gelbwesten vermutlich nicht genügend Leute versammeln würden.