Gegen den Heimnachteil
Der Tourismus darf über die österreichischen Brettlartisten jubeln. Sie führen überlegen im Nationencup, obwohl sie 2019 noch kein einziges Weltcup-Rennen auf österreichischen Pisten gewannen. Womit sie (wenn auch unfreiwillig) gute Gastgeber und optimale Werber für das Skiland Austria sind.
Zumeist begnügen sich ausländische Medien (Schweizer ausgenommen) nur auf SkiKurzmeldungen, wenn nicht gerade eine Landsfrau/-mann überraschend siegt. Wie das Sepp Ferstl im Super-G gelang, womit er zumindest für einen Tag selbst jenseits des Weißwurst-Äquators als Super-Man gefeiert und Kitzbühel in den Mittelpunkt gerückt wurde.
Ob der Bayer Ferstl, ob Frankreichs Jungstar Clément
Noël, ob der für Italien rasende 100-Kilo-Mann Dominik Paris;
ob die US-Skiqueen Mikalea Shiffrin, ob die Slowakin Petra Vlhova, ob die Französin Tessa Worley;
ob am Söldener Gletscher, am Semmering, ob in Saalbach, Flachau oder Kitzbühel ...
... überall kassierten Ausländer die meisten Euros von den Veranstaltern. Umgekehrt nahmen Marcel Hirscher (8 Auslandserfolge), Nicole Schmidhofer (3), Ramona Siebenhofer (2), Marco Schwarz (2), Max Franz (2), Stephanie Venier und Vincent Kriechmayr ( je 1) die Siegesprämien aus der Fremde mit. Ähnliches trifft zu- mindest im Fall von Stefan Kraft auf die vermeintlich zerrupften Adler zu. War bei der Vierschanzentournee noch über ihren Absturz in Innsbruck und Bischofshofen gerätselt worden, so sprang Kraft soeben beim Weltcup in Japan der Konkurrenz mehrmals davon.
Wird anders als im Fußball der Heimvorteil zum Heimnachteil? Die Fans in Schladming können das Gegenteil beweisen, indem sie Hirscher und Co wenigstens nicht auch noch am Weg zum Start anreden, betupfen und sie wegen gemeinsamer Fotos bedrängen. Andernfalls darf sich die Selfie-Generation nicht wundern, wenn ihre Idole nicht so im Bilde sind wie bei Auslandsrennen.
wolfgang.winheim@kurier.at