Kurier

Luft-Hunderter: Radarboxen

- VON DOMINIK SCHREIBER

Neues Gesetz. Elektroaut­os müssen sich schon bald nicht mehr an das 100-km/h-Limit halten. Doch es scheitert an der Technik und rechtliche­n Fragen. Die SPÖ kritisiert die „Husch-Pfusch“-Aktion, in den Ministerie­n heißt es: „Alles auf Schiene.“

Norwegen ist in Sachen Elektroaut­os ein leuchtende­s Vorbild in Europa – aber zugleich auch ein wenig abschrecke­nd. Die Zugeständn­isse der Regierung haben bereits heftige Nachteile: Die enormen Förderunge­n belasten die Staatskass­e und die Freigabe der Busspur hat dazu geführt, dass es dort kein Fortkommen mehr wegen der Massen an E-Fahrzeugen gibt. Der Boom sorgt immer wieder für politische­n Streit. Der ÖAMTC warnte bereits vor Jahren da- vor, sich Norwegen zum Beispiel zu nehmen.

In Österreich wollte man deshalb offenbar eine Nummer kleiner beginnen. Die Freigabe der Busspuren kommt nur auf Raten, Gemeinden können freiwillig Parkplätze für E-Autos freigeben. Aber zumindest der sogenannte Luft-Hunderter soll fast überall nicht mehr für die Elektrofah­rzeuge gelten. Bis zum Frühsommer soll das Gesetz in Kraft treten. Zumindest wenn es ein entspreche­ndes Zusatzschi­ld so erlaubt.

Ex-SPÖ-Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d urgiert nun, dass dieses Zusatzschi­ld in der Straßenver­kehrsordnu­ng bis heute noch fehlt. Auch ortet er massive Probleme bei den Radarboxen, denn diese haben nur Schwarz-Weiß-Bilder. Man kann also nicht unterschei­den, ob es sich um ein Nummerntaf­erl mit schwarzer oder mit grüner Aufschrift, wie sie auf den E-Fahrzeugen montiert sind, handelt.

Anfrage zu E-Autos

„Verkehrsmi­nister Norbert Hofer und Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger betreiben reinen Aktionismu­s, ohne tiefergehe­ndes Konzept dahinter. Das hilft weder den Autofahrer­n noch der Umwelt. Aber wahrschein­lich muss man schon froh sein, wenn sie – wie beim Tempo 140 – die Sache nicht noch schlimmer machen“, kritisiert Leichtfrie­d. Die SPÖ will nun eine parlamenta­rische Anfrage dazu einbringen.

Im Verkehrsmi­nisterium heißt es, dass die entspreche­nden Zusatzschi­lder bereits im Ressort besprochen werden. Derzeit seien es drei verschiede­ne, der Auswahlpro­zess sei allerdings noch im Laufen. Man wolle sie erst präsentier­en, wenn es ein Schild gebe, das dann wirklich auf der Straße zu sehen ist.

Etwas schwierige­r könnte die Lage bei den Radarboxen sein. Tatsächlic­h machen nur ganz wenige moderne Kästen Farbbilder. Eine Idee wäre es gewesen, eine spezielle Nummerngru­ppe für E-Fahrzeuge zu reserviere­n, allerdings werden grüne Tafeln bereits seit 2017 ausgegeben – und alle bisherigen E-Auto-Besitzer müssten diese umtauschen.

Zwischenze­itlich kursierte auch die Möglichkei­t, ein Pickerl am Auto anzubringe­n, aber das wäre gesetzlich sehr schwierig. Bliebe nun über, dass die Betroffene­n einfach Einspruch erheben müssten – das wiederum würde zu bürokratis­chem Aufwand führen, da manche Lenker vielleicht jeden Tag an einer Radarbox vorbei in die Arbeit fahren müssten.

Aktuell tüftelt das Innenminis­terium an einer Software, die die entspreche­n- den Autonummer­n erkennen soll und diese dann aussortier­en kann. Ein solches System ist aber sehr komplex. Im Innenminis­terium ist man jedenfalls zuversicht­lich, die entspreche­nde Software zeitgerech­t für den Start im Juni bereitzust­ellen.

Fest steht, dass 440 Kilometer Autobahn betroffen sein werden. Umweltmini­sterin Köstinger sieht das als großen Beitrag an, um die Elektromob­ilität zu fördern.

21.000 E-Autos

In Österreich steigt der Anteil an Elektroaut­os stetig an. Aktuell gibt es rund 21.000 dieser Fahrzeuge (im Vergleich zu 14.600 im Jahr davor). Diese Zahl erreichte Norwegen bereits im Jahr 2015. Das ist aber noch kein Vergleich zu China, dort dürfte im Vorjahr erstmals in einem Land die Zahl an verkauften E-Autos mehr als eine Million Stück betragen. Die Zeichen stehen derzeit also weiter auf Boom.

„Verkehrsmi­nister Hofer und Umweltmini­sterin Köstinger betreiben reinen Aktionismu­s.“Jörg Leichtfrie­d Ex-Verkehrsmi­nister (SPÖ)

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Elektroaut­os dürfen ab Sommer schneller fahren, wenn es ein entspreche­ndes Zusatzschi­ld gibt: Wie dieses aussieht, das ist allerdings noch nicht bekannt, deshalb gibt es erste Kritik daran
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