Hilfe für besseres Fleisch am Teller
WWF-Ratgeber. Sechs Kriterien von Klima bis Antibiotikaeinsatz bieten Konsumenten Orientierung beim Einkaufen
63 Kilogramm. So viel Fleisch verspeisen die Österreicher pro Jahr. Das ist zwar schon etwas weniger als früher (65 Kilogramm), aber immer noch zu viel. Die gute Nachricht: Man muss nicht Vegetarier werden, wenn man seinen Fleischkonsum reduzieren möchte. Und auch Verzicht ist nicht nötig. Aber ein Umdenken.
„Wir fordern, weniger, aber dafür besseres Fleisch zu essen. Wenn man weiß, was auf den Teller kommt, kann das importiertes Billigf leisch zurückdrängen und heimischen Landwirten helfen“, erklärt Helene Glatter-Götz das Engagement der Tierschutzorganisation WWF für einen Fleischratgeber.
Enge Zusammenhänge
In einer globalen Wirtschaft hängt das Schweinsschnitzel auf dem eigenen Teller mehr mit Klimaveränderung und Abholzung von Regenwäldern in Südamerika zusammen, als man auf den ersten Blick glaubt. Allein ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks des Menschen kommt ausschließlich durch Fleisch zustande.
Für die südamerikanischen Regenwälder heißt das konkret: Pro Kilogramm Fleisch sind je nach Tierart sechs bis 16 Kilogramm Futtermittel nötig, sehr oft ist das Soja. Etwa 75 Prozent des weltweiten Sojaanbaus werden für die Tierfütterung verwendet – die größten Anbauflächen liegen in Brasilien, Argentinien und Paraguay – und Soja wird dann weltweit verkauft. Schon dieses Wissen im Hinterkopf hilft dem Einzelnen, zu einer Verringerung seines persönlichen Fleischkonsums beizutragen.
Der WWF hat daher mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) einen Fleischratgeber erarbeitet, der eine einfach zu handhabende Entscheidungsgrundlage liefert. Mithilfe eines Ampelsystems werden die Umweltfolgen von in Österreich gehandeltem Huhn, Schwein und Rind sichtbar.
Ursprünglich wurde der Ratgeber in Schweden entwickelt und aufgrund des Erfolgs bereits von anderen Ländern übernommen. Für Österreich legte man die Kriterien auf heimische Verhältnisse um, erklärt GlatterGötz vom WWF. Das heißt, es wurden für den Ratgeber maßgebliche Kriterien ausgewählt und bewertet.
Warum sechs davon für den Ratgeber ausgewählt wurden, erklärt Thomas Lindenthal, BOKU-Forscher und am Forschungsinstitut für biologischen Landbau. „Es gibt rund 50 verschiedenste Kriterien, die bis in den sozialen Bereich gehen. Wir wollten einen einfach nutzbaren Ratgeber, daher war nur eine Auswahl der Kriterien möglich.“Dazu zählen etwa Antibiotika- und Pestizid-Einsatz, Auswirkungen auf das Klima (etwa durch lange Transporte), aber auch Tierwohl oder Überdüngung.
Bio ist besser
Die Ergebnisse der BOKUForscher sind eindeutig: Bio- Fleisch aus Österreich oder der EU schneidet in allen Kategorien (Rind, Schwein, Huhn) am besten ab. „Es weist deutliche Vorzüge auf.“Hühner- und Rindf leisch aus konventioneller, heimischer Landwirtschaft wurde in der Regel besser bewertet als importiertes.
Der Grund liegt in der heimischen Produktionsweise. „Österreichisches Fleisch basiert meist auf gentechnikfreiem Futter und die Tiere haben mehr Platz.“Nachholbedarf orteten die Experten beim Schweinefleisch, was Fütterung und Tierwohl betrifft. „Hier zeigen sich oft nur geringe Unterschiede zu importierter Ware“, sagt Lindenthal. Das heiße aber nicht, dass konventionelle Landwirtschaft nur schlecht sei. „Es gibt in der heimischen AMA gute, meist regional begrenzte Projekte. Daher konnten wir sie im Ratgeber nicht berücksichtigen.“
Als Vergleich wurden pflanzliche Alternativen und deren Öko-Bilanz aufgelistet. Es überrascht nicht, dass Linsen, Bohnen oder Erbsen durchwegs „Grün“erhalten, sowohl Bio- als auch konventionelle Ware. Ebenso schneiden Tofu, Seitan und Co. gut ab. Wobei sich alle Experten einig sind, dass Hülsenfrüchte und Gemüse die bessere Wahl sind. „Da muss man gar nicht erst anfangen, tierische Produkte zu imitieren“, sagt Glatter-Götz.