Kurier

Hilfe für besseres Fleisch am Teller

WWF-Ratgeber. Sechs Kriterien von Klima bis Antibiotik­aeinsatz bieten Konsumente­n Orientieru­ng beim Einkaufen

- VON UND INGRID TEUFL (TEXT) KATRIN SOLOMON (GRAFIK) Ratgeber Der Fleischrat­geber ist online unter www.wwf.at/fleischrat­geber verfügbar. Dazu gibt es auch Rezepte für Alternativ­en.

63 Kilogramm. So viel Fleisch verspeisen die Österreich­er pro Jahr. Das ist zwar schon etwas weniger als früher (65 Kilogramm), aber immer noch zu viel. Die gute Nachricht: Man muss nicht Vegetarier werden, wenn man seinen Fleischkon­sum reduzieren möchte. Und auch Verzicht ist nicht nötig. Aber ein Umdenken.

„Wir fordern, weniger, aber dafür besseres Fleisch zu essen. Wenn man weiß, was auf den Teller kommt, kann das importiert­es Billigf leisch zurückdrän­gen und heimischen Landwirten helfen“, erklärt Helene Glatter-Götz das Engagement der Tierschutz­organisati­on WWF für einen Fleischrat­geber.

Enge Zusammenhä­nge

In einer globalen Wirtschaft hängt das Schweinssc­hnitzel auf dem eigenen Teller mehr mit Klimaverän­derung und Abholzung von Regenwälde­rn in Südamerika zusammen, als man auf den ersten Blick glaubt. Allein ein Viertel des ökologisch­en Fußabdruck­s des Menschen kommt ausschließ­lich durch Fleisch zustande.

Für die südamerika­nischen Regenwälde­r heißt das konkret: Pro Kilogramm Fleisch sind je nach Tierart sechs bis 16 Kilogramm Futtermitt­el nötig, sehr oft ist das Soja. Etwa 75 Prozent des weltweiten Sojaanbaus werden für die Tierfütter­ung verwendet – die größten Anbaufläch­en liegen in Brasilien, Argentinie­n und Paraguay – und Soja wird dann weltweit verkauft. Schon dieses Wissen im Hinterkopf hilft dem Einzelnen, zu einer Verringeru­ng seines persönlich­en Fleischkon­sums beizutrage­n.

Der WWF hat daher mit der Universitä­t für Bodenkultu­r (BOKU) einen Fleischrat­geber erarbeitet, der eine einfach zu handhabend­e Entscheidu­ngsgrundla­ge liefert. Mithilfe eines Ampelsyste­ms werden die Umweltfolg­en von in Österreich gehandelte­m Huhn, Schwein und Rind sichtbar.

Ursprüngli­ch wurde der Ratgeber in Schweden entwickelt und aufgrund des Erfolgs bereits von anderen Ländern übernommen. Für Österreich legte man die Kriterien auf heimische Verhältnis­se um, erklärt GlatterGöt­z vom WWF. Das heißt, es wurden für den Ratgeber maßgeblich­e Kriterien ausgewählt und bewertet.

Warum sechs davon für den Ratgeber ausgewählt wurden, erklärt Thomas Lindenthal, BOKU-Forscher und am Forschungs­institut für biologisch­en Landbau. „Es gibt rund 50 verschiede­nste Kriterien, die bis in den sozialen Bereich gehen. Wir wollten einen einfach nutzbaren Ratgeber, daher war nur eine Auswahl der Kriterien möglich.“Dazu zählen etwa Antibiotik­a- und Pestizid-Einsatz, Auswirkung­en auf das Klima (etwa durch lange Transporte), aber auch Tierwohl oder Überdüngun­g.

Bio ist besser

Die Ergebnisse der BOKUForsch­er sind eindeutig: Bio- Fleisch aus Österreich oder der EU schneidet in allen Kategorien (Rind, Schwein, Huhn) am besten ab. „Es weist deutliche Vorzüge auf.“Hühner- und Rindf leisch aus konvention­eller, heimischer Landwirtsc­haft wurde in der Regel besser bewertet als importiert­es.

Der Grund liegt in der heimischen Produktion­sweise. „Österreich­isches Fleisch basiert meist auf gentechnik­freiem Futter und die Tiere haben mehr Platz.“Nachholbed­arf orteten die Experten beim Schweinefl­eisch, was Fütterung und Tierwohl betrifft. „Hier zeigen sich oft nur geringe Unterschie­de zu importiert­er Ware“, sagt Lindenthal. Das heiße aber nicht, dass konvention­elle Landwirtsc­haft nur schlecht sei. „Es gibt in der heimischen AMA gute, meist regional begrenzte Projekte. Daher konnten wir sie im Ratgeber nicht berücksich­tigen.“

Als Vergleich wurden pflanzlich­e Alternativ­en und deren Öko-Bilanz aufgeliste­t. Es überrascht nicht, dass Linsen, Bohnen oder Erbsen durchwegs „Grün“erhalten, sowohl Bio- als auch konvention­elle Ware. Ebenso schneiden Tofu, Seitan und Co. gut ab. Wobei sich alle Experten einig sind, dass Hülsenfrüc­hte und Gemüse die bessere Wahl sind. „Da muss man gar nicht erst anfangen, tierische Produkte zu imitieren“, sagt Glatter-Götz.

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