Wenn Bartok groovt und Ligeti swingt: Martin Grubinger trifft Yuja Wang
Bartok, Ligeti, Xennakis und ein Publikum, das groovt, swingt und vibriert. Darf das bei Neuer Musik sein? Unbedingt.
Martin Grubinger und Yuja Wang zeigten, wie das geht. Die 1987 in Peking geborene Pianistin, eine der Gefragtesten ihres Faches, traf auf den Meister der Rhythmen im Wiener Konzerthaus im Rahmen ihrer Reihe als „Artist in Residence“. Zwei Virtuosen schlugen sich in kompakten 90 Minuten durch die letzten acht Jahrzehnte jüngster Musikgeschichte.
Mit einem Meilenstein für Neue Musik gaben sie den Auftakt: Béla Bartoks „Sona- te BB 115 für zwei Klaviere und Schlagzeug“(in der Bearbeitung von Martin Grubinger sen., der auch mitspielte) geriet zum Thriller, als die Klänge des Steinway und jene der Schlaginstrumente einander umrankten.
Wang trat einmal mehr den Beweis an, dass das Klavier Schlag- und klingendes Saiteninstrument in einem ist. Brillant rang sie dem Steinway ständig andere, faszinierende Klangfarben ab.
Györgi Ligetis Étüden (aus „Fanfaren“, „Der Zauberlehrling“, „Désordre“) gerieten zum Feuerwerk schillernder Töne. Den Kontrast dazu sollte Wang später mit den leicht jazzigen „Variatio- nen“(op. 41) von Nikolai Kapustin setzen.
Weltmusik mit Botschaft brachten Grubinger und seine mit ihm akkurat musizierenden Partner, Leonard Schmidinger und Alexander Georgiev, mit „Okho“von Iannis Xenakis, der darin das Thema französischer Kolonialherrschaft thematisiert.
Sinnliche Tango-Rhythmen in Arturo Marquez „Danzón“Nr. 2 und eingängige, mit atmosphärischen Klängen gepaarte Jazz- und BluesMotive in „One Study“von John Psathas zeigten einmal mehr, was Neue Musik alles sein kann. Stehende Ovationen.
KURIER-Wertung: