Kurier

Wenn Bartok groovt und Ligeti swingt: Martin Grubinger trifft Yuja Wang

- – SUSANNE ZOBL

Bartok, Ligeti, Xennakis und ein Publikum, das groovt, swingt und vibriert. Darf das bei Neuer Musik sein? Unbedingt.

Martin Grubinger und Yuja Wang zeigten, wie das geht. Die 1987 in Peking geborene Pianistin, eine der Gefragtest­en ihres Faches, traf auf den Meister der Rhythmen im Wiener Konzerthau­s im Rahmen ihrer Reihe als „Artist in Residence“. Zwei Virtuosen schlugen sich in kompakten 90 Minuten durch die letzten acht Jahrzehnte jüngster Musikgesch­ichte.

Mit einem Meilenstei­n für Neue Musik gaben sie den Auftakt: Béla Bartoks „Sona- te BB 115 für zwei Klaviere und Schlagzeug“(in der Bearbeitun­g von Martin Grubinger sen., der auch mitspielte) geriet zum Thriller, als die Klänge des Steinway und jene der Schlaginst­rumente einander umrankten.

Wang trat einmal mehr den Beweis an, dass das Klavier Schlag- und klingendes Saiteninst­rument in einem ist. Brillant rang sie dem Steinway ständig andere, fasziniere­nde Klangfarbe­n ab.

Györgi Ligetis Étüden (aus „Fanfaren“, „Der Zauberlehr­ling“, „Désordre“) gerieten zum Feuerwerk schillernd­er Töne. Den Kontrast dazu sollte Wang später mit den leicht jazzigen „Variatio- nen“(op. 41) von Nikolai Kapustin setzen.

Weltmusik mit Botschaft brachten Grubinger und seine mit ihm akkurat musizieren­den Partner, Leonard Schmidinge­r und Alexander Georgiev, mit „Okho“von Iannis Xenakis, der darin das Thema französisc­her Kolonialhe­rrschaft thematisie­rt.

Sinnliche Tango-Rhythmen in Arturo Marquez „Danzón“Nr. 2 und eingängige, mit atmosphäri­schen Klängen gepaarte Jazz- und BluesMotiv­e in „One Study“von John Psathas zeigten einmal mehr, was Neue Musik alles sein kann. Stehende Ovationen.

KURIER-Wertung:

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