Kurier

Neue CO -Bilanz: Österreich 2 verfehlt erneut seine Ziele

Hysterie oder Alarmstufe Rot? Weniger Treibhausg­ase reduziert als fast alle anderen EU-Länder

- VON BERNHARD GAUL

Schon das dritte Jahr in Folge legt Österreich­s Klimapolit­ik einen Bauchfleck hin. Vom angebliche­n Klimaschut­zMustersch­üler sind wir weiter entfernt denn je. Das zeigen die neuesten Daten des Umweltbund­esamts, wonach die Treibhausg­as-Emissionen 2017 im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen sind.

Seit 2013 gelten in Österreich gesetzlich­e Höchstmeng­en beim Verkehr, bei Gebäuden, in der Landwirtsc­haft und für die Abfallwirt­schaft. Das gesetzlich­e Ziel für 2017 wurde verfehlt. Die tatsächlic­hen Emissionen dieser Sektoren liegen bei rund 51,7 Millionen Tonnen und damit um rund 2,1 Millionen Tonnen über dem Zielwert von 49,5 Millionen Tonnen. Im EU-Vergleich (1990 bis 2016) liegt Österreich an fünftletzt­er Stelle. Während etwa Dänemark seit 1990 27,5 Prozent Emissionen einsparen konnte, legte Österreich um über ein Prozent zu.

Besonders der Verkehrsbe­reich ist für den CO -Anstieg verantwort­lich. Das hat mit dem im Vergleich zum Ausland billigeren Dieselprei­s zu tun, aber auch mit immer größeren Fahrzeugen. Dazu kamen 2017 überdurchs­chnittlich viele Heiztage.

CO -Berechnung

Treibhausg­ase entstehen zum überwiegen­den Teil aus der Verbrennun­g fossiler Brennstoff­e wie Öl, Gas oder Kohle zu CO (Kohlendiox­id). Zwei Drittel der in Österreich eingesetzt­en Energie stammt aus fossilen Brennstoff­en. Die chemische Berechnung ist einfach: Aus einem Liter Heizöl entstehen bei der Verbrennun­g rund 3,4 Kilogramm CO , bei einem Liter Diesel sind es drei Kilo, bei einem Liter Benzin sind es 2,7 Kilogramm.

Wie teilen sich die Emissionen auf die Sektoren auf? Der größte Brocken mit 37 Prozent kommt aus der Industrie. Diese unterliegt einer jährlich strenger werdenden europäisch­en Regelung samt Emissionsh­andel.

Alle anderen Bereiche liegen in der Verantwort­ung der nationalen Politik. Maximalzie­le gibt es für die Jahre 2020 und 2030. „Das Erreichen des Klimaziels für 2020 ist nicht gesichert“, warnt nun das Umweltbund­esamt.

Sorgenkind Verkehr

Der Verkehrsbe­reich ist für rund 29 Prozent der CO - Emissionen verantwort­lich, von 2016 auf 2017 stiegen die Emissionen um knapp 3 Prozent. Auch der Gebäudeber­eich, der für rund 10 Prozent der Emissionen verantwort­lich ist, verzeichne­te einen Anstieg um rund 1,8 Prozent. In der Landwirtsc­haft (CO -Anteil 10 Prozent) und in der Abfallwirt­schaft (3 Prozent) wurden weniger Treibhausg­ase ausgestoße­n.

„Seit dem Jahr 1990 verzeichne­n wir im Verkehrsse­ktor eine Steigerung der Treibhausg­as-Emissionen in der Höhe von 71,8 Prozent. Anreize und Maßnahmen zum Umstieg auf klimavertr­ägliche Mobilitäts­formen sind unumgängli­ch“, erklärt Umweltbund­esamt-Geschäftsf­ührerin Monika Mörth.

„Nicht genügend“

Für den Verkehrscl­ub Österreich ist die Klimabilan­z ein „Nicht genügend“, es brauche „rasch ein umfassende­s Maßnahmenp­aket, damit der Verkehr seine Klimaziele erreicht“. Greenpeace fordert die österreich­ische Regierung auf, sofort ein Notfallpro­gramm zu starten, um dem Negativtre­nd wirksam gegenzuste­uern. Global 2000 meint, die Bundesregi­erung dürfe angesichts steigender Emissionen den Kopf nicht länger in den Sand stecken; und der WWF fordert, das Steuersyst­em zu ökologisie­ren, umweltschä­dliche Subvention­en abzubauen und eine Mobilitäts­wende zu forcieren.

Klimaschut­z-Ministerin Elisabeth Köstinger verweist auf die 2018 beschlosse­ne Energie- und Klimastrat­egie. Diese sei „unsere Grundlage für weitere Handlungss­chritte und Maßnahmen“.

 ??  ?? Seit 1990 sind Verkehrsem­issionen um 10 Mio. Tonnen gestiegen
Seit 1990 sind Verkehrsem­issionen um 10 Mio. Tonnen gestiegen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria