Kurier

Ein Urlaubstag ist besser als ein Feiertag

Im Gegensatz zu einem Feiertag wird an einem Urlaubstag nicht das ganze Land zugesperrt.

- DANIELA KITTNER

Zwischen Regierung, Sozialpart­nern und christlich­en Religionsg­emeinschaf­ten wird fieberhaft nach einer Lösung für den Karfreitag gesucht.

Dieser bisher nur evangelisc­he Feiertag muss laut Europäisch­em Gerichtsho­f in Zukunft für alle gelten – oder er wird für alle abgeschaff­t.

Elf Varianten liegen für eine Lösung auf dem Tisch – eine davon klingt besonders interessan­t: Statt eines zusätzlich­en Feiertags könnte ein zusätzlich­er Urlaubstag für alle eingeführt werden.

Ein Urlaubstag hätte eine Reihe von Vorzügen: An einem allgemeine­n Feiertag ist in der Regel das ganze Land zugesperrt – Betriebe, Geschäfte, Dienstleis­ter, Ämter. Bekommen nur die Arbeitnehm­er einen zusätzlich­en, individuel­l frei wählbaren Urlaubstag, können die Rollbalken oben bleiben.

Zweitens drängt die Zeit, der nächste Karfreitag am 19. April 2019 liegt nicht allzu fern. Dass sich bis dahin alle Interessen­gruppen auf eine neue Feiertagsr­egel einigen, ist eher unwahrsche­inlich. Bei einem individuel­len Urlaubstag muss man sich hingegen auf keinen allgemeing­ültigen Tag verständig­en.

Drittens könnten Gläubige den Urlaubstag für ihre religiösen Gebräuche verwenden. Die einen für den Karfreitag, die anderen für Jom Kippur und die Dritten fürs Fastenbrec­hen. Es wäre eine moderne, der multikultu­rellen Gesellscha­ft angepasste Lösung und würde außerdem die Religionsa­usübung in den individuel­len, privaten Raum verlagern. Politisch ist daher nicht verwunderl­ich, dass die Neos als Erste mit dieser Lösung hausieren gingen. Damit wäre auch ein Abtausch des Ostermonta­gs gegen den Karfreitag vom Tisch (ein Wunsch der Wirtschaft aus Kostengrün­den) – und unser traditione­lles Osterfest bliebe unangetast­et.

daniela.kittner@kurier.at

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