Kurier

„Mama, werden wir sterben?“Die Klimakrise macht Angst

Erziehung. Über Umweltprob­leme reden und Lösungen aufzeigen

- Terese Bischof Volksschul­lehrerin – DANIELA DAVIDOVITS

Georg ist zehn Jahre alt und will keine Billig-T-Shirts mehr tragen. Diese werden unter schlechten Bedingunge­n für die Umwelt und für die Menschen produziert, sagt er seiner Mutter. Dann hat er lieber weniger zum Anziehen.

Mit ihrem Protest gegen die Klimaerwär­mung hat die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg für viel Aufsehen gesorgt, auch bei Georg. Seit August ist sie jeden Freitag

Anne Richrath

Mutter eines Siebenjähr­igen unter dem Motto #fridaysfor­future auf Schulstrei­k. „Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre“, sagte sie beim Weltwirtsc­haftsgipfe­l in Davos.

Philipp ist sieben Jahre alt und fürchtet sich. Er hat anhand von zwei Fotos verstanden, wie schlecht es jetzt um die Welt bestellt ist, erzählt seine Mutter Anne Richrath: „Bei der #10yearchal­lenge im Internet veröffentl­ichte jemand das Foto eines Gletschers – und was davon nach zehn Jahren noch übrig war. Philipp hat die Bilder der Antarktis auf dem Computer gesehen und mich gefragt, wie die Klimaerwär­mung funktionie­rt. Erst da war mir bewusst, was das bei ihm auslöst. Dann hat er gefragt, ob das auch zu uns kommt und ob wir sterben werden.“

Seither sucht der Bub nach Ideen, wie er Energie spart, und seine Mutter nach Ideen, wie sie mit ihm das Thema behandeln kann. „Früher habe ich hinter allen Familienmi­tgliedern das Licht abgedreht – das macht er jetzt konsequent. Er passt auf seine Brotdose besser auf, damit er keine neue braucht. Und er hat nach grünem Strom gefragt, weil er mit seiner Hortlehrer­in darüber gesprochen hat. Es beruhigt ihn, dass er etwas tun kann. So hat er das Gefühl, dass er nicht machtlos ist.“

Die Erde ist uns von den Kindern nur geborgt, heißt es im Sprichwort. Die Frage ist, ob diese nächste Generation es schafft, ihre Eltern und Großeltern jetzt in die Pflicht zu nehmen. Zehntausen­de Schüler streikten und schrieben Slogans wie „Wenn ihr euch nicht wie Erwachsene verhaltet, machen wir’s“. Sie fordern, dass weniger Fleisch gegessen, weniger Kohle verbrannt und weniger Plastik verschwend­et wird.

Keine Plastikf laschen

Richrath berührt die Sorge der Jugend: „Es ist verrückt, dass die Kinder uns Erwachsene darauf aufmerksam machen müssen. Wir nehmen das Thema manchmal zu locker. Eigentlich sollten wir Kindern den bewussten Umgang mit der Welt vorleben. Mein Sohn fordert das jetzt sehr kategorisc­h von mir ein. Seit wir über das Problem der Plastikfla­schen gesprochen haben, wollte er nie wieder eine kaufen.“

Die Sensibilis­ierung der Kinder läuft über alle Medien und oft über die Schule. Durch die Lehrer wurde in den 80er-Jahren das System der Mülltrennu­ng verbreitet. Jetzt geht es viel um Nachhaltig­keit, erklärt Volksschul­lehrerin Terese Bischof: „Ich habe den Viertkläss­lern die Rede von Greta Thunberg vorgespiel­t. Und ich merke, dass ihre Themen die Kinder beschäftig­en. Einerseits auf der globalen Ebene – manche haben mir erzählt, wie sie am Strand Müll gesehen und weggeräumt haben. Anderersei­ts geht es um ihren Alltag. Sie machen sich Gedanken darüber, wie weit das Obst transporti­ert wird und ob sie weniger mit dem Auto fahren könnten. Die Schneekata­strophen heuer waren ein nahes Zeichen des Klimawande­ls. Es ist wichtig, den Kindern Inputs zu geben.“

Tatsächlic­h sind die Themen nicht nur bedrohlich, sondern sehr komplex. Katarina Marakova-Edinger redet mit ihrem Sohn derzeit viel über einen Autokauf. „Ich brauche wegen der Arbeit ein neues, und wir überlegen, ob wir ein Elektroaut­o wollen, weil das für die Luft besser ist. Aber Peter hat eine Doku über Silizium-Abbau in Südamerika und Afrika gesehen und

„Es ist verrückt, dass die Kinder uns Erwachsene darauf aufmerksam machen müssen.“

dass man dafür die Menschen ausbeutet und das Wasser verseucht.“In seinem Alltag irritiert ihn der viele Müll: „Er findet es eigenartig, dass Obst biologisch gezüchtet und dann in Plastik eingepackt wird.“

„Ich habe den Schülern die Rede von Greta Thunberg vorgespiel­t. Diese Themen beschäftig­en sie.“

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Greta Thunberg inspiriert mit ihrem Schulstrei­k seit August zum Protest gegen Klimawande­l

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