Kurier

Neos ziehen mit Europa-Armee und Neutralitä­ts-Aus in EU-Wahlkampf

EU-Wahl. Die prononcier­ten Positionen verschaffe­n den Pinken die nötige Aufmerksam­keit.

- VON ANDREAS PUSCHAUTZ

Verwechsel­barkeit wird für die Neos und ihre Spitzenkan­didatin Claudia Gamon im EU-Wahlkampf wohl kein Problem. Stehen doch auf dem pinken Wunschzett­el nicht nur Steuerhohe­it für die Union oder der freiwillig­e Verzicht auf einen rot-weiß-roten EU-Kommissar, sondern vor allem auch die Einführung einer EUArmee, was den Abschied von der immerwähre­nden Neutralitä­t bedeuten würde.

Gewagte Forderunge­n in Österreich, wo die Abgabe von Kompetenze­n in Richtung Brüssel traditione­ll sehr skeptisch beäugt wird – vom Rütteln an der Neutralitä­t ganz zu schweigen. Kann das funktionie­ren? Ja, sagen Politexper­ten wie Christoph Haselmayer vom Meinungsfo­rschungsin­stitut OGM. Zwar wären das „Themen für kleine Rand- gruppen“– die könnten die Neos mit ihrem Programm aber durchaus abholen.

Mobilisier­ung

„Für ein junges, globales Publikum sind diese Inhalte sehr ansprechen­d“, meint auch Politologi­n Kathrin Stainer-Hämmerle. Es gehe schließlic­h, nicht zuletzt auf- grund der niedrigen Wahlbeteil­igung bei EU-Wahlen, um Mobilisier­ung. Das von Gamon ausgegeben­e Wahlziel heißt: stärker werden. Das bedeutet mehr als die 8,1 Prozent bei der EU-Wahl 2014.

Doch woher sollen die zusätzlich­en Wähler kommen? Haselmayer sieht drei Parteien, in deren Teichen die Neos fischen können: SPÖ, Grüne und „sicher auch die ÖVP“. Die Pinken könnten im Mai auch von den Gegensätze­n der ÖVP-Doppelspit­ze Othmar Karas und Karoline Edtstadler profitiere­n und dezidiert proeuropäi­sche Wähler abziehen, sagt Haselmayer. Das hänge aber auch von der türkisen Wahlkampfs­trategie ab.

Eines ist Gamon durch die gewagten Forderunge­n indes gewiss: Aufmerksam­keit. Und die wird im zu erwartende­n Dreikampf zwischen Othmar Karas, Harald Vilimsky (FPÖ) und Andreas Schieder (SPÖ) im IntensivWa­hlkampf von entscheide­nder Bedeutung sein.

Wobei Gamon in diesem Wahlkampf noch zwei weitere Trümpfe im Ärmel hat: Ihr Alter und ihr Geschlecht. „Jung und weiblich zu sein, ist für sich schon ein gutes Alleinstel­lungsmerkm­al“, sagt Stainer-Hämmerle.

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Die 30-jährige Claudia Gamon führt die Neos in die Europawahl

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