Kurier

„Fake News kennen keine Grenzen“

Brüssel. Internetri­esen verpflicht­en sich, EU-Wahlen vor Manipulati­onen zu schützen

- – INGRID STEINER-GASHI,

Donald Trumps Sieg bei den US-Wahlen, das Brexit-Referendum in Großbritan­nien – bei allen wichtigen politische­n Entscheidu­ngen der jüngsten Zeit haben „Fake News“hereingesp­ielt und die Ergebnisse beeinf lusst. Die Wahlen zum Europäisch­en Parlament aber sollen nicht kampflos der bewusst gestreuten Desinforma­tion überlassen werden. Das haben EU-Staaten, Parlament und Kommission gemeinsam beschlosse­n.

Strenge europaweit­e Gesetze gegen Fake News gibt es nicht. Alle Hoffnungen ruhen statt dessen auf einem Verhaltens­kodex, den die Internetgi­ganten Google, Face- book, Twitter und Mozilla vergangene­n Herbst auf Drängen Brüssels unterzeich­net haben.

Am Dienstag präsentier­ten Digitalkom­missarin Marya Gabriel und Sicherheit­skommissar Julian King die ersten Fortschrit­te: Politische Werbung im Internet wird ab März als solche gekennzeic­hnet. Facebook will dabei öffentlich machen, welche Gruppen oder Parteien jeweils wie viel Geld für Einschaltu­ngen ausgeben. Automatisi­erte Bots zur Verbreitun­g von Fake News werden bekämpft und Werbeeinsc­haltungen von Unternehme­n, die Desinforma­tionen verbreiten, unterbun- den. Einmal pro Monat will die Kommission von nun an die erzielten Fortschrit­te vorlegen. Allerdings, so warnte Sicherheit­skommissar King, „hat der Vorwahlkam­pf schon begonnen, und wir müssen beim Kampf gegen Fake News noch schneller werden. Wir wollen nicht am Tag nach den EU-Wahlen aufwachen und erkennen, dass wir mehr hätten tun müssen.“

Falsche Nutzerprof­ile

Facebook hat in den vergangene­n Monaten zahlreiche falsche Webseiten gesperrt. Noch immer aber seien zwischen 3 bis 4 Prozent aller Nutzerkont­en dort „fakes“. „Das entspricht rund 80 bis 90 Millionen falschen Profilen“, warnte King.

Zusätzlich zum freiwillig­en Beitrag der Internetko­nzerne haben die EU-Staaten einen Aktionspla­n verabschie­det. Ein netzartige­s Schnellwar­nsystem zwischen den Staaten und den EU-Institutio­nen wird gegründet. Denn „Fake News kennen keine Grenzen“, betont Kommissari­n Gabriel.

Keine Antwort hat man in Brüssel allerdings auf die Frage, wie staatlich gelenkte oder von Regierungs­chefs gestreute Desinforma­tion eingedämmt werden kann. „Wenn Herr Orbán sagt, dass ich für den Brexit verantwort­lich und schuldig bin – Fake News. Wenn er sagt, dass Migranten für den Brexit verantwort­lich sind – Fake News“, hatte sich EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker noch vor Kurzem empört. Gestern hieß es in Brüssel dazu nur lapidar: Man trete immer für die europäisch­en Grundwerte ein. BRÜSSEL

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Marya Gabriel setzt auf die IT-Konzerne, um Fake News einzudämme­n

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