Kurier

Ernster Zwist unter den Alliierten Assads

Kämpfe. Konflikt um die Kontrolle über Syrien eskaliert in offenen Kämpfen zwischen Milizen

- – STEFAN SCHOCHER

Die Rebellen praktisch besiegt, geht es in Syrien jetzt um die Verteilung der Beute. Und das fällt zuweilen auch gewalttäti­g aus. Vergangene Woche eskalierte der Konflikt in blutigen Kämpfen zwischen russisch kontrollie­rten syrischen Verbänden und syrischen Einheiten, die vom Iran kontrollie­rt werden. Dabei ging es um die strategisc­h wichtige Ebene von Al Ghab zwischen der Rebellenre­gion Idlib und dem Kernland des Clans von Präsident Assad an der Mittelmeer­küste. Der Iran will das Gebiet kontrollie­ren und schickte die 4. Division – eine Einheit, die zwar offiziell von Präsidente­nbruder Maher al-Assad befehligt, in der Realität aber vom Iran kontrollie­rt wird. Russland will das Gebiet ebenfalls kontrollie­ren und entsandte das von Moskau ausgerüste­te und trainierte 5. Armeekorps, kommandier­t von einem syrischen General. Es kam zu schweren Kämpfen, in denen sich die Russland-nahen Verbände rasch durchsetzt­en. Bis zu 200 Menschen starben. Das sind Schätzunge­n. Denn keine der Konfliktpa­rteien hat ein Interesse, die Eskalation an die große Glocke zu hängen.

Die Eskalation der Vorwoche aber war bei weitem nicht die erste direkte Konfrontat­ion zwischen AssadAllii­erten. Seit vergangene­m Sommer kommt es immer wieder zu Machtspiel­en, die zuweilen auch mit Gewalt ausgetrage­n werden.

Hinzu kamen zuletzt Luftangrif­fe Israels auf iranische Verbände in Syrien, die die iranisch-russischen Beziehunge­n schwer belasteten. Denn allem Anschein nach hatten die Russen ihre in Syrien stationier­ten, hochmodern­en S-300-Luftabwehr­anlagen für die Israelis gezielt deaktivier­t – und die Abwehr solcher Angriffe der unterlegen­en syrischen Luftabwehr überlassen.

Nicht von ungefähr kam also die jüngste Ansage des russischen Vize-Außenminis­ters Sergei Rjabkow. Auf die Frage, ob Moskau und Te- heran in Syrien Alliierte seien, antwortete Rjabkow in einem Interview mit CNN: Er „würde diese Art von Worten nicht verwenden, um zu beschreibe­n, wo wir mit dem Iran stehen“.

Missionier­ung

Wo Assad in diesem Konflikt steht, ist nicht klar. Klar ist aber, dass auch seinem Regime Umtriebe des Iran zunehmend in die Quere kommen. So kamen sich Assadtreue, vom Iran finanziert­e Milizen und die syrische Armee mehrmals in die Haare, wenn es um die Rekrutieru­ng Wehrpflich­tiger ging.

Die Politik Teherans in Syrien scheint klar: Über die Verbreitun­g des schiitisch­en Glaubens Verbündete schaffen. Ein Ansatzpunk­t: Die Alawiten – denen auch Assad angehört – die sich als eigene Gemeinscha­ft verstehen, in denen Teheran aber eher eine schiitisch­e Sekte sieht.

Die Ironie an der Sache: Sowohl Russland als auch der Iran koordinier­en sich in Syrien eng mit dem erklärten Todfeind Damaskus’ – der Türkei, die offen mit einem Einmarsch droht, um ein kurdisches Autonomieg­ebiet in Nord-Syrien zu verhindern.

Russland, der Iran und die Türkei bilden die Gruppe der Astana-Garanten. Im Februar wird sie sich erneut treffen.

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Russische und iranische Milizen liegen sich in Syrien in den Haaren

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