Ernster Zwist unter den Alliierten Assads
Kämpfe. Konflikt um die Kontrolle über Syrien eskaliert in offenen Kämpfen zwischen Milizen
Die Rebellen praktisch besiegt, geht es in Syrien jetzt um die Verteilung der Beute. Und das fällt zuweilen auch gewalttätig aus. Vergangene Woche eskalierte der Konflikt in blutigen Kämpfen zwischen russisch kontrollierten syrischen Verbänden und syrischen Einheiten, die vom Iran kontrolliert werden. Dabei ging es um die strategisch wichtige Ebene von Al Ghab zwischen der Rebellenregion Idlib und dem Kernland des Clans von Präsident Assad an der Mittelmeerküste. Der Iran will das Gebiet kontrollieren und schickte die 4. Division – eine Einheit, die zwar offiziell von Präsidentenbruder Maher al-Assad befehligt, in der Realität aber vom Iran kontrolliert wird. Russland will das Gebiet ebenfalls kontrollieren und entsandte das von Moskau ausgerüstete und trainierte 5. Armeekorps, kommandiert von einem syrischen General. Es kam zu schweren Kämpfen, in denen sich die Russland-nahen Verbände rasch durchsetzten. Bis zu 200 Menschen starben. Das sind Schätzungen. Denn keine der Konfliktparteien hat ein Interesse, die Eskalation an die große Glocke zu hängen.
Die Eskalation der Vorwoche aber war bei weitem nicht die erste direkte Konfrontation zwischen AssadAlliierten. Seit vergangenem Sommer kommt es immer wieder zu Machtspielen, die zuweilen auch mit Gewalt ausgetragen werden.
Hinzu kamen zuletzt Luftangriffe Israels auf iranische Verbände in Syrien, die die iranisch-russischen Beziehungen schwer belasteten. Denn allem Anschein nach hatten die Russen ihre in Syrien stationierten, hochmodernen S-300-Luftabwehranlagen für die Israelis gezielt deaktiviert – und die Abwehr solcher Angriffe der unterlegenen syrischen Luftabwehr überlassen.
Nicht von ungefähr kam also die jüngste Ansage des russischen Vize-Außenministers Sergei Rjabkow. Auf die Frage, ob Moskau und Te- heran in Syrien Alliierte seien, antwortete Rjabkow in einem Interview mit CNN: Er „würde diese Art von Worten nicht verwenden, um zu beschreiben, wo wir mit dem Iran stehen“.
Missionierung
Wo Assad in diesem Konflikt steht, ist nicht klar. Klar ist aber, dass auch seinem Regime Umtriebe des Iran zunehmend in die Quere kommen. So kamen sich Assadtreue, vom Iran finanzierte Milizen und die syrische Armee mehrmals in die Haare, wenn es um die Rekrutierung Wehrpflichtiger ging.
Die Politik Teherans in Syrien scheint klar: Über die Verbreitung des schiitischen Glaubens Verbündete schaffen. Ein Ansatzpunkt: Die Alawiten – denen auch Assad angehört – die sich als eigene Gemeinschaft verstehen, in denen Teheran aber eher eine schiitische Sekte sieht.
Die Ironie an der Sache: Sowohl Russland als auch der Iran koordinieren sich in Syrien eng mit dem erklärten Todfeind Damaskus’ – der Türkei, die offen mit einem Einmarsch droht, um ein kurdisches Autonomiegebiet in Nord-Syrien zu verhindern.
Russland, der Iran und die Türkei bilden die Gruppe der Astana-Garanten. Im Februar wird sie sich erneut treffen.