Aus Rot-Schwarz wird Türkis-Blau
Nationalbank. ÖVP und FPÖ teilen sich Top-Management / Keine Frau im Direktorium
Monatelang war über die Neubesetzung der prestigeträchtigsten Jobs im Land spekuliert worden. 28 Kandidaten hatten sich beim Präsidium des Generalrates (quasi Aufsichtsrat) um die Direktoriums-Posten beworben. Vorsitzender Harald Mahrer (Chef der Wirtschaftskammer, ÖVP) und seine blaue Vize Barbara Kolm (HayekInstitut) legten den Generalrats-Kollegen am Dienstag ihre Vorschläge vor.
Pro Posten wurde ein Dreier-Vorschlag präsentiert. Die Regierung will heute, Mittwoch, im Ministerrat darüber entscheiden. Dann bestellt der Bundespräsident die neuen Notenbank-Chefs.
Aus rot-schwarz wird türkis-blau.
Die Politik entscheidet zwar über die Direktoren. Doch die Nationalbank ist laut Gesetz völlig unabhängig und die Regierung darf den neuen Chefs keine Weisungen erteilen.
Nachfolger von OeNBGouverneuer Ewald Nowot
ny (SPÖ) wird auf einem Ticket der FPÖ der ehemalige Weltbank-Direktor und Freund des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider, Robert
Holzmann (siehe rechts).
Vize-Gouverneur wird der Finanzwissenschaftler Gottfried Haber, Professor an der Donau-Universität Krems. Haber gilt als top-qualifiziert und ist in der niederösterreichischen ÖVP bestens vernetzt. Er wurde als Favorit für den Finanzminister gehandelt und ist Vorsitzender des Staatsschulden-Ausschusses. Holzmann hat zwar bei Stimmengleichheit das Dirimierungsrecht. Doch Haber dürfte stark genug sein, bei Meinungsverschiedenheiten dagegen zu halten.
Kritik gab es schon am zweiten FPÖ-Kandidaten, dem Wiener Landtagsabgeordneten Eduard Schock. Er war Kabinettschef im Finanzministerium und ist als Bank-Austria-Mitarbeiter karenziert. Schock gehört der schlagenden Burschenschaft Aldania an. Ex-Generalratschef Raidl (ÖVP) monierte, die Qualifikation entspreche nicht der Ausschreibung.
Neu ins Direktorium kommt Thomas Steiner, seit 1993 Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA). Diese managt die Schulden der Republik.
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