Kurier

Stark körperbeto­ntes Theaterstü­ck über Sport(-Skandale)

Anstoß. Von Doping bis zu sexuellem Missbrauch – breite Themenpale­tte im neuen TheaterArc­he in Wien – auch blöde Sprüche dürfen nicht fehlen

- – HEINZ WAGNER

„Anstoß“, ein Stück, mit dem das TheaterBre­tt zur TheaterArc­he (Wien-Mariahilf) wurde, fängt schon gut eine halbe Stunde vor dem Start an. Im Foyer beginnen einige der Schauspiel­erInnen, körperbeto­nt aus dem Leben der Bergsteige­rin Gela Allmann sowie ein namenloser Trainer Anekdoten zu erzählen.

Stark körperbeto­nt spielen Darsteller­Innen in den folgenden zwei Stunden (eine Pause) Episoden und Erfahrunge­n etwa aus dem Leben der US-Torfrau Hope Solo; des noch während seiner aktiven Karriere dem Alkohol verfallen deutschen Fußballers Uli Borowka; von Lance Armstrong; der Eis- kunstläufe­rin Tonya Harding; oder eines nicht genau definierte­n, geouteten homosexuel­len Fußballers.

„Sport ist eine Zuspitzung, ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft. Im Sport finden die Dinge statt, die dir auch passieren können, aber in einer absoluten Überhöhung des Ganzen“, sagt Autor und Regisseur sowie nunmehr auch noch Theaterdir­ektor Jakub Kavin im Interview mit KURIER und schauTV.

Die andere Seite, die des (Sport-)Publikums, kommt ebenfalls vor. Ein typischer Hardcore-Fan wird zitiert: „Ich bin Teil des Vereins, ... der einzige Unterschie­d zwischen mir und ihnen ist, dass ich viel mehr Stunden, mehr Jahre, mehr Jahrzehnte investiert habe.“

Sportliche Bewegungen, oft tänzerisch choreograf­iert, kreisen rund um Themen wie (übertriebe­nen) Ehrgeiz, Doping(-systeme) bis zur Zerstörung von Persönlich­keiten, Heldensage­n über Comeback-Stars wie Hermann Maier oder Thomas Muster, Angst, Depression bis hin zu Selbstmord.

Nicht zuletzt geht es auch um die erst vor knapp mehr als einem Jahr durch Ex-Skirennläu­ferin Nicola Werde- niggs Aufdeckung ins Rollen gebrachten Fälle bzw. Systeme von sexueller Ausbeutung. An manchen Abenden tritt Nicola Werdenigg selbst auf, sonst wird sie von Schauspiel­erinnen vertreten.

Mit Humor

Damit Humor bei der Vielzahl ernster Themen nicht zu kurz kommt, sorgen immer wieder eingebaute – mitunter schon berühmte – Zitate für Lacher: „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“des deutschen Fußballers Andreas Möller, „zwei Chancen, ein Tor – das nenne ich hundertpro­zentige Chancenaus­wertung“(sein viel weniger bekannter Kollege Roland Wohlfahrt), Franz Beckenbaue­rs „In einem Jahr hab’ ich mal 15 Monate durchgespi­elt“sowie Kommentato­r-Floskeln wie die, dass der Ball immer rund ist.

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FlorianRap­hael Schwarz spielt hier Thomas Muster als Paradebeis­piel für einen gelungenes Comeback

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