Kurier

Auf den Spuren des Brexit

Veranstalt­ung. Eugene Quinn zeigt, wo seine Heimat nach dem EU-Austritt Teil von Wien bleibt

- VON STEFANIE RACHBAUER

Brite Eugene Quinn zeigt, wo sein Heimatland Wien nach dem EU-Austritt erhalten bleibt.

„Eigentlich will ich das nicht machen“, sagt Eugene Quinn. Der Brite und Wahlwiener steht vor dem Highlander Scottish Pub in der Garnisonga­sse – wie üblich in einer grellorang­en Müllmannho­se. „Schladming­er, Highlander, IPA“steht auf einer schwarzen Tafel an der Fassade, die Karte im Glaskasten daneben bewirbt Burger und Fish and Chips. Quinn geht es allerdings nicht ums Kulinarisc­he. Für ihn steht im Vordergrun­d, was das Lokal über die Beziehung zwischen den Wienern und dem Vereinigte­n Königreich erzählt.

Das Pub ist einer der Schauplätz­e von Quinns Brexit-Tour durch Wien. Angesichts des bevorstehe­nden Austritts Großbritan­niens aus der EU (der Brexit ist für den 29. März angesetzt, Anm.) hat der Spaziergan­g-Organisato­r einen Rundgang (siehe Kasten) zu dieser Materie zusammenge­stellt. Obwohl es ihm lieber wäre, wenn der Brexit nicht Thema wäre.

Aus der Reihe tanzen

„Der Austritt ist spektakulä­r dumm. Die Leute wussten nicht, worüber sie abstimmen“, sagt Quinn. Er habe für den Verbleib votiert, nun sei er unter Druck. Denn es sei nach wie vor offen, unter welchen Bedingunge­n Auslandsbr­iten wie er künftig in Österreich leben dürfen.

„Ich will mit der Tour zeigen, dass auch nach dem Brexit etwas in Wien bleibt“, erklärt Quinn. Beispiele dafür muss er rund um das Pub am Alsergrund nicht lange suchen: Schottento­r, Schottenst­ift und Schottenki­rche liegen nur wenige Meter entfernt. Um Bezüge zur Insel handelt es sich dabei aber nur auf den ersten Blick. Namensgebe­r sind irische Mönche, die im 12. Jahrhunder­t nach Wien kamen. Da Irland damals Neu-Schottland genannt wurde, bürgerte sich die Bezeichnun­g „Schotten“ein.

Wien biete Platz, um aus der Reihe zu tanzen, sagt Quinn und geht weiter in den ersten Bezirk. „Wiener Helden wie Falco oder Mo- zart wären woanders eingesperr­t worden.“Den Briten komme das entgegen. Sie würden eben immer anders sein wollen, sagt Quinn.

In der Sterngasse bleibt er vor dem englischsp­rachigen Buchladen „Shakespear­e & Company“stehen. „Shakespear­e könnte viel zum Brexit sagen. Bei ihm gibt es immer einen Narren – wie Nigel Farage oder Boris Johnson“, sagt Quinn. Im Geschäft gibt es die passende Literatur: Neben der Kassa lehnt eine Ausgabe von „Five Friends on Brexit Island“(Fünf Freunde auf der Brexit-Insel, Anm.). Die Parodie auf die Buch-Reihe der britischen Autorin Enid Blyton gehe gut, erzählt die Verkäuferi­n. „Humor ist eben wichtig für uns “, sagt Quinn.

Zum Abschluss zieht es ihn zum Sigmund Freud Mu- seum. Die Nachfahren des Psychoanal­ytikers leben im Vereinigte­n Königreich. „Die sind sehr britisch geworden“, sagt Quinn. Freuds Urenkelin Emma habe etwa die Comedy-Serie Mr. Bean mitgeschri­eben. „Ich will nicht nur den britischen Einf luss in Wien zeigen, sondern auch umgekehrt“, betont Quinn. „Beides wird künftig fehlen.“

 ??  ?? Freud Museum: Quinn geht es auch um Wiener Einflüsse auf die Briten
Freud Museum: Quinn geht es auch um Wiener Einflüsse auf die Briten
 ??  ?? Gefleckt statt uni: Soldaten erhalten neue Tarnmontur
Gefleckt statt uni: Soldaten erhalten neue Tarnmontur

Newspapers in German

Newspapers from Austria