Auf den Spuren des Brexit
Veranstaltung. Eugene Quinn zeigt, wo seine Heimat nach dem EU-Austritt Teil von Wien bleibt
Brite Eugene Quinn zeigt, wo sein Heimatland Wien nach dem EU-Austritt erhalten bleibt.
„Eigentlich will ich das nicht machen“, sagt Eugene Quinn. Der Brite und Wahlwiener steht vor dem Highlander Scottish Pub in der Garnisongasse – wie üblich in einer grellorangen Müllmannhose. „Schladminger, Highlander, IPA“steht auf einer schwarzen Tafel an der Fassade, die Karte im Glaskasten daneben bewirbt Burger und Fish and Chips. Quinn geht es allerdings nicht ums Kulinarische. Für ihn steht im Vordergrund, was das Lokal über die Beziehung zwischen den Wienern und dem Vereinigten Königreich erzählt.
Das Pub ist einer der Schauplätze von Quinns Brexit-Tour durch Wien. Angesichts des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU (der Brexit ist für den 29. März angesetzt, Anm.) hat der Spaziergang-Organisator einen Rundgang (siehe Kasten) zu dieser Materie zusammengestellt. Obwohl es ihm lieber wäre, wenn der Brexit nicht Thema wäre.
Aus der Reihe tanzen
„Der Austritt ist spektakulär dumm. Die Leute wussten nicht, worüber sie abstimmen“, sagt Quinn. Er habe für den Verbleib votiert, nun sei er unter Druck. Denn es sei nach wie vor offen, unter welchen Bedingungen Auslandsbriten wie er künftig in Österreich leben dürfen.
„Ich will mit der Tour zeigen, dass auch nach dem Brexit etwas in Wien bleibt“, erklärt Quinn. Beispiele dafür muss er rund um das Pub am Alsergrund nicht lange suchen: Schottentor, Schottenstift und Schottenkirche liegen nur wenige Meter entfernt. Um Bezüge zur Insel handelt es sich dabei aber nur auf den ersten Blick. Namensgeber sind irische Mönche, die im 12. Jahrhundert nach Wien kamen. Da Irland damals Neu-Schottland genannt wurde, bürgerte sich die Bezeichnung „Schotten“ein.
Wien biete Platz, um aus der Reihe zu tanzen, sagt Quinn und geht weiter in den ersten Bezirk. „Wiener Helden wie Falco oder Mo- zart wären woanders eingesperrt worden.“Den Briten komme das entgegen. Sie würden eben immer anders sein wollen, sagt Quinn.
In der Sterngasse bleibt er vor dem englischsprachigen Buchladen „Shakespeare & Company“stehen. „Shakespeare könnte viel zum Brexit sagen. Bei ihm gibt es immer einen Narren – wie Nigel Farage oder Boris Johnson“, sagt Quinn. Im Geschäft gibt es die passende Literatur: Neben der Kassa lehnt eine Ausgabe von „Five Friends on Brexit Island“(Fünf Freunde auf der Brexit-Insel, Anm.). Die Parodie auf die Buch-Reihe der britischen Autorin Enid Blyton gehe gut, erzählt die Verkäuferin. „Humor ist eben wichtig für uns “, sagt Quinn.
Zum Abschluss zieht es ihn zum Sigmund Freud Mu- seum. Die Nachfahren des Psychoanalytikers leben im Vereinigten Königreich. „Die sind sehr britisch geworden“, sagt Quinn. Freuds Urenkelin Emma habe etwa die Comedy-Serie Mr. Bean mitgeschrieben. „Ich will nicht nur den britischen Einf luss in Wien zeigen, sondern auch umgekehrt“, betont Quinn. „Beides wird künftig fehlen.“