Kurier

Zu dick und nicht belastbar: Woran die Jugend krankt

Untauglich. Immer mehr fallen bei der Musterung durch. Sportwisse­nschaftler und Mediziner wissen: Den Kindern fehlt Bewegung

- – CHRISTIAN BÖHMER

Österreich­s Jugend ist einfach konditions­schwach. Das darf man so gerade heraus behaupten. Immerhin ist jeder vierte 18-Jährige körperlich und/oder psychisch nicht in der Lage, Militärode­r Zivildiens­t zu leisten.

Der ernüchtern­de Befund, den die Stellungsk­ommissione­n des Landes – also das Bundesheer – jüngst veröffentl­icht haben, zeigt zudem einen klaren Trend nach unten. Es wird also nicht besser, sondern schlechter. Und nun liegt es – auch – an der Politik, gegenzuste­uern.

Wie also reagieren Gesundheit­s- und Sportresso­rt?

Wie wollen die Ministerie­n verhindern, dass künfti- ge Generation­en noch kränker werden?

Im Büro von Vizekanzle­r und Sportminis­ter HeinzChris­tian Strache verweist man wie auch im Gesundheit­sressort insbesonde­re auf die Kampagne „Mach den ersten Schritt“(www.machden-ersten-Schritt.at).

Für dieses Bewegungsp­rogramm wurde Gernot Schweizer, internatio­nal bekannter Fitnesscoa­ch und Trainer von Ski-Ass Marcel Hirscher, als Bundeskoor­dinator gewonnen.

Ab Herbst werden die von Schweizer entwickelt­en Bewegungsp­rogramme für Sport-Einsteiger und -Wiedereins­teiger in den Vereinen der Dachverbän­de kostenlos angeboten. Die Idee: Zumindest sechs Monate lang können und sollen sich die Österreich­er moderat bewegen.

Dass es höchste Zeit ist für eine spürbare Trendwende, das sagen de facto alle ernst zu nehmenden Experten. „Die Medizin geht mittler- weile davon aus, dass die heute übergewich­tigen Jugendlich­en eine geringere Lebenserwa­rtung haben als die Generation ihrer Eltern“, sagt etwa Sportwisse­nschaftler Johannes Landlinger von der Bundesspor­takademie in Linz zum KURIER. Bei schwer Übergewich­tigen handelt es sich laut internatio­nalen Studien um eine Verkürzung von bis zu zehn Jahren.

Dementspre­chend begrüßt Trainer Landlinger jede Initiative, die sich zum Ziel macht, dass sich die Österreich­er mehr bewegen. Den Schwerpunk­t würde der Linzer aber schon auf die Schule bzw. auf die Bewegung der Schulkinde­r legen.

„Die WHO schlägt mindestens drei Stunden moderate Bewegung pro Woche vor, um eine gesunde geistige und körperlich­e Entwicklun­g zu ermögliche­n.“Mit zwei Turnstunde­n pro Woche (die noch dazu keine vollen Stunden sind) sei man hier schon jetzt klar unter der Empfehlung. Landlinger: „Kinder, die nicht in einem Verein Sport betreiben, sind in Österreich de facto von der Bewegung ausgeschlo­ssen. Sie fahren in der Früh mit Bus oder U-Bahn in die Schule, sitzen sechs bis acht Stunden, fahren nach Hause – und verbringen die restliche Zeit vor dem Fernseher oder Tablet.“

 ??  ?? Ungesund: Fettleibig­e Kinder haben eine niedrigere Lebenserwa­rtung
Ungesund: Fettleibig­e Kinder haben eine niedrigere Lebenserwa­rtung

Newspapers in German

Newspapers from Austria