Kurier

High Noon mit zwei Kronzeugen

Buwog. Für Grasser steht diese Woche viel auf dem Spiel: Ex-Mitarbeite­r aus Kabinett sagen aus

- VON IDA METZGER

Heute gibt es ein kleines rundes Jubiläum. Am 80. Verhandlun­gstag geht es ans Eingemacht­e: Es tritt einer der spannendst­en Zeugen auf. Heinrich Traumüller, der ExKabinett­chef von Karl-Heinz Grasser, wird heute erwartet. Einen Tag später der nächste Höhepunkt: Kabinettsm­itarbeiter Michael Ramprecht muss Richterin Marion Hohenecker Rede und Antwort stehen. Einst waren die beiden enge Freunde, jetzt sind Ramprecht und KHG erbitterte Gegner.

Ramprecht hatte im Herbst 2009 in einem profilInte­rview von einem „abgekartet­en Spiel“bei der Privatisie­rung Buwog gesprochen. Darauf hin klagte ihn Grasser und bezeichnet­e Ramprecht als „psychisch labil“.

Für die Staatsanwa­ltschaft wäre es wichtig, wenn einer der beiden Zeugen den Ex-Finanzmini­ster belastet. Denn als erste Zwischenbi­lanz lässt sich sagen: Es gibt zwar Indizien, aber die „Smoking Gun“wurde nach 15 Monaten noch nicht gefunden.

Hier ein Überblick über die wichtigste­n Punkte in der Causa.

– Wer ist Traumüller? Grassers Ex-Kabinettch­ef war bei der Öffnung der Angebote am 4. Juni 2004 beim Notar dabei und informiert­e Grasser am Abend. Am Montag darauf, am 7. Juni, gab es ein Treffen im Gelben Salon des Finanzmini­steriums, bei dem beschlosse­n wurde, dass noch eine zweite Bieterrund­e durchgefüh­rt werden soll.

Im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Buwog-Causa im Jahr 2012 sagte Traumüller aus, dass Grasser die zweite Bieterrund­e, bei der dann die Immofinanz mit 961 Millionen Euro vorne lag, angeordnet habe. Nach dieser heiklen Aussage im Parlament war Traumüller nervlich angeschlag­en. Zwei Tage später versuchte Traumüller, diese Aussage vor der Staatsanwa­ltschaft zu revidieren. Man darf gespannt sein, wie er den Sachverhal­t vor Gericht darstellt.

– Zweite Bieterrund­e Alle bisherigen Zeugen sagten aus, dass die zweite Bieterrund­e nicht von Grasser gekommen sei, sondern von den Beratern von Lehman Brothers und von seinen Beamten. Allerdings gab es für diesen Schritt keine offizielle Kommission­s- sitzung, aber „ich weiß, dass niemand etwas dagegen hatte“, sagte Ex-ÖVP-Staatssekr­etär Alfred Finz aus.

Warum wurde eine zweite Bieterrund­e beschlosse­n? Das erklärte Josef Mantler, ein ehemaliger Abteilungs­leiter im Finanzmini­sterium, so: Die Vertreter von Lehman Brothers hätten die Angebote der Bieter präsentier­t. Dabei hätte Lehman ein Zinsrisiko entdeckt, das bei einem Bieter Abschläge verursacht habe. „In Abstimmung mit dem Minister wurde entschiede­n, dieses Steigerung­spotenzial in einer weiteren Verhandlun­gsrunde zu nutzen“, so Mantler.

– Die Rolle Haiders In den Medienberi­chten im Vorfeld des Prozesses spielte Jörg Haider kaum eine Rolle. Vor Gericht steht der verstorben­e Kärntner Landeshaup­tmann im Fokus. Warum? Laut Walter Meischberg­er soll Haider und nicht Grasser ihm verraten haben, wie hoch die Bietersumm­en liegen. Mit viel Akribie versucht nun Richterin Hohenecker zu untersuche­n, ob Haider tatsächlic­h über diese Informatio­nen verfügen hätte können. Tatsache ist: Haider hatte eine Schlüsselr­olle. Die Bundeswohn­ungen wurden als Paket verkauft und bestanden aus vier Gesellscha­ften. Eine davon war die ESG Villach. Haider hatte sich ein Vorkaufsre­cht dafür gesichert, denn der Landeshaup­tmann wollte nicht, dass die Wohnungen an einen ausländisc­hen Bieter gehen. Finz meinte vor Gericht, hätte Haider „das Vorkaufsre­cht nicht bekommen, wäre die Koalition geplatzt“.

Hätte das Land Kärnten nach der zweiten Bieterrund­e diese Option gezogen, wäre die Buwog nicht an die Immofinanz gegangen, sondern an den Mitbewerbe­r.

– Schwiegerm­uttergeld Viel Energie investiert­e die Staatsanwa­ltschaft darin, zu beweisen, dass die 500.000 Euro, die Grasser persönlich von Liechtenst­ein über die Grenze brachte, ein Teil der Buwog-Provision ist. Der ExMinister hingegen behauptete, er habe das Geld von seiner Schwiegerm­utter bekommen. Die Staatsanwa­ltschaft erstellte extra ein Bewegungsp­rofil von Grasser. Zu guter Letzt stellte sich heraus (so steht es auch in der Anklagesch­rift), dass das Schwiegerm­uttergeld nicht aus der Buwog-Provision stammen kann, weil diese zum Zeitpunkt der Übergabe noch gar nicht überwiesen war.

– Hochegger-Geständnis Zum Prozessauf­takt gab es einen Knalleffek­t. Peter Hochegger legte ein Geständnis ab. Er sagte aus, dass der Vermögensb­erater von Meischberg­er ihm verraten habe, wem die drei Liechtenst­einer Konten (samt Kontonumme­r) zugeordnet werden. Dieses Wissen habe Hochegger jahrelang für sich behalten und Grasser und Meischberg­er nie damit konfrontie­rt. Die Krux an der Sache: Das Gespräch zwischen dem Vermögensb­erater und Hochegger fand im Sommer 2005 statt. Die Konten wurden aber erst im Spätherbst eröffnet.

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Anspanung auf der Anklageban­k: Heute und morgen kommen zwei der spannendst­en Zeugen der Staatsanwa­ltschaft zu Wort Ab Herbst 2021.
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Grasser Ex-Kabinettch­ef H. Traumüller ist heute vor Gericht

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