Heimkehr ins Ungewisse
Venezuela. Oppositionsführer Guaido bei Heimkehr jubelnd empfangen. Ihm drohte Verhaftung
Juan Guaido ist weiterhin ein Staatspräsident ohne Staat. Man sei an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück gebe, so der selbst ernannte Präsident Venezuelas dieser Tage bei einem Besuch in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Aber genau das war es, was er vor hatte: zurückgehen. Nach Venezuela – jener Staat, dessen Führung Guaido beansprucht, den aber der Präsident Nicolas Maduro fest in der Hand zu haben scheint. Am Montag landete Guaido am Flughafen der venezolanischen Hauptstadt Caracas, Tausende Anhänger haben ihn jubelnd empfangen.
Seine Rückkehr hatte er am Sonntag in einer Videobotschaft angekündigt. Es sei Karneval, aber es gebe wenig zu feiern, sagte Guaido da, und rief zu Massenprotesten gegen Maduro auf.
Seit dem 23. Februar war Guaido durch Zentral- und Südamerika getingelt und hatte um Unterstützung geworben. Sein Versuch, Hilfslieferungen vor allem von Kolumbien aus ins Land zu bringen, scheiterte aber. Dennoch: Auf seiner Rundreise wurde er durchwegs als Staatschef empfangen.
Ausreisen hätte er nach venezolanischer Gesetzgebung aber nicht dürfen – wegen eines Ermittlungsverfahrens der venezolanischen Justiz. Die ermittelt gegen Guaido wegen dessen Selbsternennung zum Präsidenten. Was am Montag im Raum stand war nicht weniger als eine Festnahme des Oppositions- führers. Maduro hatte damit gedroht: Guaido könne nicht einfach kommen und gehen.
Und so hagelte es Warnungen: Die EU warnte Maduro vor einer Festnahme Guaidos; eine solche würde die Lage nur eskalieren. Die USA warnten mit schwerwiegen- den Konsequenzen, sollte Guaidos Rückkehr behindert oder gefährdet werden.
Warnungen kamen aber auch aus Moskau. Eine militärische Intervention in Venezuela werde man mit allen Mitteln unterbinden, hieß es. Außenminister Lawrow sprach von einer unzulässigen Politisierung humanitärer Hilfe – und stellte zugleich selbst „massive“Lieferungen Russlands in Aussicht.
Guaido hatte sich als Parlamentspräsident mit der Begründung zum Präsidenten erklärt, dass die Wiederwahl Maduros gefälscht worden sei. Das Parlament hatte die Wahl annulliert. Seither eskaliert die Krise.
Am 23. Februar reiste Guaido schließlich nach Kolumbien zu einem Benefizkonzert. Als er über die Grenzbrücke gelaufen kam, rief er, „diese Brücke gehört uns“. Auch versicherte er, dass ihm die Armee geholfen habe. Tags darauf, als Hilfslieferungen nach Venezuela rollen sollten, waren die Brücke blockiert und die Sicherheitskräfte augenscheinlich aufseiten Maduros. Vier Menschen starben bei Straßenschlachten. Dem Aufruf Guaidos an Sicherheitskräfte, zu desertieren, sind bisher nur 500 Soldaten gefolgt.