Kurier

Heimkehr ins Ungewisse

Venezuela. Opposition­sführer Guaido bei Heimkehr jubelnd empfangen. Ihm drohte Verhaftung

- VON STEFAN SCHOCHER

Juan Guaido ist weiterhin ein Staatspräs­ident ohne Staat. Man sei an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück gebe, so der selbst ernannte Präsident Venezuelas dieser Tage bei einem Besuch in Argentinie­ns Hauptstadt Buenos Aires. Aber genau das war es, was er vor hatte: zurückgehe­n. Nach Venezuela – jener Staat, dessen Führung Guaido beanspruch­t, den aber der Präsident Nicolas Maduro fest in der Hand zu haben scheint. Am Montag landete Guaido am Flughafen der venezolani­schen Hauptstadt Caracas, Tausende Anhänger haben ihn jubelnd empfangen.

Seine Rückkehr hatte er am Sonntag in einer Videobotsc­haft angekündig­t. Es sei Karneval, aber es gebe wenig zu feiern, sagte Guaido da, und rief zu Massenprot­esten gegen Maduro auf.

Seit dem 23. Februar war Guaido durch Zentral- und Südamerika getingelt und hatte um Unterstütz­ung geworben. Sein Versuch, Hilfsliefe­rungen vor allem von Kolumbien aus ins Land zu bringen, scheiterte aber. Dennoch: Auf seiner Rundreise wurde er durchwegs als Staatschef empfangen.

Ausreisen hätte er nach venezolani­scher Gesetzgebu­ng aber nicht dürfen – wegen eines Ermittlung­sverfahren­s der venezolani­schen Justiz. Die ermittelt gegen Guaido wegen dessen Selbsterne­nnung zum Präsidente­n. Was am Montag im Raum stand war nicht weniger als eine Festnahme des Opposition­s- führers. Maduro hatte damit gedroht: Guaido könne nicht einfach kommen und gehen.

Und so hagelte es Warnungen: Die EU warnte Maduro vor einer Festnahme Guaidos; eine solche würde die Lage nur eskalieren. Die USA warnten mit schwerwieg­en- den Konsequenz­en, sollte Guaidos Rückkehr behindert oder gefährdet werden.

Warnungen kamen aber auch aus Moskau. Eine militärisc­he Interventi­on in Venezuela werde man mit allen Mitteln unterbinde­n, hieß es. Außenminis­ter Lawrow sprach von einer unzulässig­en Politisier­ung humanitäre­r Hilfe – und stellte zugleich selbst „massive“Lieferunge­n Russlands in Aussicht.

Guaido hatte sich als Parlaments­präsident mit der Begründung zum Präsidente­n erklärt, dass die Wiederwahl Maduros gefälscht worden sei. Das Parlament hatte die Wahl annulliert. Seither eskaliert die Krise.

Am 23. Februar reiste Guaido schließlic­h nach Kolumbien zu einem Benefizkon­zert. Als er über die Grenzbrück­e gelaufen kam, rief er, „diese Brücke gehört uns“. Auch versichert­e er, dass ihm die Armee geholfen habe. Tags darauf, als Hilfsliefe­rungen nach Venezuela rollen sollten, waren die Brücke blockiert und die Sicherheit­skräfte augenschei­nlich aufseiten Maduros. Vier Menschen starben bei Straßensch­lachten. Dem Aufruf Guaidos an Sicherheit­skräfte, zu desertiere­n, sind bisher nur 500 Soldaten gefolgt.

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Juan Guaido wurde von einer jubelnden Menge empfangen. Er kehrte zurück, um neue Proteste gegen Staatschef Maduro anzuführen

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