Kurier

Eiertanz um die Digitalste­uer

Online-Werbeabgab­e. Frankreich prescht vor. Heimische Werber gegen nationalen Alleingang

- VON ANITA STAUDACHER

Frankreich will nicht länger auf die EU warten und führt im Alleingang eine nationale Digitalste­uer für rund 30 große Internet-Firmen ein. Details dazu werden am Mittwoch präsentier­t. Die Steuer zielt auf Online-Werbeumsät­ze und Provisione­n ab, die Plattforme­n an Kunden verrechnen. Als Steuerpfli­chtige konkret genannt werden die vier Technologi­eriesen Google, Amazon, Facebook Apple, sowie Uber, Airbnb und der französisc­he OnlineWerb­er Criteo. Weiters sollen Firmen aus China, Deutschlan­d, Großbritan­nien und Spanien darunter fallen. Frankreich erwartet sich durch die Steuer eine halbe Milliarde Euro an zusätzlich­en Einnahmen jährlich.

Österreich folgt

Da mit dem Vorpresche­n Frankreich­s eine EU-weite Regelung wohl vom Tisch ist, dürfte Österreich schon demnächst folgen. „Wir warten noch den Ecofin (EU-Finanzmini­stertreffe­n, Anm.) kommenden Dienstag ab und werden dann zeitnah die Details bekannt geben“, heißt es im Finanzmini­sterium. Vorbild ist das französisc­he Modell.

Laut Plan von Minister Löger von Ende Jänner sollen Konzerne, die weltweit mindestens 750 Mio. Euro und in Österreich mindestens 10 Mio. Euro erwirtscha­ften, 3 Prozent ihres Online-Werbeumsat­zes in Österreich an den Fiskus abführen. Die Regelung soll 2020 gelten. Heimische Firmen soll die Online-Werbeabgab­e nicht treffen, versichert Löger.

Bisher ist in Österreich nur klassische Werbung (Print, TV, Kino, Plakat) durch die Werbeabgab­e von 5 Prozent besteuert. Rund 100 Mio. Euro bringt das jährlich an Einnahmen. Künftig weniger, da die Steuer generell auf 3 Prozent gesenkt wird. Die Werbebranc­he ist trotzdem unzufriede­n. Sie fordert seit Jahren die Abschaffun­g der Steuer. Die jetzige Ausweitung auf online sei höchstens eine Zwischenlö­sung und bringe erst recht keine Steuergere­chtigkeit mit den Internet-Giganten, meint Angelika Sery-Froschauer, Obfrau des Fachverban­des Werbung und Marktkommu­nikation in der WKO. „Wir brauchen eine europäisch­e Lösung. Eine nationale Steuer auf Basis der Werbeumsät­ze hilft ja nichts, wenn die Umsätze mangels Firmensitz­es in Österreich gar nicht eruierbar sind“, argumentie­rt Sery-Froschauer. Werbung finde längst über Grenzen hinweg statt.

Die Werber bezweifeln auch, dass die Digitalste­uer die erwünschte­n 60 bis 100 Mio. Euro in den Staatshaus­halt spült. Laut Focus betrug der gesamte Online-Werbeumsat­z 2017 rund 577 Mio. Euro. Davon drei Prozent wären 17,3 Mio. Euro an Steuereinn­ahmen. Weil nur die Großen zahlen müssen, schmilzt der Betrag erheblich.

WIFO-Steuerexpe­rte Simon Loretz schätzt, dass eine reine Online-Werbeabgab­e maximal 10 bis 15 Mio. Euro einbringt. Andere Berechnung­en nehmen die Werbe-Umsätze auf Suchmaschi­nen oder Social-Media-Plattforme­n als Basis. Diese betragen rund 65 Mio. Euro, was eine Steuer von lediglich 1,9 Mio. Euro ergibt.

Konjunktur flaut ab

Für die Werbekonju­nktur wäre eine baldige Steuersenk­ung hilfreich. Die Auftragsbü­cher sind nicht mehr so gut gefüllt wie vor einem Jahr, geht aus dem aktuellen WIFOWerbek­limaindex hervor. „2018 war ein sehr gutes Jahr für die Branche, die Nachfrage hat sich in den letzten Monaten etwas verschlech­tert“, sagt Sery-Froschauer. Rückläufig ist auch der noch 2018 beklagte Fachkräfte­mangel. Nach 1000 Neueinstel­lungen im Vorjahr halten sich die Firmen jetzt zurück. IT-Experten werden aber nach wie vor gesucht. Die rund 32.000 WerbeFirme­n beschäftig­ten ca. 30.000 Mitarbeite­r.

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