Kurier

Personalab­gänge werden für ÖBB zur Herausford­erung

Kosten. Ungleiche Steuern sind zweite Baustelle

- – TP

Bahnfahren ist ein teurer Spaß, meinen viele Österreich­er. Eine Reise nach Paris sei zum Beispiel mit dem Zug viel kostspieli­ger als mit dem Flugzeug und würde darüber hinaus noch länger dauern. Laut ÖBB-Chef Andreas Matthä spricht trotzdem viel für die Bahn. „Es ist eine andere Art zu Reisen, es ist bequem und sicher“, sagt er in der SchauTV-Reihe „Warum eigentlich?“Außerdem diene Bahnfahren dem Klimaschut­z. „Wir fahren zu hundert Prozent mit erneuerbar­er Energie und leisten 350 Millionen Tonnen CO -Einsparung­en“, so Matthä.

Der Anstieg im Passagieru­nd Güterverke­hr führe zu noch mehr Einsparung­en. Das Geld für Bahnfahren sei also ein gut angelegtes. Er findet es bemerkensw­ert, dass Kerosin nicht besteuert ist, der Strom für die Bahn aber schon. „Es herrscht eine Verzerrung der Wettbewerb­sbedingung­en zwischen den Verkehrstr­ägern“, klagt der ÖBB-Chef.

Außerdem gebe es bei Billigflie­gern ein Kommen und Gehen, die Bahn bestehe seit mehr als hundert Jahren. „Dennoch müssen wir tagtäglich unsere Aufgaben machen, um uns zukunftsfi­t aufzustell­en. Die ÖBB haben die Tradition des permanente­n Wandels.“Vor 30 Jahren sei die Zahl der Mitarbeite­r doppelt so hoch wie heute gewesen. Durch die Digitalisi­erung stehe das Unternehme­n vor einem Technologi­esprung. „Unser Ziel ist es, Bahnfahren noch einfacher zu machen und die Kunden entlang ihrer Reise zu begleiten“, so Matthä.

Durch die Digitalisi­erung werde es zu keinem Mitarbeite­rabbau kommen. Die ÖBB habe viel mehr ein ganz ande- res Problem. Da das Unternehme­n vor einem Generation­enwechsel stehe, sei es angesichts des akuten Fachkräfte­mangels eine Herausford­erung, die Personalab­gänge zu bewältigen. Zum Teil werde man sie durch Aufnahmen, aber auch durch neue Technologi­en ausgleiche­n.

Der Unternehme­nsberater McKinsey unterstütz­e die ÖBB. „Es ist wichtig, den Blick von außen zu haben und nicht nur im eigenen Saft zu braten“, sagt Matthä. So könne man sich Prozesse von nichtverwa­ndten Branchen anschauen und dadurch lernen.

Einfluss ist „normal“

Ein Zukunftsth­ema ist für den ÖBB-Chef China. Das kleine Österreich könne von den chinesisch­en Ambitionen, eine bessere Bahnverbin­dung nach Europa zu etablieren, profitiere­n. Die ÖBB sei in Europa im Güterverke­hr die Nummer zwei und habe daher eine starke Position in der Logistik . Nicht nur der Güterverke­hr von China nach Europa, sondern auch jener in die andere Richtung steige. In China gebe es eine kauf kräftige Mittelschi­cht von 250 bis 300 Millionen Menschen, die Waren aus Europa nachfrage.

Politische­n Einf luss in der Personalpo­litik – Aufsichtsr­atschef Arnold Schiefer soll als Finanzchef in den Vorstand wechseln – ist für Matthä in Ordnung. „Wenn ein Eigentümer ein Unternehme­n übernimmt, wird er seine Vertrauens­leute reinsetzen. Das ist ein normaler Vorgang.“Er habe mit Schiefer bereits in den ÖBB zusammenge­arbeitet und kenne ihn seit Jahren. Ihm die Expertise abzusprech­en, sei abzulehnen.

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