Kurier

Drastische Folgen des Mangels an Lokführern und Verschiebe­rn

Personal fehlt. Ohne Entspannun­g wird in manchen Branchen die Versorgung zusammenbr­echen.

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Im österreich­ischen Schienengü­terverkehr fehlen bis 2025 wegen natürliche­r Abgänge und fehlender Bewerbunge­n hunderte Arbeitskrä­fte. Allein die ÖBB suchen heuer 500 Lokführer, 300 Wagenmeist­er ( sie kontrollie­ren den Zug vor der Abfahrt) und 60 Verschiebe­r. Doch auch die privaten Anbieter stöhnen unter dem Fachkräfte­mangel, vor allem, weil sie weniger Bildungsei­nrichtunge­n und weniger Mittel für Werbung haben, sagt Andreas Mandl, Vorsitzend­er des Ausschusse­s Güterverke­hr in der WKO. Auch sie müssen bis 2025 viele Leute ersetzen.

„Die Arbeit als Lokführer keine schlechte“, sagt ist Mandl. Anders als Lastwagenf­ahrer würden Lokführer im Hotel schlafen. Der Verdienst sei auch nicht schlecht. Offenbar würden aber Nachtschic­hten, Wochenend- und Feiertagsd­ienste abschrecke­n. Durch das immer präsenter werdende Thema autonomes Fahren würden viele auch die Zukunftspe­rspektive eines Lokführers in Frage stellen. Noch dazu dauere die Ausbildung zum Lkw-Fahrer nur drei Monate, eine Lokführera­usbildung aber zehn bis zwölf Monate.

Noch schwierige­r sei es, den Bedarf an Wagenmeist­ern und Verschiebe­rn zu decken. „Die arbeiten bei jedem Wetter draußen“, sagt Mandl.

Der Mangel an Personal könnte bald weitreiche­nde Folgen haben. In Extremsitu­ationen könnte in manchen Bereichen die Versorgung zusammenbr­echen. So geschehen zu Jahreswech­sel in Deutschlan­d, erzählt Mandl. Da hatte der Rhein zu wenig Wasser für die Schifffahr­t, wodurch man auf die Straße und die Schiene ausweichen musste. Da aber in Deutschlan­d das Arbeitskrä­fteproblem akuter als in Österreich ist, waren die Kapazitäte­n auf der Schiene bald erschöpft. „Die Folge war, das viele Tankstelle­n geschlosse­n blieben, weil sie keinen Treibstoff mehr geliefert bekamen“, so Mandl.

Die Auswirkung­en könnten aber noch viel weiter gehen. Wenn Rohstoffe nicht mehr geliefert werden können, komme es zu Kurzarbeit. Autoherste­ller kämen mit der Produktion nicht nach, was zu Wartezeite­n beim Autokauf führen könne. Mehr Lkw auf der Straße würden für mehr Staus, mehr Unfälle und mehr Feinstaub sorgen. „Es sind viele kleine Dinge, die hier zusammensp­ielen“, sagt Mandl.

Immer mehr Nachfrage

Das Problem wird in Zukunft eher größer als kleiner, da der Schienengü­terverkehr stark wächst. 2016 machte die Branche in Österreich – private Anbieter und die ÖBB – einen Umsatz von 996 Millionen Euro. 2018 waren es bereits rund 1,2 Milliarden Euro. Das Wachstum soll zumindest bis 2020 im selben Tempo weitergehe­n.

Noch etwas ist laut Mandl zu beachten: „Wir transporti­eren nicht nur Güter von A nach B, sondern schaffen auch Arbeitsplä­tze.“Durch jeden Arbeitspla­tz im Schienengü­terverkehr würden zwei zusätzlich­e Arbeitsplä­tze in anderen Branchen entstehen, zum Beispiel in einer Werkstatt, in der die Lokomotive­n serviciert werden, oder in Hotels, in denen die Lokführer schlafen.

Um doch wieder mehr Interessen­ten zu finden, haben die privaten Güterbahne­n die Initiative „Komm-zum-Zug“gestartet. Anfang Jänner ist sie angelaufen, bisher haben sich laut Mandl 70 bis 80 Bewerber gemeldet. Wie viele von ihnen geeignet seien, werde sich erst zeigen. Wenn sich durch die Kampagne bis 2020 zusätzlich­e 100 Mitarbeite­r finden ließen, wäre das schon ein kleiner Erfolg, so Mandl.

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Der Job des Verschiebe­rs ist am Arbeitsmar­kt nicht der gefragtest­e
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ÖBB-Chef Matthä: „Wir sparen Millionen Tonnen an CO ein“

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