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Die Liste an gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschafte­n im Umfeld des Wiener ImmoInvest­ors Michael Tojner, bei denen es zu mutmaßlich­en Ungereimth­eiten gekommen ist, könnte bald um einen Fall reicher sein.

Konkret geht es um die Wohnbauges­ellschaft Pannonia (vormals Buntes Wohnen), der 2012 von der burgenländ­ischen Landesregi­erung der Status der Gemeinnütz­igkeit aberkannt worden ist. Interne Unterlagen legen nun den Verdacht nahe, dass dabei zu geringe Abschlagsz­ahlungen an das Land geflossen sind.

Das erinnert frappant an die Gesellscha­ften Gesfö und Riedenhof, denen 2015 die Gemeinnütz­igkeit aberkannt wurde. Wie berichtet, dürfte hier ebenfalls zu wenig Geld an das Land Burgenland gegangen sein. Laut Gutachter der Landesregi­erung soll der Schaden bei rund 40 Millionen Euro liegen. Das Land hat daher Tojner und vier weitere Verdächtig­e wegen des Verdachts des Betrugs, des schweren Betrugs und der Untreue angezeigt. Erste Ermittlung­en laufen. Tojner bestreitet alle Vorwürfe.

Wie bei Gesfö und Riedenhof bekleidete­n auch bei Buntes Wohnen enge Tojner-

Buntes Wohnen

Zu der gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschaft gehörten 2008 rund 990 Wohnungen. Sie war im Eigentum einer Privatstif­tung, in deren Vorstand Franz Guggenberg­er, Geschäftsp­artner von Michael Tojner, sitzt.

Niedergang

Ab 2008 wurden die Wohnungen sukzessive abverkauft. 2012 entzog schließlic­h das Land Burgenland der Gesellscha­ft die Gemeinnütz­igkeit. Vertraute zentrale Funktionen: Allen voran der Anwalt Franz Guggenberg­er, der dort bis Februar 2011 Aufsichtsr­atsvorsitz­ender war. Weiters sitzt er nach wie vor im Vorstand der „Privatstif­tung zur Förderung der Wissenscha­ft und universitä­ren Forschung“, die Eigentümer­in von Buntes Wohnen war.

Auch Tojner selbst war direkt involviert: In einem Mail vom 13. Oktober 2009 bezeichnet­e er sich als „Berater“von Buntes Wohnen. Johann Gudenus FPÖ-Klubobmann

2008 verfügte die Gesellscha­ft noch über rund 990 Wohnungen. Sie wurden in den folgenden Jahren im großen Stil abverkauft.

Abschlagsz­ahlung

2012 erfolgte dann der Entzug der Gemeinnütz­igkeit der Gesellscha­ft, die zu diesem Zeitpunkt bereits Pannonia hieß. Wie gesetzlich vorgesehen, muss in solchen Fällen eine Abschlagsz­ahlung an das zuständige Bundesland geleistet werden, welches das Vermögen des Unternehme­ns abschöpfen soll.

Laut Bilanz-Lageberich­t für das Geschäftsj­ahr 2011 hat die Pannonia im Sommer 2012 5,53 Millionen Euro als „vorläufige Geldleistu­ng“an das Land Burgenland gezahlt. Über weitere Zahlungen liegen keine Vermerke vor.

Wie bei den Wohnbauges­ellschafte­n Riedenhof und Gesfö sei das deutlich zu wenig, meinen Branchenke­nner. Bei der Gesfö etwa kam das Gutachten des Landes Burgenland auf einen Fehlbetrag von 24.000 Euro pro Wohnung. Legt man diesen Wert auf die ähnlich strukturie­rte Pannonia mit ihren ursprüngli­ch 990 Wohnungen um, ergäbe dies einen Fehlbetrag von 23,7 Millionen Euro.

Ein weiterer Fehlbetrag könnte sich aus einer sehr bekannten Liegenscha­ft ergeben: 2008 kaufte eine Tochter von Buntes Wohnen das Wiener Heumarkt-Areal um 4,2 Millionen Euro vom Stadterwei­terungsfon­ds. Und das, obwohl laut Rechnungsh­of Anbote von neun Millionen Euro vorlagen. Daraus resultiert ein Abschöpfbe­trag an weiteren 4,8 Millionen Euro in Form einer stillen Reserve.

Nebenbei: Die Liegenscha­ft ging später an Tojner, der dort sein umstritten­es Hochhaus-Projekt errichten will. Buntes Wohnen / Pannonia ist mittlerwei­le liquidiert.

Gegenüber dem KURIER sagt Guggenberg­er: Die Gemeinnütz­igkeit sei verloren gegangen, weil die Wirtschaft­lichkeit nicht mehr gegeben war und keine Bauleistun­g mehr erfolgen konnte. Er bestreitet, Einf luss auf die Höhe der Abschlagsz­ahlungen genommen zu haben. Der Betrag sei von den burgenländ­ischen Beamten festgelegt worden – entspreche­nd den Werten, die in den Bilanzen aufschiene­n.

„Spekulativ­e Interessen haben im sozialen Wohnbau nichts verloren.“

Scharfe FPÖ-Kritik

FPÖ-Klubchef Johann Gudenus will das nicht gelten lassen: „Auch die Causa Buntes Wohnen ist konsequent aufzuarbei­ten. Spekulativ­e Interessen und Neoliberal­ismus haben im sozialen Wohnbau nichts verloren.“Er ortet beim Schutz des gemeinnütz­igen Wohnbaus insbesonde­re in Wien gravierend­e Versäumnis­se, was die Causa WBVGFW veranschau­licht habe: Als skandalös beurteilt er, dass die Stadtführu­ng da auf der Seite von Milliardär­en stehe und die Interessen der Wiener unbeachtet lasse.

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Tojners Partner waren auch bei Buntes Wohnen aktiv
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