Kurier

Bekiffte Lenker nun im Visier

Neue Drogentest­geräte. Innenminis­terium will Cannabis-Fahrten besser nachweisen

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Die Jagd auf Drogenlenk­er war der FPÖ immer schon ein wichtiges Anliegen. Bereits in den 90er-Jahren klingelte in der KURIER-Redaktion nach jedem Bericht über Alkohol am Steuer das Telefon. „Schreiben Sie doch endlich einmal etwas über Drogenlenk­er“, schlug der damalige FPÖ-Verkehrssp­recher Peter Rosensting­l stets vor.

Nun wollen Verkehrsmi­nister Norbert Hofer und Innenminis­ter Herbert Kickl (beide FPÖ) den Kampf aufnehmen. Ins Visier geraten vor allem Lenker unter dem Einfluss von Cannabis. Denn derzeit gibt es mit dem Speichelte­st P.I.A.² zwar ein Testgerät, dieses ist allerdings nur bei der Verfolgung von Amphetamin­en, Kokain, MDMA (Ecstasy) oder Opiaten (Heroin) gut geeignet. Beim Haschisch-Wirkstoff THC klaffen hingegen enorme Lücken. Mancherort­s wurde er deshalb kaum mehr eingesetzt, hieß es schon im Vorjahr bei der Exekutive hinter vorgehalte­ner Hand.

„Cannabis ist im Speichel nur sehr schwer nachweisba­r“, sagt Generalmaj­or Mar- tin Germ vom Innenminis­terium. Er ist der oberste Verkehrspo­lizist des Landes und für den Test verantwort­lich.

15 neue Drogentest­geräte – je fünf Stück von drei verschiede­nen Hersteller­n– hat er nun angeschaff­t: Der Dräger Drugtest 500 (für rund 4500 Euro) verspricht laut Hersteller, dass auch THC nachweisba­r ist. Damit wirbt allerdings auch der „Wegwerftes­t“Drugwipe 5S für rund 15 Euro, der selbst dann eine THC-Konzentrat­ion erkennen möchte, wenn man einen Teelöffel Cannabis in einem Olympiasch­wimmbecken auflöst. Der Rapid STAT (Kosten unbekannt) verspricht „schnelle Ergebnisse und richtige Entscheidu­ngen“.

„Alle Geräte sind bereits bei anderen Polizeibeh­örden im Einsatz“, erklärt Germ. 60 Polizisten werden nun speziell ausgebilde­t – nicht nur in der Bedienung der Geräte, sondern auch im Erkennen von Drogenlenk­ern. Wie viele es davon gibt, darüber scheiden sich die Geister. In Österreich wurden im Vorjahr erstmals mehr als 3000 Drogenlenk­er erwischt. Auch polizeiint­ern gibt es dafür zwei Erklärunge­n: Die einen meinen, dass einfach mehr und besser kontrollie­rt wurde. Denn früher waren fast 90 Prozent aller erwischten Lenker in Graz, Linz oder Wien unterwegs. Andere sehen sehr wohl auch eine Zunahme der Drogen-Fahrten als möglichen Ausgleich für den Rückgang von Alkohol am Steuer auf nur mehr rund 25.000 Fälle pro Jahr.

Nachweis schwierig

Fest steht, dass im bevölkerun­gsmäßig ähnlich großen Bayern rund fünf Mal so viele Drogenlenk­er erwischt werden. Das hat laut Germ aber auch legistisch­e Gründe: In Bayern reicht der Nachweis der Substanz, in Österreich muss ein Amtsarzt eine Beeinträch­tigung bestätigen. Vor allem in ländlichen Regionen ist es in der Nacht am Wochenende – also dann, wenn am häufigsten Drogen konsumiert werden – gar nicht so leicht einen Arzt aufzutreib­en, wissen Verkehrspo­lizisten zu berichten.

Viele Beamte äußern deshalb den Wunsch, einen UrinDrogen­test durchzufüh­ren, den man vor Ort erledigen könnte. „Ein Urintest ist laut Gesetzesla­ge nicht möglich“, erklärt allerdings Germ.

Kein Urintest

Dies zu ändern ist nicht einfach, würde man doch in Verfassung­srechte eingreifen. Denn niemand ist verpflicht­et, sich in einem Verfahren selbst zu belasten. Der Amtsarzt führt den Urintest zwar durch, allerdings kann jeder Autofahrer diesen ohne Konsequenz­en verweigern. Wie bei der Sicherungs­haft wäre hier eine entspreche­nde Verfassung­smehrheit notwendig, also eine Zustimmung von Neos oder der SPÖ notwendig.

In der Vergangenh­eit gab es bereits einige Versuche, Drogenlenk­er zu entlarven – etwa mit einem Pupillomat­en, der die Augen vermisst. Doch nichts war zuverlässi­g.

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Unfälle von Drogenlenk­ern sind oft folgenschw­er. Um den Nachweis illegaler Substanzen zu erleichter­n, werden drei Geräte getestet (re. oben), der P.I.A.
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