Doping-Affäre spitzt sich zu: Auch Kronzeuge wurde verhaftet
Johannes Dürr wurde von ehemaligen Kollegen beschuldigt
Operation Aderlass. Kein Tag vergeht ohne Knalleffekt. Am Dienstag wurde Johannes Dürr vorübergehend festgenommen. Der 31-jährige Niederösterreicher war bei den Olympischen Spielen 2014 des Dopings überführt worden und war der Kronzeuge im aktuellen Doping-Skandal rund um die Nordische Ski-WM in Seefeld. Doch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und der Nordische Direktor Markus Gandler warfen Dürr vor, für seine ehemaligen Kollegen Hauke und Baldauf den Kontakt zu einem Mediziner aus Erfurt hergestellt zu haben. Der Deutsche soll die Drehscheibe eines Doping-Netzwerkes sein. 40 Blutbeutel sollen in seiner Praxis sichergestellt worden sein.
Es vergeht seit vergangenem Mittwoch praktisch kein Tag ohne Knalleffekt. Es begann mit einer Razzia und der Festnahme mehrerer Langläufer bei der Nordischen WM in Seefeld, darunter befanden sich auch die beiden Österreicher Dominik Baldauf und Max Hauke. Es ging weiter mit den Doping-Ermittlungen gegen den Tiroler Radprofi Stefan Denifl, dem die Selbstanzeige seines steirischen Kollegen Georg Preidler folgte.
Und am Faschingsdienstag erlebte die Dopingaffäre einen weiteren Tiefpunkt. Mit der vorübergehenden Festnahme von Johannes Dürr. Der 31-jährige Niederösterreicher galt bisher als Kronzeuge und jener Mann, der diesen internationalen Fall erst so richtig ins Rollen gebracht hat. Seine Aussagen und Hinweise im Rahmen der ARD-Doku „Die Gier nach Gold“und seine Informationen für die Ermittler waren verantwortlich für die koordinierten Polizeieinsätze in Seefeld und in Erfurt, wo ein Mediziner festgenommen wurde, der das Blutdoping organisiert und durchgeführt haben soll.
Festnahme erforderlich
In der offiziellen Aussendung der Staatsanwaltschaft wurde Johannes Dürr zwar nicht namentlich genannt, der Verweis auf einen „weiteren Langläufer, der zuvor selbst aufgrund seiner Angaben die Ermittlungen in Deutschland gegen den Sportmediziner aus Erfurt in Gang gebracht hat“war aber eindeutig.
Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft hätten neue Ermittlungsergebnisse die Festnahme des 31-Jährigen erforderlich gemacht, der 2014 des Dopings überführt und für zwei Jahre gesperrt worden war. Es gehe um den „Verdacht des schweren Betruges“, erklärte Dieter Csefan, der leitende Ermittler des Bundeskriminalamts gegenüber dem ORF.
Schon am Sonntag hatten ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und der Nordische Direktor Markus Gandler dem Kronzeugen Johannes Dürr vorgeworfen, für seine ehemaligen Kollegen Hauke und Baldauf den Kontakt zum Erfurter Mediziner hergestellt zu haben. Diese Informationen will Gandler jedenfalls im Gespräch mit Hauke und Baldauf erfahren haben. „Das ist bestätigt worden, dass der Herr Dürr bereits damals die zwei Leute zu dem Arzt gebracht hat“, erklärte Schröcksnadel.
Johannes Dürr, für den die Unschuldsvermutung gilt, ließ damals den Vorwurf durch seinen Anwalt dementieren. „Die angeblichen Anschuldigungen von Dominik und Max sind unwahr. Ich habe keine Kontaktdaten des in den Medien genannten Doping- Arztes an die beiden Sportler weitergegeben“, hieß es in einer Aussendung am Sonntag.
Brisante Blutbeutel
Unabhängig davon gehen in Deutschland die Vernehmungen des inhaftierten Me- diziners weiter. Der Erfurter Arzt hat laut Angaben seines Anwalts vollste Kooperationsbereitschaft zugesichert, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis jene 40 Blutbeutel, die bei der Razzia in seinem Haus gefunden wurden, den betreffenden Sportlern zugeordnet werden können.
Das glaubt auch Chefermittler Csefan, der spätestens in der kommenden Woche mit weiteren Erkenntnissen rechnet, wenn dann die nächsten Sportler identifiziert sind.