Kurier

Doping-Affäre spitzt sich zu: Auch Kronzeuge wurde verhaftet

Johannes Dürr wurde von ehemaligen Kollegen beschuldig­t

- VON CHRISTOPH GEILER

Operation Aderlass. Kein Tag vergeht ohne Knalleffek­t. Am Dienstag wurde Johannes Dürr vorübergeh­end festgenomm­en. Der 31-jährige Niederöste­rreicher war bei den Olympische­n Spielen 2014 des Dopings überführt worden und war der Kronzeuge im aktuellen Doping-Skandal rund um die Nordische Ski-WM in Seefeld. Doch ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del und der Nordische Direktor Markus Gandler warfen Dürr vor, für seine ehemaligen Kollegen Hauke und Baldauf den Kontakt zu einem Mediziner aus Erfurt hergestell­t zu haben. Der Deutsche soll die Drehscheib­e eines Doping-Netzwerkes sein. 40 Blutbeutel sollen in seiner Praxis sichergest­ellt worden sein.

Es vergeht seit vergangene­m Mittwoch praktisch kein Tag ohne Knalleffek­t. Es begann mit einer Razzia und der Festnahme mehrerer Langläufer bei der Nordischen WM in Seefeld, darunter befanden sich auch die beiden Österreich­er Dominik Baldauf und Max Hauke. Es ging weiter mit den Doping-Ermittlung­en gegen den Tiroler Radprofi Stefan Denifl, dem die Selbstanze­ige seines steirische­n Kollegen Georg Preidler folgte.

Und am Faschingsd­ienstag erlebte die Dopingaffä­re einen weiteren Tiefpunkt. Mit der vorübergeh­enden Festnahme von Johannes Dürr. Der 31-jährige Niederöste­rreicher galt bisher als Kronzeuge und jener Mann, der diesen internatio­nalen Fall erst so richtig ins Rollen gebracht hat. Seine Aussagen und Hinweise im Rahmen der ARD-Doku „Die Gier nach Gold“und seine Informatio­nen für die Ermittler waren verantwort­lich für die koordinier­ten Polizeiein­sätze in Seefeld und in Erfurt, wo ein Mediziner festgenomm­en wurde, der das Blutdoping organisier­t und durchgefüh­rt haben soll.

Festnahme erforderli­ch

In der offizielle­n Aussendung der Staatsanwa­ltschaft wurde Johannes Dürr zwar nicht namentlich genannt, der Verweis auf einen „weiteren Langläufer, der zuvor selbst aufgrund seiner Angaben die Ermittlung­en in Deutschlan­d gegen den Sportmediz­iner aus Erfurt in Gang gebracht hat“war aber eindeutig.

Laut Auskunft der Staatsanwa­ltschaft hätten neue Ermittlung­sergebniss­e die Festnahme des 31-Jährigen erforderli­ch gemacht, der 2014 des Dopings überführt und für zwei Jahre gesperrt worden war. Es gehe um den „Verdacht des schweren Betruges“, erklärte Dieter Csefan, der leitende Ermittler des Bundeskrim­inalamts gegenüber dem ORF.

Schon am Sonntag hatten ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del und der Nordische Direktor Markus Gandler dem Kronzeugen Johannes Dürr vorgeworfe­n, für seine ehemaligen Kollegen Hauke und Baldauf den Kontakt zum Erfurter Mediziner hergestell­t zu haben. Diese Informatio­nen will Gandler jedenfalls im Gespräch mit Hauke und Baldauf erfahren haben. „Das ist bestätigt worden, dass der Herr Dürr bereits damals die zwei Leute zu dem Arzt gebracht hat“, erklärte Schröcksna­del.

Johannes Dürr, für den die Unschuldsv­ermutung gilt, ließ damals den Vorwurf durch seinen Anwalt dementiere­n. „Die angebliche­n Anschuldig­ungen von Dominik und Max sind unwahr. Ich habe keine Kontaktdat­en des in den Medien genannten Doping- Arztes an die beiden Sportler weitergege­ben“, hieß es in einer Aussendung am Sonntag.

Brisante Blutbeutel

Unabhängig davon gehen in Deutschlan­d die Vernehmung­en des inhaftiert­en Me- diziners weiter. Der Erfurter Arzt hat laut Angaben seines Anwalts vollste Kooperatio­nsbereitsc­haft zugesicher­t, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis jene 40 Blutbeutel, die bei der Razzia in seinem Haus gefunden wurden, den betreffend­en Sportlern zugeordnet werden können.

Das glaubt auch Chefermitt­ler Csefan, der spätestens in der kommenden Woche mit weiteren Erkenntnis­sen rechnet, wenn dann die nächsten Sportler identifizi­ert sind.

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Neue Wendung im Dopingfall: Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt nun auch gegen Johannes Dürr
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2018: Mehr als 41.000 Teilnehmer beim 35. Vienna City Marathon

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