Kurier

Weber und Kurz drohen Orbàn

Europäisch­e Volksparte­i. Ungarns Premier muss sein Verhalten ändern, sonst folgt der Bruch

- DANIELA KITTNER

Die ÖVP ändert ihre Linie gegenüber Ungarns Premier

Bisher war Kanzler dagegen, Orbàn aus der EVP, dem Verbund der europäisch­en Konservati­ven, auszuschli­eßen.

Die ÖVP-Linienkorr­ektur erfolgt in enger Abstimmung mit dem EVPSpitzen­kandidaten für die EU-Wahl am 26. Mai.

Weber ging am Dienstagna­chmittag voran und stellte Orbàn in der deutschen Bild öffentlich Bedingunge­n für den Verbleib seiner Partei Fidesz in der EVP. Erfüllt Orbàn die Bedingunge­n nicht, wird es für Fidesz eng.

Wenige Minuten nach Weber setzte Wien nach. Kurz, ÖVP-Spitzenkan­didat

und EU-Kommissar gingen in einer gemeinsame­n Erklärung zu Orbàn auf Distanz.

Ungarns Premier steht wegen seiner illiberale­n, au-

Viktor Orbàn. Sebastian Kurz Manfred Weber, Othmar Karas Johannes Hahn

toritären Politik schon länger im Zentrum von Kritik. Das Fass zum Überlaufen brachte er mit einer Plakatkamp­agne gegen Kommission­spräsident Jean-Claude

einen EVP-Parteifreu­nd, und den in Ungarn gebürtigen Milliardär

Orbàn wirft den beiden

Juncker, Soros. George

vor, illegale Immigratio­n in die EU zu fördern.

Weber verlangt, Orbàn müsse seine anti-europäisch­e Kampagne stoppen, sich entschuldi­gen und einen Verbleib der von Soros unterstütz­ten Zentraleur­opäischen Universitä­t in Budapest sichern. Weber dekla- riert seine Bedingunge­n zum „letzten Versuch, Viktor Orbàn und die Fidesz in der EVP zu halten“.

In den vergangene­n Tagen haben zwölf EVP-Mitgliedsp­arteien von Schweden bis Portugal Orbàns Ausschluss gefordert. Der Ungar zeigt sich davon wenig beein- druckt. Er nennt seine EVPinterne­n Kritiker „nützliche Idioten der Linken“.

Zum Showdown dürfte es beim nächsten EVP-Treffen am 20. März vor dem nächsten EU-Gipfel kommen.

Ob Fidesz ausgeschlo­ssen oder nur suspendier­t wird, ist offen.

Einige EVP-Politiker scheuen trotz Orbàns Provokatio­nen vor einem endgültige­n Bruch zurück.

Eine Argumentat­ion lautet: Wird Orbàn ausgeschlo­ssen, öffnet das ein Ventil, und alle europäisch­en Parteienfa­milien kommen unter Druck, ihre verhaltens­auffällige­n Regierungs­chefs auszuschli­eßen. Das Ergebnis wäre eine Handvoll Premiermin­ister im Trotzwinke­l, die allesamt über ein Vetorecht in der EU verfügen. Die EU würde noch manövrieru­nfähiger, als sie schon ist. Innerhalb der Parteienfa­milien könne man auf die problemati­schen Premiers wenigstens einreden. Kurz war lange Zeit ein Vertreter dieses pragmatisc­hen Arguments gegen einen Orban-Ausschluss.

Ein zweites Kalkül ist ein machtpolit­isches. Fidesz stellt 13 Mandate im EU-Parlament. Ihr Abgang würde die EVP schwächen.

Viktor Orbàn, Manfred Weber: Am 20. März kommt es zum Showdown in der Europäisch­en Volksparte­i

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