Kurier

Trudeaus Gaddafi-Interventi­on

Korruption­saffäre in Kanada. Premier wollte kein Aufhebens machen, zwei Ministerin­nen gehen

- VON SUSANNE BOBEK

Der kanadische Strahlepre­mier Justin Trudeau, der mit seiner Frau und den drei Kindern wie ein Filmstar durch die Weltpoliti­k jettet, ist schwer angeschlag­en, wenn nicht rücktritts­reif.

Eine Korruption­saffäre um den Ingenieurs- und Baukonzern SNC-Lavalin stürzt den liberalen Politiker ein halbes Jahr vor den Wahlen in seine bisher schwerste Krise. Offenbar wollte der Premier die Affäre, bei der es um hohe Schmiergel­dsummen an die Familie Gaddafi und deren Vertraute ging, außergeric­htlich bereinigen lassen. Zwei Ministerin­nen haben deshalb ihren Rücktritt eingereich­t.

Trudeau wird vorgeworfe­n, Druck auf die kanadische Justizmini­sterin Jody Wilson-Raybould ausgeübt zu haben, damit der Fall nicht vor Gericht kommt. Weil Wil- son-Raybould sich weigerte, Einf luss auf die Ermittlung­en zu nehmen, wurde sie im Jänner an die Spitze des Veteranenm­inisterium­s versetzt – und trat schließlic­h im Februar zurück. Wenige Tage später trat auch Trudeaus langjährig­er Freund und Berater Gerry Butts zurück.

Am Montag trat dann die allseits geschätzte Haushaltsm­inisterin Jane Philpott (58) zurück. Die Begründung der liberalen Politikeri­n: Sie habe das Vertrauen in die Führung des Landes verloren. „Auf dem Spiel stehen die Unabhängig­keit und Integrität unseres Justizsyst­ems“, schrieb Philpott auf Twitter.

Dispute sind erlaubt

Der Premier versucht, die Sache zu überspiele­n: „In einer Demokratie wie der unsrigen sind Meinungsve­rschiedenh­eiten und Dispute erlaubt und erwünscht.“Die Bedenken der abgetreten­en Minis- terinnen über die SNC-Lavalin-Affäre nehme er ernst.

Der kanadische Baukonzern soll während der Herrschaft des libyschen Machthaber­s Muammar al-Gaddafi Vertreter des nordafrika­nischen Staates mit Schmiergel­d in Höhe von 31 Millionen Euro bestochen haben, um sich Aufträge zu sichern.

Trudeau wollte die Sache mit einer Verschärfu­ng von Compliance-Regeln ruhen lassen. Denn im Falle einer Verurteilu­ng hätte der Konzern zehn Jahre bei keinen öffentlich­en Aufträgen in den Bereichen Bergbau, Transport und Infrastruk­tur mitbieten dürfen. Das Unternehme­n beschäftig­t weltweit 50.000 Mitarbeite­r, viele Jobs in Kanada wären gefährdet gewesen.

Wer Trudeau kennt, weiß, dass er nicht aufgeben wird. Frau und Kinder stehen bereit, um das Image des Mannes aufzupolie­ren.

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Trudeau mit Frau und Kindern medienwirk­sam vor dem Taj Mahal in Indien: Dem Jetset-Politiker liefen jetzt zwei Ministerin­nen davon

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