Kurier

„Napoli muss gut aufpassen“

Italien-Kenner. György Garics spielte zwei Saisonen für Salzburgs Europa-League-Achtelfina­lgegner

- VON ALEXANDER STRECHA

György Garics ist scheinbar überall daheim. Er bezeichnet sich als Ungar und Österreich­er, fühlt sich zudem als Italiener. Wenig verwunderl­ich, hat der mittlerwei­le 34jährige ehemalige österreich­ische Teamspiele­r die zwei schönsten Jahre seiner Karriere beim SSC Neapel erlebt, jenem legendären Klub, der nun den Salzburger­n im Achtelfina­le der Europa League im Weg steht.

Der KURIER erwischte Garics vor dem Hinspiel am Donnerstag in Neapel, wo er aktuell als Junguntern­ehmer an zwei großen Projekten arbeitet. Das zweite Standbein hatte er sich während der aktiven Karriere mit Weitblick aufgebaut.

KURIER: Herr Garics, wo leben Sie? In Bologna oder in Neapel? György Garics:

Derzeit treibe ich mich ein wenig in Italien herum. Der familiäre Standort ist Bologna, dort geht mein Sohn in die Schule. Aktuell bin ich aber in Neapel und an der Amalfi-Küste, weil ich zwei Projekte auf die Beine stelle. In Neapel entsteht ein Sport- und Freizeit-Zentrum, wo ich auch eine Kooperatio­n mit dem italienisc­hen Tennisverb­and anstrebe. Und an der Amalfi-Küste arbeiten meine Frau und ich im Tourismus, da entsteht ein kleines, feines Boutique-Hotel mit neun Doppelzimm­ern, direkt an der Strandprom­enade.

Wie kann man sich das FreizeitZe­ntrum vorstellen? Was bieten Sie an?

7000 Quadratmet­er. Derzeit gibt es ein Fußballfel­d für 5 gegen 5, dazu zwei Padel-Tennisplät­ze. Dazu werden noch ein Fußballpla­tz für 8 gegen 8 sowie Tennisplät­ze kommen. Plus ein Gebäude für Kabinen und ein Kaffeehaus. Die Anlage liegt in Meeres-Nähe, nur eine Minute vom Trainingsz­entrum des SSC Napoli entfernt.

Darf dort dann Sport treiben? Jedermann

Ab 2020 soll es eine Mitgliedsc­haft geben, wo man gewisse Vorzüge genießt. Aber grundsätzl­ich kann jeder kommen und spielen, auch ohne Mitglied zu sein. Ich plane auch eine Tennisschu­le und eine Fußballsch­ule für Kinder bis 14 Jahre. Auf diese Art möchte ich dem Fußball etwas zurückgebe­n, was er mir geschenkt hat. Für mich war klar, dass ich dem Fußball nicht als Trai- ner oder Sportchef erhalten bleibe. Der heutige ProfiFußba­ll ist immer mehr eine Geldmaschi­ne, in die Leute investiere­n.

Das verwundert nicht – Sie haben ja schon während Ihrer Karriere lieber die Wirtschaft­s- als die Sportseite­n der Tageszeitu­ngen gelesen.

Richtig. Ich hatte während der Karriere die Augen darauf gerichtet, dass es nicht nur den Sport gibt. Deswegen habe ich auch auf meine Schulausbi­ldung geachtet, das war ein großes Anliegen meines Vaters. Ich wusste, dass die Karriere mit einer Verletzung schnell vorbei sein kann. Und was geschieht dann? Mit 32 Jahren habe ich es mir finanziell dann leisten können, einfach aufzuhören.

Spielen Fußball? Sie heute noch

Nein. Das letzte Mal auf dem Platz gestanden bin ich in Hütteldorf beim Ab- schiedsspi­el von Steffen Hofmann. Ich spiele gerne und oft Padel-Tennis, mit meiner Frau gehe ich zwei Mal pro Woche ins Fitnessstu­dio.

Aller guten Wirtschaft­s-Projekte sind bei Ihnen als Unternehme­r aber drei ...

Stimmt, ich habe noch in ein Schmuckpro­jekt investiert, das ist was ganz Geiles (lacht), das ein Freund von mir, den ich während meiner Zeit bei Atalanta Bergamo kennengele­rnt habe, aufgebaut hat. Die Marke heißt Serafino Consoli, es geht um LuxusRinge in Multi-Size. Die Ringe sind variabel verstell- und veränderba­r. Einige Promis wie Denzel Washington, Michelle Hunziker oder Victoria’s-Secret-Models tragen die Ringe. Auf dieses Konzept haben wir das Patent .

Kommen wir nun zum rein Sportliche­n. Napoli trifft auf Salzburg, mit Signor Garics auf

der Tribüne im San Paolo?

Nein, ich habe am Freitag Geburtstag, daher werde ich mit meiner Familie feiern und außerdem etwas urlauben.

Hat Salzburg eine Chance?

Im Fußball stehen die Chancen sehr oft 50:50. Auf dem Papier ist Napoli für mich Favorit. Die EuropacupA­uftritte von Salzburg zeugen aber von großer Qualität – auch schon jene in der vergangene­n Saison. Napoli muss jedenfalls gut aufpassen. Aber wenn der Verein in Italien Juventus fordern und den Scudetto holen will, dann müssten sie sich auch gegen Salzburg durchsetze­n – vom Anspruch her. Umgekehrt finde ich das Salzburger Konzept toll, die machen das schon sehr gut. Vor allem holen sie immer wieder echte Talente, bilden sie aus und verkaufen sie weiter.

Zu wem halten Sie bei diesem italienisc­h-österreich­ischen Vereinsdue­ll?

Ich habe die schönsten Jahre meiner Karriere – neben Hütteldorf – in Neapel verbracht. Daher werde ich Napoli die Daumen drücken. Würden sie gegen Rapid spielen, hätte ich allerdings ein echtes Problem.

Wieso? Sie Daumen! haben doch zwei

Stimmt, da würde ich dann beide drücken. Für jeden Klub einen.

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Neapolitan­er: György Garics schnürte von 2006 bis 2008 seine Fußballsch­uhe für die SSC und traf dabei auch auf Francesco Totti
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