Wiener AKH-Arzt wegen Betrugs verurteilt
Prozess. Mediziner und Komplize versprachen todkrankem Mann Vorreihung auf Transplant-Liste
Es muss viel Geld geflossen sein. So viel, dass im Landesgericht in Wien am Dienstag unklar bleibt, wann wem wie viel übergeben wurde. „Da verschwimmen die Erinnerungen“, sagt der Zweitangeklagte.
40.000 Euro waren es laut Staatsanwaltschaft, die an einen mittlerweile suspendierten Oberarzt des AKH und seinen Komplizen geflossen sind. Der Mediziner und sein Bekannter sollen dafür eine Vorreihung in der Transplant-Liste versprochen haben. Dienstagnachmittag wurden die beiden Männer deshalb wegen Betrugs verurteilt; nicht rechtskräftig. Der Mediziner (vertreten von Anwalt Wolfgang Blaschitz, Anm.) fasste 15 Mona- te bedingt aus, sein Komplize 30 Monate Haft. Zudem müssen die Männer die 40.000 Euro zurückzahlen.
Während der Verhandlung variieren die Angaben über die geflossenen Summen ständig. Was auch daran liegen mag, dass beim Zweitangeklagten schon vor Jahren Demenz diagnostiziert worden ist, wie seine Anwältin am Dienstag im Landesgericht in Wien vorlegt. Das allerdings zieht der Hauptangeklagte – der ehemalige Oberarzt – in Zweifel. „Das steht nur etwas von einer leichten Beeinträchtigung im Befund“. Der ehemalige Freund nimmt das als Provokation auf. „Also der andere Arzt lügt, oder wie?“
Fest steht, dass ein schwer kranker Grieche, der dringend eine Spenderlunge benötigte, mit dem Doktor in Kontakt trat. Und dass seine Familie 40.000 Euro sammelte, damit er eine neue Lunge bekäme. Der Sohn des heute 68-Jährigen erinnert sich an ein Gespräch mit dem Zweitangeklagten: „Entweder wir kriegen das Geld heute, oder dein Vater stirbt.“Als sich die Angehörigen an einen Krankenhaus-Seelsorger wandten, ließ der alles auff liegen.