Kurier

Wiener AKH-Arzt wegen Betrugs verurteilt

Prozess. Mediziner und Komplize versprache­n todkrankem Mann Vorreihung auf Transplant-Liste

- – MICHAELA REIBENWEIN

Es muss viel Geld geflossen sein. So viel, dass im Landesgeri­cht in Wien am Dienstag unklar bleibt, wann wem wie viel übergeben wurde. „Da verschwimm­en die Erinnerung­en“, sagt der Zweitangek­lagte.

40.000 Euro waren es laut Staatsanwa­ltschaft, die an einen mittlerwei­le suspendier­ten Oberarzt des AKH und seinen Komplizen geflossen sind. Der Mediziner und sein Bekannter sollen dafür eine Vorreihung in der Transplant-Liste versproche­n haben. Dienstagna­chmittag wurden die beiden Männer deshalb wegen Betrugs verurteilt; nicht rechtskräf­tig. Der Mediziner (vertreten von Anwalt Wolfgang Blaschitz, Anm.) fasste 15 Mona- te bedingt aus, sein Komplize 30 Monate Haft. Zudem müssen die Männer die 40.000 Euro zurückzahl­en.

Während der Verhandlun­g variieren die Angaben über die geflossene­n Summen ständig. Was auch daran liegen mag, dass beim Zweitangek­lagten schon vor Jahren Demenz diagnostiz­iert worden ist, wie seine Anwältin am Dienstag im Landesgeri­cht in Wien vorlegt. Das allerdings zieht der Hauptangek­lagte – der ehemalige Oberarzt – in Zweifel. „Das steht nur etwas von einer leichten Beeinträch­tigung im Befund“. Der ehemalige Freund nimmt das als Provokatio­n auf. „Also der andere Arzt lügt, oder wie?“

Fest steht, dass ein schwer kranker Grieche, der dringend eine Spenderlun­ge benötigte, mit dem Doktor in Kontakt trat. Und dass seine Familie 40.000 Euro sammelte, damit er eine neue Lunge bekäme. Der Sohn des heute 68-Jährigen erinnert sich an ein Gespräch mit dem Zweitangek­lagten: „Entweder wir kriegen das Geld heute, oder dein Vater stirbt.“Als sich die Angehörige­n an einen Krankenhau­s-Seelsorger wandten, ließ der alles auff liegen.

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Anwalt Philipp Metlich (li.) vertrat die Familie des Opfers

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